Wenn am Samstagabend um 21 Uhr das Champions-League-Finale 2019 angepfiffen wird, dann steht ein Mann besonders im Fokus: Jürgen Klopp. Denn für den Trainer des FC Liverpool steht auch ganz persönliche eine Menge auf dem Spiel, der 51-Jährige will endlich den Makel des ewigen Verlierers loswerden. Sechs große Endspiele in Folge hat Klopp verloren, das Duell mit den Tottenham Hotspur ist für den gebürtigen Stuttgarter bereits das dritte Finale in der Königsklasse. Und zum ersten Mal geht Klopp mit seiner Mannschaft als Favorit in das Match. Wenn es jetzt nicht klappt, wann dann? Der Druck ist gewaltig.
“Er ist seit drei Jahren bei Liverpool, aber gewinnt absolut nichts”, hatte Trainer-Rivale Jose Mourinho noch vor wenigen Monaten über Jürgen Klopp gelästert – und der damalige Coach von Manchester United traf damit durchaus einen wunden Punkt. Denn so sehr Klopp in England auch bewundert wird, bis jetzt haftet ihm das Etikett eines “Losers” an.
Rekordsaison in der Premier League nicht belohnt
In dieser Hinsicht war es umso tragischer, dass die phänomenale Saison des LFC in der Premier League nicht mit der Meisterschaft belohnt wurde. Unter Klopp spielten die Reds die beste Spielzeit ihrer Vereinsgeschichte, verloren nur ein einziges Match und sammelten fast schon unglaubliche 97 Punkte. Am Ende reichte es aber doch nur zu Platz zwei, weil Manchester City einen einzigen Zähler besser war.
Klopp-Teams waren immer der Underdog
Und dann ist da ja auch noch die persönliche Bilanz von Jürgen Klopp, der als Trainer seit 2012 keinen bedeutenden Titel mehr gewinnen konnte.
Dabei stand er mit Borussia Dortmund und dem FC Liverpool fast in jedem Jahr in einem wichtigen Finale – und allesamt wurden verloren. Man kann, ja man muss Klopp dabei zu Gute halten, dass er mit seinen Teams in den Endspielen fast immer der Außenseiter war. Aber trotzdem schmerzt diese Niederlagen-Serie, das gibt auch Klopp zu: “Es wird mal wieder Zeit, dass ich etwas in den Händen halte.”
Die Chronologie der Final-Niederlagen
Seinen letzten Titel holte der Trainer 2012, als der BVB den FC Bayern im DFB-Pokalfinale mit 5:2 demütigte. Danach verließ Klopp das Glück, stets scheiterte er kurz vor dem großen Ziel.
2013: Mit Borussia Dortmund steht Klopp zum ersten Mal im Finale der Champions League. Der BVB trifft auf die Bayern und hat viel Pech: Franck Ribery sieht trotz eines Ellbogenschlags keine Rote Karte, auch die berechtigte Ampelkarte gegen Boateng lässt der Schiedsrichter später in der Tasche. Bis kurz vor Schluss steht es 1:1, dann trifft Robben mitten ins Herz der Borussia.
2014: Wieder heißt es Dortmund gegen Bayern – diesmal im Endspiel um den DFB-Pokal. Und wieder ist der Fußballgott nicht auf der Seite von Jürgen Klopp und dem BVB: In der zweiten Halbzeit ist ein Kopfball von Mats Hummels (damals noch für den BVB) klar hinter der Linie. Der Treffer wird nicht gegeben, die Torlinien-Technologie gibt es in diesem Jahr noch nicht. Es wäre wohl der Siegtreffer gewesen, am Ende gewinnen die Bayern in der Verlängerung mit 2:0.
2015: Zum Abschied vom BVB schafft Klopp es noch einmal nach Berlin, diesmal heißt der Gegner im Pokalfinale VfL Wolfsburg. Bei den Wölfen dreht ein gewisser Kevin de Bruyne auf, im Tor des BVB patzt Mitch Langerak. Den 1:3-Rückstand zur Pause kann Dortmund nicht mehr aufholen, es gibt kein Happy End der Klopp-Ära in Dortmund.
2016: In seiner ersten Saison als Trainer des FC Liverpool erreicht Klopp das Finale um den englischen Ligapokal. Gegen Manchester City hält der LFC das Match lange offen, die Entscheidung fällt im Elfmeterschießen. Dort wird City-Keeper Caballero mit drei abgewehrten Elfern zum Helden, Klopp geht wieder leer aus.
2016: Im selben Jahr hat Liverpool eine weitere Chance auf einen Titel, der LFC steht im Endspiel der Europa League. Dort geht Liverpool gegen den FC Sevilla sogar in Führung, gibt das Spiel aber leichtfertig aus der Hand. Am Ende gewinnen die Spanier mit 3:1, eine verschenkte Gelegenheit.
2018: Jürgen Klopp hat den FC Liverpool fast schon sensationell ins Endspiel der Champions League geführt. Dort wartet Real Madrid, das den Titel zum dritten Mal in Folge gewinnen kann. Liverpool spielt großartig und ist phasenweise das klar bessere Team, am Ende kosten zwei unfassbare Patzer von Keeper Karius den Sieg.
Klopp nimmt Bilanz mit Humor
“Wahrscheinlich halte ich den Weltrekord für gewonnene Halbfinals”, sagte Klopp am Freitag mit einem Augenzwinkern. Der 51-Jährige weiß, welche Schlagzeilen warten würden, wenn auch das Finale am Samstag schief geht. Die Voraussetzungen für einen Sieg sind allerdings so gut wie nie, bei den Buchmachern ist Liverpool der klare Favorit.
Morientes glaubt an Liverpool
TV-Experte Fernando Morientes, der mit Real Madrid drei Mal die Königsklasse gewann und auch beim FC Liverpool unter Vertrag stand, glaubt an seinen Ex-Club: “Liverpool hat definitiv einen Vorteil, weil sie letzes Jahr schon im Endspiel standen. Sie haben daraus gelernt. Für Tottenham ist so ein großes Spiel absolutes Neuland.”