Die Fans von Tottenham Hotspur dürften sich am Dienstagabend vorgekommen sein wie in einem Alptraum. Der englische Top-Club unterlag im eigenen Stadion einem entfesselten FC Bayern mit sage und schreibe 2:7! Vor allem in der zweiten Halbzeit brach der Vorjahresfinalist komplett zusammen, während bei den Bayern jeder Schuss ein Treffer war. Herausragend beim Deutschen Meister war zweifellos Serge Gnabry, dem nahezu alles gelang – und der am Ende vierfacher Torschütze war. Der grandiose Auftritt an der White Hart Lane bringt den FC Bayern in eine perfekte Ausgangsposition, um das Achtelfinale in der Champions League vorzeitig klarzumachen. Und was noch wichtiger ist: Die Machtdemonstration lässt bei den Bayern auch die Träume von einem Triumph in der Königsklasse wieder blühen.
“Wer auswärts bei dem Team, das in der letzten Saison im Endspiel stand, mit so einem Eregbnis gewinnt – der muss sich wohl zu den Titelfavoriten zählen lassen”, sagte Sky-Kommentator Wolff Fuss gegen Ende der Partie. Und wenn man in die Gesichter der Bayern schaute, dann war da durchaus ein gewisser Stolz über dieses Ausrufezeichen zu erkennen.
Bayern in der ersten Halbzeit zu passiv
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Partie am Dienstag zwei unterschiedliche Gesichter hatte. In der ersten Halbzeit – speziell in den ersten 30 Minuten – gerieten die Bayern gehörig unter Druck. “Da hat uns die Aggressivität gefehlt. Aber Manuel Neuer hat uns zum Glück im Spiel gehalten”, analysierte Trainer Niko Kovac anschließend.
Kimmich mit der schnellen Antwort
Aber auch ein starker Neuer konnte nicht verhindern, dass Tottenham in der 12. Minute durch einen platzierten Flachschuss von Son in Führung ging. Bayern reagierte und kam nur drei Minuten später zum 1:1-Ausgleich, als Kimmich den Ball aus 20 Metern genau im Eck versenkte.
Danach waren die Spurs der Führung wieder deutlich näher, aber Bayern blieb vor dem Tor eiskalt. Kurz vor der Pause unterstrich Robert Lewandowski seine Weltklasse-Form und traf zum 1:2 (44.). Und was dann in der zweiten Halbzeit passierte, wird man in Tottenham wohl ganz schnell vergessen wollen.
Gnabry macht das Spiel seines Lebens
Die Bayern spielten sich in einen Rausch, vor allem Serge Gnabry war einfach nicht zu stoppen. Der deutsche Nationalspieler zog immer wieder unwiderstehlich und in höchstem Tempo davon, dazu jeweils ein präziser Abschluss – Spurs-Keeper Lloris konnte einem fast leid tun. Mit einem Doppelpack (53./55.) entschied Gnabry die Partie vorzeitig.
Die Spurs bäumten sich zwar noch einmal auf und kamen durch einen Elfmeter von Harry Kane (61.) zum 2:4-Anschlusstreffer. Aber Bayern blieb dominant und sorgte in der Schlussphase dann für einen der höchsten Siege in der Geschichte der Königsklasse.
Alaba muss verletzt raus
Gnabry erzielte zunächst seinen dritten Treffer (83.), ehe Lewandowski das Ergebnis auf 2:6 schraubte (87.). Der Schlusspunkt war dann wieder Gnabry vorbehalten (88.), der sich anschließend den Spielball sicherte und diesen Abend zweifellos in bester Erinnerung behalten wird.
“Heute haben wir unsere Torchancen eben eiskalt genutzt – nicht so wie am Samstag in Paderborn. Wir sind jetzt natürlich glücklich, wir haben mit einem sehr engen Spiel gerechnet”, so Manuel Neuer nach dem Match. Einziger Wermutstropfen: David Alaba musste nach einem bösen Foul von Aurier ausgewechselt werden und droht schon wieder auszufallen.