Noch am vergangenen Dienstag war die Fußball-Welt für den FC Bayern München mehr als in Ordnung. Mit dem fulminanten 7:2-Sieg bei den Tottenham Hotspur hatte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac ein echtes Ausrufezeichen in der Champions League gesetzt. Nur vier Tage später steht plötzlich alles wieder in Frage. Nach dem Highlight in London hat es das Team offenbar nicht geschafft, mit der richtigen Einstellung den Alltag in der Bundesliga anzugehen. Prompt folgte zu Hause gegen die TSG Hoffenheim die erste Saisonniederlage – die am Ende sogar verdient war. Zur miesen Stimmung trug auch die Debatte um Thomas Müller bei: Der ehemalige Nationalspieler steht seit Wochen auf dem Abstellgleis und wird von Coach Kovac nur als Joker gebracht. Wird die Situation des unzufriedenen Müller langsam zum Pulverfass?
Nein, so richtig rund läuft es derzeit nicht beim FC Bayern. In der Königsklasse stehen zwar zwei überzeugende Siege zu Buche – die Qualifikation für das Achtelfinale dürfte nur noch Formsache sein. Aber in der Liga zeigt der Rekordmeister ungewohnte Schwächen. All das kommt einem bekannt vor.
Kovac wie vor einem Jahr in der Kritik
Vor exakt einem Jahr leisteten sich die Bayern schon einmal eine veritable Herbstkrise, damals musste Trainer Niko Kovac heftig um seinen Job zittern. Nur eine Siegesserie bis zur Winterpause verhinderte damals eine Entlassung, nachdem schon die Namen von Arsene Wenger und Zinedine Zidane durch München geisterten.
Erinnerungen an Eklat um Lisa Müller
Und noch eine Parallele gibt es zum Vorjahr: der Ärger um Thomas Müller. Wie schon im Herbst 2018 ist der Offensivspieler derzeit nur zweite Wahl beim FC Bayern, zuletzt saß Müller fünf Mal in Folge nur auf der Bank. In der zurückliegenden Saison führte diese Situation sogar zu einem kleinen Eklat.
Während der Partie gegen den SC Freiburg hatte Lisa Müller – die Ehefrau von Thomas Müller – bei Instagram einen Beitrag veröffentlicht, der als direkte Kritik an Niko Kovac zu deuten war. Gepostet hatte sie ein Foto von Thomas Müller kurz vor seiner Einwechslung, während er letzte Anweisungen von Kovac erhielt. Dazu der Text: “70 Minuten, bis der mal einen Geistesblitz hat.”
Keine Chance auf die Startelf für Müller
Die Aufregung war groß. Lisa Müller löschte den Beitrag später und entschuldigte sich bei Kovac. Aber das Betriebsklima war nachhaltig gestört. Man kann daher nur ahnen, wie im Hause Müller derzeit wieder über Kovac gesprochen wird. Denn Thomas Müller kommt derzeit nicht über die Rolle eines Notnagels hinaus.
Anders war die Aussage von Niko Kovac vor der Partie gegen Hoffenheim nicht zu interpretieren: “Sollte Not am Mann sein, dann kriegt er schon seine Einsatzminuten.” Eine Option für die Startelf ist Müller offenbar nicht mal ansatzweise.
Wann platzt Müller der Kragen?
Damit bewahrheitet sich ein Szenario, das viele Experten nach der Verpflichtung von Philippe Coutinho schon erwartet hatten: für Thomas Müller ist kein Platz mehr. In der offensiven Zentrale ist der brasilianische Neuzugang gesetzt, außen führt derzeit kein Weg an Serge Gnabry und Kingsley Coman vorbei.
Am Samstag nach der Partie gegen Hoffenheim (1:2) stapfte Thomas Müller mit eiserner Miene an den Journalisten vorbei. Auf Nachfrage bellte er nur: “Es gibt nichts zu sagen.” Bleibt die Frage, wie lange Müller seine Unzufriedenheit noch hinunterschlucken wird. Niko Kovac droht die nächste Baustelle.