Der Hamburger SV macht seinem Ruf als Chaos-Club mal wieder alle Ehre: Völlig überraschend wurde am Freitag die Entlassung des bisherigen Sportvorstands Ralf Becker verkündet. Der 48-Jährige war erst vor einem Jahr von Holstein Kiel zum HSV gekommen und hatte zu diesem Zeitpunkt wenig Einfluss auf den Kader für die abgelaufene Saison. Der Aufsichtsrat warf Becker nun offenbar den verpassten Aufstieg sowie zu viel Loyalität zu Ex-Trainer Hannes Wolf vor. Ein Nachfolger steht bereits fest: Jonas Boldt wird der neue starke Mann in der sportlichen Führung des HSV. Ob Dieter Hecking – mit dem die Verhandlungen schon abgeschlossen waren – nun neuer Trainer wird, ist völlig unklar.
Noch am Donnerstagabend hatte der bekannte Fußball-Experte und TV-Kommentator Marcel Reif in der ZDF-Sendung “Markus Lanz” einen lockeren Spruch gemacht: “Der HSV hatte zuletzt mehr Trainer und Sportdirektoren als er in der Rückrunde Punkte geholt hat.” Da ahnte Reif wohl noch nicht, dass sein Gag nur wenige Stunden später neue Nahrung erhalten sollte.
Miserable Rückrunde wird Becker zum Verhängnis
Am Freitag hat der Hamburger SV seinen Sportvorstand Ralf Becker mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat hatte sich zuletzt geschlossen gegen Becker ausgesprochen, nach der desaströsen Rückrunde hatte der 48-Jährige intern jeden Kredit verspielt. Becker wird vor allem vorgeworfen, viel zu lange an Coach Hannes Wolf festgehalten zu haben. Beim HSV ist man offenbar der Meinung, dass ein Trainerwechsel im Saisonendspurt das Ruder noch herumgerissen hätte. So sei der Club sehenden Auges an die Wand gefahren.
Boldt wird der neue, starke Mann
Der Rauswurf von Becker macht beim HSV nun den Weg frei für einen Mann, der in den vergangenen Monaten schon bei diversen Clubs – unter anderem bei Schalke 04 und RB Leipzig – als neuer Sportchef gehandelt wurde: Jonas Boldt. Der 37-Jährige wird am Freitagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz bereits offiziell vorgestellt und soll dafür sorgen, dass der HSV mit einem aufstiegsfähigen Mannschaft in die kommende Zweitliga-Saison geht.
Aufstieg ist Pflicht
Boldt genießt in der Branche einen exzellenten Ruf. Der gebürtige Nürnberger arbeitete zuletzt bei Bayer Leverkusen an der Seite von Rudi Völler, strebte aber nach mehr Verantwortung. Die hat er nun beim Hamburger SV, wo eine Mammutaufgabe auf ihn wartet. In der nächsten Spielzeit ist der HSV fast schon zum Aufstieg verdammt.
Hecking stand eigentlich schon als neuer Trainer fest
Wer dann beim ehemaligen Bundesliga-Dino auf der Trainerbank sitzen wird, ist noch nicht geklärt. Kurios: Kurz vor seiner Entlassung war Ralf Becker offenbar schon einig mit Dieter Hecking – so vermeldet es der “kicker”. Der ehemalige Trainer von Borussia Mönchengladbach soll auch der Favorit von Vorstandsboss Bernd Hoffmann sein. Hecking soll demnach “Feuer und Flamme” für die die neue Aufgabe gewesen sein, es fehlte nur noch die Vertragsunterschrift.
Welche Pläne hat Boldt?
Ob Hecking nun tatsächlich neuer HSV-Trainer wird, ist aktuell aber wieder völlig offen. Bis jetzt ist völlig unklar, ob Jonas Boldt in irgendeiner Form in diese Planspiele einbezogen war. Der neue Sportvorstand wird bei der Besetzung des Trainerpostens das letzte Wort haben. Gut möglich, dass Boldt ganz andere Kandidaten auf dem Zettel hat. Für Dieter Hecking wäre dies zweifellos tragisch – und für den HSV mehr als peinlich.