Beim FC Bayern München endet in diesem Jahr eine Ära. Wie schon vor mehreren Wochen bekannt wurde, wird Uli Hoeneß seine beiden Ämter als Präsident und Chef des Aufsichtsrats abgeben. Für den Verein ist dies ein tiefer Einschnitt, über die Gründe wird schon lange spekuliert. Hoeneß selbst hat sich zu seiner Entscheidung noch nicht öffentlich geäußert, dafür hat sich ein anderer nun offenbar verplappert. Der ehemalige bayerische Minsterpräsident Edmund Stoiber ließ am Mittwoch durchsickern, dass es einen ernsthaften Streit zwischen Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge gegeben habe. Dabei ist es offenbar um eine Entlassung von Trainer Niko Kovac gegangen.
Am Mittwochmittag war im Hofgarten der bayerischen Staatskanzlei jede Menge Prominenz aus Sport und Politik zu beobachten. Der FC Bayern wurde für den Gewinn des Doubles in der vergangenen Saison geehrt – eigentlich kaum eine Meldung wert.
Stoiber verrät Interna
Einer der Gäste sorgte dann allerdings dafür, dass der Anlass durch alle Medien geisterte. Edmund Stoiber, der beim FC Bayern als Vorsitzender des Verwaltungsbeirates tätig ist, plauderte gegenüber dem Fachmagazin kicker interessante Hintergründe zum Rücktritt von Uli Hoeneß aus.
Hainer wird Hoeneß-Nachfolger
Zunächst bestätigte Stoiber, dass der ehemalige Adidas-Chef Herbert Hainer zum Nachfolger von Hoeneß gewählt werden wird. “Er ist ein kluger Kopf und ein leidenschaftlicher Fußballer – auch wenn er aktiv nur bis zur Landesliga gekickt hat. Er kann das, er ist eine gute Wahl”, so Stoiber.
Entscheidung steht fest
Dann verriet Stoiber brisante Interna zur Causa Rummenigge, die so bislang nicht bekannt waren. Demnach habe der bayerische Ex-Ministerpräsident diverse Male versucht, Hoeneß umzustimmen. Der Präsident haben den Entschluss zum Rücktritt aber fest gefasst.
Kritik war “Schock” für Hoeneß
Auslöser soll unter anderem die Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr gewesen sein, als ein Vereinsmitglied heftige Attacken gegen Hoeneß gefahren hatte. Dem verurteilten Steuerhinterzieher wurden unverblümt Selbstherrlichkeit und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Dafür hatte es teilweise lauten Applaus im Saal gegeben.
Diese Angriffe hätten Hoeneß schwer getroffen, so Stoiber. Für den 67-Jährigen sei dies ein regelrechter “Schock” gewesen, es habe lange an Hoeneß genagt. Außerdem sei der Entschluss gereift, mehr Zeit für eine Familie – speziell für seine Enkelkinder – haben zu wollen.
Wollte Rummenigge einen neuen Trainer installieren?
Eine wesentliche Rolle hätten allerdings auch “Zwistigkeiten mit Kalle” gesorgt, so wird Stoiber im kicker zitiert. Dabei sei es um eine “Auseinandersetzung um den Trainer” gegangen!
Dass Karl-Heinz Rummenigge vor der Saison 2018/2019 lieber Thomas Tuchel als Bayern-Trainer verpflichtet hätte, ist ein offenes Geheimnis. Uli Hoeneß legte damals sein Veto ein, am Ende wurde es die Notlösung Niko Kovac. Dieser wackelte nach einem Fehlstart in der Bundesliga bereits nach wenigen Monaten, damals kursierten die Namen von Arsene Wenger und Zinedine Zidane in München.
Kovac darf sich keine Krise erlauben
Wie der kicker spekuliert, habe Hoeneß sich immer schützend vor den Trainer gestellt. Im Gegensatz dazu ist auffällig, wie oft von Rummenigge bereits kritische Töne in Richtung von Kovac zu Vernehmen waren.
Gut möglich, dass der Rücktritt von Hoeneß die Position des Trainers nun weiter schwächt. Bei der nächsten Krise könnte es für den Kroaten bereits eng werden, wenn “Beschützer” Hoeneß nur noch ein normales Mitglied des Aufsichtsrates ist.