Seit Tagen steht Schalke-Boss Clemens Tönnies wegen seiner rassistischen Entgleisung im medialen Kreuzfeuer, jetzt gibt es zumindest vereinsintern eine Entscheidung: Der Schalker Ehrenrat gab am Dienstagabend bekannt, dass Tönnies nicht von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender enthoben wird. Die Vorwürfe seien unbegründet, der mächtige Chef hat also vom eigenen Club keine Konsequenzen zu befürchten. Um Gras über die Angelegenheit wachsen zu lassen, hat Tönnies daraufhin angekündigt, sein Amt trotzdem für drei Monate ruhen zu lassen. Der gesamte Vorgang gleicht einer Farce, denn Schalke 04 ist massiv abhängig von Tönnies, seinem Geld und seinen Kontakten.
Wer den Verein Schalke 04 auch nur ein bisschen kennt und versteht, konnte nicht ernsthaft erwarten, dass der Club seinen mächtigen Boss einfach so vor die Tür setzt. Von daher war es kaum überraschend, was der sogenannte Ehrenrat am späten Dienstagabend über Twitter bekannt gab.
“Das Gremium ist nach mehrstündiger Sitzung zu dem Ergebnis gelangt, dass der gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden des S04, Clemens Tönnies, erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet ist”, so der offizielle Wortlaut.
Tönnies und seine dumpfen Stammtisch-Parolen
Unbegründet? Ernsthaft? Nur noch einmal zur Erinnerung: Tönnies hatte auf dem “Tag des Handwerks” in einer vorbereiteten Rede behauptet, man müsse in Afrika nur mehr Kraftwerke bauen, denn dann “würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen. Und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren.”
Diesen Satz hält der Schalker Ehrenrat also nicht für rassistisch. Gleichwohl hat das vereinsinterne Gremium erklärt, Tönnies habe damit “gegen die Vereinssatzung und das im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot” verstoßen, eine Sanktion hat dies aber nicht zur Folge.
Der Druck bleibt hoch
Unmittelbar nach der Entscheidung wurde bekannt, dass Tönnies aus freien Stücken angekündigt hat, sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke für drei Monate ruhen zu lassen. Der 63-Jährige zieht sich also für eine Weile aus der Öffentlichkeit zurück, um seinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Fakt ist allerdings, dass die Affäre sowohl den milliardenschweren Unternehmer als auch Schalke 04 nachhaltig beschädigt hat. Ob Tönnies nach seiner dreimonatigen Auszeit einfach so zur Normalität zurückkehren kann, ist zweifelhaft. Denn das mediale und öffentliche Echo war verheerend, auch viele Schalker Vereinsmitglieder hatten den Rücktritt von Tönnies gefordert.
DFB-Ethik-Kommission schaltet sich ein
Und inzwischen hat sich auch die Ethik-Kommission des DFB der Sache angenommen. Dessen Vorsitzender Nikolaus Schneider sagte gegenüber der Deutschen Presse Agentur, die Worte von Tönnies widersprächen allem, für das der Fußball steht. Die öffentliche Wirkung sei “schlimm”.
Stevens nimmt Tönnies in Schutz
Unterstützung erhielt Tönnies derweil vom Schalker “Jahrhundert-Trainer” Huub Stevens. Der Niederländer verteidigte den Schalke-Chef: “Wer Clemens Tönnies kennt, der weiß, dass es ihm immer um den Menschen geht. Er achtet auf den Charakter, nicht auf die Hautfarbe.”
Wer die Rede von Tönnies beim “Tag des Handwerks” gehört hat, dürfte an dieser Einschätzung allerdings zweifeln. Es sieht alles danach aus, als sei die Affäre für Tönnies längst nicht ausgestanden. Denn auch das Tischtuch zu den Schalker Ikonen Gerald Asamoah und Hans Sarpei scheint zerschnitten.