Was für ein Spiel! Was für ein Drama! Was für ein Triumph! Der FC Liverpool hat die kaum für möglich gehaltene Sensation geschafft und steht erneut im Finale der Champions League. Die Reds drehten gegen den FC Barcelona den 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel und gewannen in einer denkwürdigen Partie an der Anfield Road mit 4:0. Nach dem Schlusspfiff überschlugen sich die Emotionen, die über 55.000 Zuschauer feierten mit der Mannschaft diese unfassbare Leistung. Trainer Jürgen Klopp steht nun vor dem größten Erfolg seiner Karriere.
Was braucht man für ein Fußball-Wunder? Ein magisches Stadion, eine leidenschaftliche Mannschaft – und den vielleicht besten Trainer der Welt. All diese Zutaten waren am Dienstagabend vereint, als der FC Liverpool eines der größten Spiele in der Geschichte der Champions League ablieferte.
Hohe Quoten auf Liverpool
Wer hätte nach dem klaren 0:3 im Hinspiel auch nur einen Euro auf ein Weiterkommen von Liverpool gesetzt? Bei den etablierten Buchmachern lagen die Quoten für dieses Szenario zwischen 11,0 und 19,0. Ein paar glückliche Zocker und unverbessliche LFC-Fans dürften mit diesem Spielausgang also ein kleines Vermögen gemacht haben.
Gänsehaut nach dem Schlusspfiff
Als der gute Schiedsrichter Cakir Cüneyt für den erlösenden Schlusspfiff gesorgt hatte, gab es bei Spielern, Offiziellen und Fans des FC Liverpool kein Halten mehr.
Mitteldfeld-Motor James Milner ließ seinen Freudentränen freien Lauf. Jürgen Klopp hüpfte über den Platz und hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. Und dann stimmte das ganze Stadion “You'll never walk alone” an und sorgte vermutlich für Gänsehaut von Australien bis Alaska.
Klopp platzt vor Stolz
“Ich bin so stolz, der Trainer dieser Mannschaft zu sein. Gegen Barcelona einen 0:3-Rückstand noch aufzuholen, das ist einfach unglaublich. Ich werde dieses Spiel bis an mein Lebensende nicht vergessen”, sagte ein sichtlich bewegter Jürgen Klopp auf der anschließenden Pressekonferenz.
Glaube, Wille, Leidenschaft
Der trotz der vermeintlich aussichtslosen Lage hatte der ehemalige BVB-Coach es geschafft, seinen Spielern den Glauben an das Wunder zu vermitteln – das war ab der ersten Minute spürbar. Liverpool spielte mit ganz viel Herz und Leidenschaft, warf sich in jeden Zweikampf – und setzte Barcelona in der Anfangsphase enorm unter Druck.
Frühe Führung durch Origi
Schon in der 8. Minute zeigte das bedingungslose Pressing des Klopp-Teams Erfolg: Jordi Alba erlaubte sich einen bösen Patzer am eigenen Strafraum, Barca-Keeper ter Stegen konnte den Schuss von Jordan Henderson gerade noch abwehren, aber Divock Origi versenkte den Abpraller zum frühen 1:0.
Mythos Anfield
Der Treffer spielte Liverpool natürlich in die Karten, schon jetzt bekam das Match die erhoffte Eigendynamik. Jose Mourinho hat über Anfield mal gesagt, dies sei das einzige Stadion, das Tore schießen könne. Und die Arena machte ihrem Mythos mal wieder alle Ehre, Barcelona war sichtlich beeindruckt von der ohrenbetäubenden Kulisse.
Barca fand erst gegen Ende der ersten Halbzeit einen besseren Zugriff. In dieser Phase brauchte Liverpool ein wenig Glück und einen starken Keeper Alisson Becker, um ohne das wohl tödliche Gegentor in die Pause zu kommen.
Wijnaldum als perfekter Joker
In der Halbzeit musste Andrew Robertson angeschlagen vom Feld, für ihn brachte Klopp Georginio Wijnaldum. “Ich war richtig sauer auf den Trainer, dass ich zunächst nur auf der Bank saß”, sagte der niederländische Nationalspieler nach der Partie. Da hatte Wijnaldum seine Wut längst in zwei blitzsaubere Tore umgemünzt.
In der 54. Minute verwertete der Mittelfeldspieler eine Hereingabe von Alexander-Arnold, nur zwei Zeigerumdrehungen später köpfte Wijnaldum eine Shaqiri-Flanke zum 3:0 ein. Schon jetzt herrschte die totale Ekstase auf den Rängen, aber der größte Geniestreich sollte noch folgen.
Geniestreich von Alexander-Arnold
Bei einer Ecke für Liverpool war Barcelona noch nicht organisiert, Alexander-Arnold reagierte blitzschnell und passte den Ball zu Origi, der am Fünfmeterraum völlig frei stand. Der Belgier traf die Kugel perfekt mit der Innenseite, ter Stegen war machtlos, es stand jetzt tatsächlich 4:0 (79.).
Barca läuft die Zeit davon
Die letzten Minuten waren dann an Spannung kaum zu überbieten. Angetrieben von Lionel Messi versuchte Barcelona noch einmal alles, ein einziger Treffer hätte alles wieder verändert. Aber gegen den Spirit und den aufopferungsvollen Kampf des FC Liverpool war auch der große Barcelona mit dem genialen Messi am diesem Abend machtlos.
Finale gegen Ajax?
Nach 2018 stehen die Reds nun also zum zweiten Mal in Folge im Endspiel der Königsklasse. Am 1. Juni in Madrid heißt der Gegner dann vermutlich Ajax Amsterdam. Jürgen Klopp und seine heldenhafte Truppe werden dann alles tun, um diesen verdammten Henkelpott endlich zu gewinnen.