Nun also auch Werder Bremen: Der norddeutsche Traditionsverein hat die Namensrechte an seinem Stadion verkauft. Der Deal mit einem großen Immobilienkonzern bringt Werder zwar frisches Geld, löst bei den eigenen Fans aber massiven Unmut aus. Die Bremer Anhänger waren immer stolz darauf, dass der Club den Namen “Weserstadion” nie angetastet hatte. In Zukunft wird die Arena offiziell “wohninvest Weserstadion” heißen, was aus Sicht der Werder-Bosse noch eine möglichst “sanfte” Lösung darstellt.
In der Bundesliga-Saison 2019/2020 wird es nur noch drei Vereine geben, deren Stadion keinen Sponsoren-Namen trägt. Borussia Mönchengladbach (Borussia-Park) sowie die beiden Berliner Vereine Hertha BSC (Olympiastadion) und Union Berlin (Stadion an der Alten Försterei) sind für Fußball-Romantiker die letzten Bastionen im Kampf gegen den Kommerz.
Drei Millionen Euro pro Jahr
Seit 1947 hatte auch Werder Bremen den Namen “Weserstadion” nie zur Diskussion gestellt – aber das ändert sich jetzt. Der Club bestätigte jetzt den Deal mit einer Immobiliengruppe aus Süddeutschland. Ab der kommenden Saison läuft Werder im “wohninvest Weserstadion” auf, dafür kassiert Werder insgesamt 30 Millionen Euro für zehn Jahre.
Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry rechtfertigt den Schritt und verweist auf wirtschaftliche Notwendigkeiten: “Die Kooperation verschafft uns den finanziellen Spielraum, um unsere einzigartige Heimstätte und nicht zuletzt auch unseren Verein für den Wettbewerb mit den besten Klubs Deutschlands weiterzuentwickeln.”
“Weserstadion” bleibt Teil des Namens
“Werder hat in den letzten Jahrzehnten mit einem unglaublichen Kraftakt dieses Stadion zu einem der schönsten in Deutschland aufgebaut. Wir wollen jetzt helfen, diese Errungenschaft abzusichern. Dieser Ort der Emotionen soll auch in den kommenden Jahren Schauplatz packender Fußballspiele auf höchstem Niveau bleiben”, so wohninvest-Chef Harald Panzer.
Die Werder-Bosse betonten auch, dass es “besonders wichtig” gewesen sei, den Namen “Weserstadion” in Verbindung mit dem Sponsoren-Namen zu erhalten. Den Werder-Fans stößt die Entscheidung trotzdem sauer auf. Schon als vor zwei Wochen erste Gerüchte durchgesickert waren, zogen erste Protestzüge durch die Stadt. Außerdem hagelte es Kritik in den sozialen Netzwerken.
Finanzierung langfristig sichern
Zur Wahrheit gehört aber auch: Dies ist nicht das erste Mal, dass Werder Bremen die Rechte an seinem Stadionnamen verkauft. Bis 2018 war das Unternehmen EWE der Inhaber, der Energieversorger verzichtete aber auf eine Umbenennung.
Seit dem Ausstieg von EWE habe man nach “kreativen Modellen” gesucht, um die Finanzierung des Stadions langfristig zu sichern, so Klaus Filbry. Man wolle damit dafür sorgen, dass im Weserstadion auch langfristig große Events stattfinden könnten.
Harte Konkurrenz in der Bundesliga
Letztlich sei der Deal auch wichtig, um Werder in der Bundesliga konkurrenzfährig zu halten. Andere Clubs kassieren ein Vielfaches, der sportliche und wirtschaftliche Kampf um die lukrativen Plätze in der Europa- und Champions League wird immer härter. Erst in der vergangenen Saison hatte Werder die Rückkehr auf die internationale Bühne knapp verpasst.
Fans sind sauer
Die Initiatoren der Fanproteste geben sich mit dieser Argumentation allerdings nicht zufrieden. Auf massenhaft verteilten Flugblättern heißt es: “Der Name des Stadions, in dem der SV Werder seit jeher seine Heimspiele bestreitet, ist für uns einer der zentralen Aspekte der Identität unseres Vereins.”
Und eben jene Identifikation sei eben nicht “bloß ein netter Nebeneffekt des Profifußballgeschäfts, sondern der Grund für dessen wirtschaftlichen Erfolg.”