Sie hatten eine magische Nacht versprochen – und sie hielten ihr Wort: Die Frankfurter Eintracht hat das Rückspiel gegen Benfica Lissabon mit 2:0 gewonnen und ist dadurch in der Runde der letzten vier Mannschaften eingezogen. Damit steht die Eintracht zum ersten Mal seit 38 Jahren im Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs. Nach der Partie herrschte die pure Ekstase bei Spielern, Verantwortlichen und Fans – die hessische Europa-Party geht. Als nächster Gegner wartet jetzt der englische Top-Club FC Chelsea.
Den ersten Gänsehaut-Moment gab es am Donnerstag schon vor dem Anpfiff: Die Eintracht-Fans hatten einmal mehr eine beeindruckende Choreografie auf die Beine gestellt, das gesamte mit 48.000 Zuschauern voll besetzte Stadion war eingebunden. “Als wir aus dem Spielertunnel gekommen sind, haben wir diese unglaubliche Atmosphäre gespürt, es hat überall geknistert”, berichtete Sebastian Rode später.
Frankfurt gelingt das “perfekte Spiel”
Frankfurts Trainer Adi Hütter hatte vor dem Match betont, seine Mannschaft müsse ein “perfektes Spiel” abliefern, um den 2:4-Rückstand aus dem Hinspiel noch umbiegen zu können. Und genau das setzte sein Team um. Die Eintracht fand die perfekte Balance zwischen druckvollem Angriffsspiel und defensiver Absicherung.
Benfica verlegte sich in der ersten Hälfte nur aufs Verteidigen, was über weite Strecken auch ganz gut klappte. Frankfurt war zwar deutlich überlegen, kam aber nur selten zu zwingenden Torgelegenheiten. In der 37. Minute hatten die Hessen dann aber das in solchen K.o.-Spielen so wichtige Spielglück.
Tor von Kostic hätte nicht zählen dürfen
Mijat Gacinovic hatte aus 17 Metern abgezogen, der Ball klatschte an den Pfosten – und genau vor die Füße von Filip Kostic. Der Serbe nutzte die Chance und setzte den Nachschuss zum 1:0 ins lange Eck.
Das Problem dabei war nur: Kostic hatte beim Schuss von Gacinovic deutlich im Abseits gestanden. Eine neue Spielsituation war durch den Pfostenkontakt nicht gegeben, so dass der Treffer eindeutig irregulär war.
“Schön, dass es noch Fehler gibt”
Weder Schiedsrichter Orsato noch sein Assistent an der Linie hatten dies allerdings bemerkt – und zum großen Glück für die Eintracht wird der Video-Referee in der Europa League in dieser Saison erst im Finale eingesetzt. “Schön, dass es auch noch Fehler gibt”, kommentierte Frankfurts Sportchef Fredi Bobic die Szene anschließend mit einem verschmitzten Lächeln.
In der zweiten Halbzeit wurde Benfica angesichts des Rückstands deutlich offensiver. Vor allem in der Viertelstunde nach dem Seitenwechsel hatten die Portugiesen ihre beste Phase, die Eintracht musste einige brenzlige Situationen überstehen. Aber mit zunehmender Spieldauer bekam die Hütter-Elf das Match wieder in den Griff – und schaffte schließlich den erlösenden zweiten Treffer.
Rode lässt das Stadion erbeben
Rebic hatte sich an der Strafraumgrenze durchgetankt, eher zufällig landete der Ball vor Sebastian Rode, der aus 15 Metern zum 2:0 vollstreckte (67.). Die Commerzbank-Arena war jetzt ein Tollhaus, dieser Spielstand würde zum Einzug ins Halbfinale reichen.
Benfica startete nun die erwartete Schlussoffensive, die Spannung steigerte sich von Minute zu Minute. Frankfurt kämpfte verbissen, schmiss sich in jeden Zweikampf und wurde von den enthusiastischen Fans getragen. Beim Schlusspfiff entfuhr RTL-Co-Kommentator Steffen Freund ein lauter Jubelschrei, als hätte er selbst auf dem Feld gestanden.
Pure Gänsehaut nach dem Schlusspfiff
“Wir sind wahnsinnig stolz, das ist jetzt die pure Freude”, sagte Fredi Bobic später, während sich die Mannschaft von den Zuschauern feiern ließ. Niemand wollte das Stadion verlassen, weit nach Spielende stimmte die gesamte Arena die Eintracht-Hymne “Im Herzen von Europa” an – spätestens jetzt kam die Gänsehaut zurück.
Jetzt wartet der FC Chelsea
Im Halbfinale wartet auf die Eintracht nun ein richtig harter Brocken: der FC Chelsea – amtierender FA-Cup-Gewinner und Tabellenfünfter in der englischen Premier League – wird der nächste Gegner sein. Das Hinspiel steigt am 2. Mai in Frankfurt – mit einer Quote von 2,85 (22bet) ist die Eintracht dann nur in der Rolle des Underdogs.