Nach den beiden starken Leitungen gegen Bayer Leverkusen (4:0) und den FC Barcelona (0:0) schien Borussia Dortmund endgültig auf dem richtigen Weg zu sein in einer Saison, für die ambitionierte Ziele ausgerufen wurden. Am Sonntag gab es jetzt aber den nächsten Rückschlag für den BVB: Durch das unnötige 2:2-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt hat die Mannschaft von Trainer Lucien Favre erneut wertvolle Punkte verschenkt. Den Anspruch eines Meisterschaftsanwärters kann der BVB im Augenblick nicht erfüllen, die Tabelle lügt nicht. Wie sehr die Nerven inzwischen bereits blank liegen, konnte man an Marco Reus sehen. Dem Dortmunder Kapitän platzte nach dem Schlusspfiff der Kragen.
Gleich zwei Mal hatte der BVB in Frankfurt eine Führung aus der Hand gegeben, am Ende fühlte sich das Unentschieden an wie eine Niederlage. Eine echte Spitzenmannschaft gewinnt solche Spiele, ein echtes Top-Team kassiert nicht in der 90. Minute den Ausgleich gegen einen Gegner, der eigentlich komplett harmlos war.
Reus vergreift sich im Ton
Dass danach wieder die Frage nach der fehlenden Siegermentalität gestellt werden würde, war abzusehen. Und trotzdem reagierte BVB-Kapitän bei “Sky” extrem ungehalten: “Das geht mir so auf die Eier mit eurem Mentalitätsscheiß! Ganz ehrlich! Wir haben uns dumm angestellt, aber das hat doch nichts mit Mentalität zu tun. Jede Woche die selbe Kacke, es ist langsam mal gut.”
Dortmund bettelte schon fast um das 2:2
Warum die Borussia in der Schlussphase extrem passiv wurde und fast schon um den Ausgleich bettelte, konnte Reus aber auch nicht beantworten. Der amtierende Fußballer des Jahres lieferte in Frankfurt erneut eine schwache Vorstellung ab, war kaum präsent und vergab eine Großchance zum vermeintlichen 1:3.
Frankfurt extrem effizient
Die Borussia war in der ersten Halbzeit drückend überlegen, mehr als der Treffer von Axel Witsel nach schöner Vorarbeit von Thorgan Hazard (11.) sprang aber nicht heraus. Oft spielte der BVB seine Angriffe schlecht aus, der letzte Pass war ungenau oder der Abschluss zu harmlos. Das bestrafte die Eintracht, die aus dem Nichts und kurz vor der Pause durch Silva zum Ausgleich kam.
Sorgen um Hummels
Auch in der zweiten Hälfte kam von Frankfurt offensiv fast gar nichts. Beim BVB bereitete der überragende Witsel schließlich das 1:2 durch Jadon Sancho (66.) vor, die Borussia schien auf dem Weg zu einem sicheren Auswärtssieg.
Unerklärlich bleibt, warum Dortmund nichts konsequenter auf das dritte Tor spielte – und sich stattdessen viel zu weit zurückzog. Erschwerend kam hinzu, dass Abwehrchef Mats Hummels in der 63. Minute mit Rückenproblemen ausgewechselt werden musste, damit verlor der BVB seine defensive Stabilität.
Delaney ins eigene Netz
Es kam wie es kommen musste: Kurz vor dem Ende brachte Kamada den Ball scharf vor das BVB-Tor, wo Thomas Delaney klären wollte. Der Däne erwischte den Ball aber so unglücklich, dass er direkt ins eigene Tor spritzte. Das 2:2 war wie ein Tiefschlag für die Borussia, die auswärts einfach zu viel liegen lässt. Das Problem der Rückrunde der Vorsaison wurde offenbar nicht behoben.
Der BVB steht am Samstag gegen Bremen unter Druck
Am kommenden Samstag geht es für den BVB weiter mit einem Heimspiel gegen Werder Bremen – dann ist ein Dreier absolute Pflicht. Es bleibt abzuwarten, ob die Borussia dann wieder ihr anderes Gesicht zeigt. Die Stimmung in Dortmund dürfte jedenfalls schlecht sein in dieser Woche, auch Trainer Lucien Favre weht der Wind frontal ins Gesicht.