Ist das bitter: Heldenhafte Eintracht scheitert im Elfmeterschießen

Simon Schneider | am: 10.05.19
Tragisches Aus für die Eintracht gegen Chelsea
Kevin Trapp hielt den Elfmeter von Azpilicueta – das war am Ende leider nicht genug. (Foto: foto2press)

Fußball kann manchmal so grausam sein: Nach einer heroischen Leistung ist Eintracht Frankfurt am Donnerstag auf die dramatischste Art und Weise im Halbfinale der Europa League ausgeschieden. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter verlor das Rückspiel beim haushoch favorisierten FC Chelsea erst nach Elfmeterschießen. Die Engländer mussten den Ball in der Verlängerung zwei Mal von der Linie kratzen, hatten zum Schluss aber die besseren Nerven. Die Eintracht will in der kommenden Saison wieder angreifen – am liebsten in der Champions League.

Die Enttäuschung war riesig, aber schon wenige Minuten nach dem so unglücklich verlorenen Spiel überwog bei den über 3.000 mitgereisten Eintracht-Fans der Stolz. Die gesamte Mannschaft hatte sich vor der Gästekurve versammelt und wurde mit stehenden Ovationen gefeiert.

Steffen Freund mit tränenerstickter Stimme

Einige Eintracht-Fans weinten, aber die Gesänge nahmen trotzdem kein Ende. RTL-Kommentator Steffen Freund war von diesen Szenen so überwältigt, dass ihm oben am Mikrofon kurzzeitig die Stimme versagte. “Das tut so dermaßen weh, wann man auf diese Art und Weise ausscheidet. Aber von den eigenen Fans dann so warm aufgefangen zu werden, das ist einfach Wahnsinn”, so Freund.

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Chelsea in der ersten Hälfte überlegen

Die Spieler der Eintracht hatten sich diesen kollektiven Trost aber auch wahrlich verdient. Nur ein einziges Spiel hat die Eintracht in dieser Europa-League-Saison in der regulären Spielzeit verloren (2:4 im Hinspiel bei Benfica Lissabon), selbst im Halbfinale gegen das englische Top-Team FC Chelsea war Frankfurt absolut auf Augenhöhe.

Dabei hatte es nach der ersten Halbzeit wahrlich nicht danach ausgesehen, als wenn der Abend noch einen so dramatischen Verlauf nehmen würde. Frankfurt begann gut, wurde mit zunehmender Spieldauer immer weiter in die eigene Hälfte gedrängt. Chelsea war extrem kombinationssicher und setzte die Eintracht mit ihren schnellen Offensivspielern immer wieder unter Druck.

Traumhafte Kombination zum Ausgleich

Die Führung für die Gastgeber durch Ruben Loftus-Cheek (28.) nach Traumpass von Eden Hazard war verdient. Die Blues wähnten sich schon auf dem sicheren Weg ins Finale, hatten aber nicht mit der fulminanten zweiten Halbzeit der Eintracht gerechnet.

Frankfurt kam wie ausgewechselt aus der Kabine, spielte plötzlich viel mutiger und zielstrebiger nach vorne – und wurde sofort belohnt: Mijat Gacinovic steckte den Ball in Weltklasse-Manier zu Luka Jovic durch, der frei vor Chelseas Keeper Kepa die Nerven behielt und zum 1:1-Ausgleich traf (49.).

Chelsea hat den Papst in der Tasche

Der Treffer war allerdings erst der Startschuss zu dem eigentlichen Drama, das sich jetzt abspielen sollte. Es entwickelte sich ein komplett ausgeglichenes Spiel, bei dem die Eintracht klar die besseren Chancen hatte.

Vor allem in der Verlängerung: Erst kratzte David Luiz einen Ball vom eingewechselten Sebastien Haller gerade noch von der Torlinie (99.). Dann war es Zappacosta, der erneut auf der Linie rettete (105.), wieder war es zuvor Haller, der das Siegtor nach einer Ecke auf dem Kopf hatte.

Hinteregger wird zur tragischen Figur

Auch im Elfmeterschießen sah es zunächst so aus, als würde sich das Glück auf die Seite der tapferen Frankfurter schlagen. Während die ersten drei Eintracht-Schützen allesamt getroffen hatten, scheiterte Chelseas Azpilicueta an Kevin Trapp. Die Hessen waren jetzt 3:1 vorne, es sah richtig gut aus.

Aber dann ging alles schief: Chelsea leistete sich keinen Fehlschuss mehr – und bei der Eintracht versagten Martin Hinteregger und Goncalo Paciencia die Nerven. Ausgerechnet Hinteregger, der zuvor wohl das beste Spiel seiner gesamten Karriere gemacht hatte und somit zur tragischen Figur wurde.

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Bei der Eintracht überwiegt der Stolz

“So auszuscheiden, haben wir einfach nicht verdient. Die Stimmung in der Kabine ist extrem traurig, aber wir können stolz darauf sein, was wir in dieser Europa-League-Saison geleistet haben”, fasste Coach Adi Hütter später die Frankfurter Gefühlswelt zusammen.

Sonntag wichtiges Spiel gegen Mainz

Auch Sportvorstand Fredi Bobic rang um die passenden Worte: “Wille, Einsatz, Leidenschaft, wir haben alles reingeworfen. Natürlich sind wir enttäuscht, wir hatten die besseren Chancen und hätten das Finale verdient gehabt. Aber wir müssen uns jetzt aufrichten und am Sonntag einen Dreier holen.”

Dann steht um 18 Uhr das extrem wichtige Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 an. Noch hat die Eintracht es in der eigenen Hand, den vierten Tabellenplatz in der Bundesliga zu verteidigen und in die Champions League einzuziehen. Wetten.com bietet eine Quote von 1,64 für einen Frankfurter Sieg gegen Mainz.

 

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen