Neue Beweise gegen Platini: Findet die WM 2022 doch nicht in Katar statt?

Simon Schneider | am: 19.06.19
WM 2022 wird Katar entzogen
Gegen den ehemaligen UEFA-Boss Michel Platini sind neue Ermittlungen aufgenommen worden. Womöglich wird Katar jetzt doch noch die WM 2022 entzogen. (Foto: Shutterstock.com)

Die völlig irrsinnge Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 nach Katar steht wahrscheinlich sinnbildlich für alles, was beim beliebtesten Sport der Welt schief läuft. Trotz aller Beteuerungen blüht die Korruption in den beiden großen Verbänden FIFA und UEFA, Funktionäre machen sich die Tasche voll, am Ende leiden die Fans. Nun könnte die WM in Katar aber doch noch wackeln: Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini ist am Mittwoch von der französischen Polizei in Gewahrsam genommen worden. Sollten stichhaltige Beweise dafür gefunden werden, dass die Vergabe an Katar durch Schmiergeld beeinflusst wurde, müsste die FIFA dem Wüstenstaat den Zuschlag wieder entziehen.

Michel Platini galt einst als einer der besten Fußballer der Welt. Der geniale Dribbelkünstler führte die französische Nationalmannschaft 1984 zum EM-Gewinn, bei Juventus Turin war Platini ein gefeierter Superstar. Auch nach der aktiven Karriere schien Platini alles zu gelingen, als Funktionär holte er die WM 1998 nach Frankreich. In seinem Heimatland hatte er stets einen ähnlichen Status wie die “Lichtgestalt” Franz Beckenbauer in Deutschland.

Platini erhielt dubiose 1,8 Millionen Euro von der FIFA

Und während auch der “Kaiser” im Zuge der Korruptionsaffäre um die WM-Vergabe für 2006 inzwischen seine gesamte Reputation verloren hat, ist Platini noch tiefer gefallen. Der 63-Jährige war bereits 2015 für achte Jahre für alle Ämter im Weltfußball gesperrt worden – weil er eine erhaltene Zahlung in Höhe von 1,8 Millionen Euro nicht plausibel erklären konnte. Später reduzierte der Internationale Sportgerichtshof die Sperre auf vier Jahre.

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Neuer Korruptionsverdacht

Ab dem kommenden Oktober hätte Platini also wieder mitmischen können – und allgemein war davon ausgegangen worden, dass der Franzose ein Comeback vorbereitet. Seit dieser Woche dürften sämtliche Ambitionen Platinis aber gestorben sein, denn die Justiz hat ein neues Verfahren gegen den 63-Jährigen eingeleitet. Es bestehe der Verdacht der “aktiven und passiven” Korruption, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP.

Illegale Absprachen mit Katar?

Platini wurde am Mittwoch sogar verhaftet und mehrere Stunden im Pariser Vorort Nanterre verhört. Erst gegen Abend wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Über seinen Anwalt ließ Platini verlauten: “Ich habe absolut nichts falsch gemacht. Alle Fragen der Polizei wurden von mir ruhig und präzise beantwortet.”

Im Zentrum der Ermittlungen steht offenbar ein ominöses Mittagessen, dass im November 2010 im Pariser Elysée-Palast stattgefunden hat. Am Tisch saßen der damalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy, Platini und zwei hochrangige Vertreter aus Katar. Es sei darum gegangen, dass der reiche Wüstenstaat den Top-Club Paris Saint Germain kauft, im Gegenzug würde Platini dafür sorgen, dass Katar die WM 2022 erhält.

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FIFA müsste die WM 2022 neu vergeben

So kam es dann tatsächlich. Platini, der eigentlich für die USA votieren wollte, stimmte für Katar. Der kleine Staat stieg später mit seinen Öl-Milliarden bei Paris Saint Germain ein, gleichzeitig versorgte Platini noch seinen Sohn mit einem lukrativen Posten im Aufsichtsrat.

All das ist schon länger bekannt, aber nun könnte eine entscheidende Komponente dazu kommen: Sollten die Ermittler der Staatsanwaltschaft eindeutig beweisen, dass die WM-Vergabe an Katar nur durch Korruption und Schmiergelder zu Stande gekommen ist, müsste die FIFA die Entscheidung annullieren – so steht es in den Statuten des Weltverbandes. In diesem Fall müsste nun innerhalb von zwei Jahren ein neuer Austragungsort gefunden werden.

 

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen