Der Trainerstuhl beim ambitionierten Drittligisten KFC Uerdingen wird mehr und mehr zu einem Schleudersitz: Am Wochenende gab der Verein bekannt, dass Trainer Norbert Meier mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden ist. Kurios: Meier war erst 40 Tage zuvor ins Amt gekommen und hatte die Mannschaft lediglich in sieben Spielen betreut. Da dem KFC in dieser Phase aber kein einziger Sieg gelang, zogen die Bosse um den mächtigen Präsidenten Mikhail Ponomarev jetzt erneut die Reißleine.
Drei Unentschieden, vier Niederlagen – das ist die Bilanz der kurzen Amtszeit von Norbert Meier beim KFC Uerdingen. “Es benötigt Zeit, um diese Mannschaft zu entwickeln. Aber diese Zeit will man mir offenbar nicht geben”, kommentierte Meier seinen Rauswurf gegenüber der Rheinischen Post.
Meier wird zum Pechvogel
Das Heimspiel am vergangenen Freitag gegen Fortuna Köln war im Vorfeld bereits zu einer Art Schickalsspiel für Meier deklariert worden. Am Ende reichte es nur zu einem enttäuschenden 1:1-Unentschieden, was gleichbedeutend mit dem Ende des Trainers war.
Dass die Partie auf einem vom Regen völlig aufgeweichten Boden und damit unter fast schon irregulären Bedingungen stattgefunde hatte, passte ins Bild des “Pechvogels Meier”, der in den vergangenen Wochen vermehrt ratlos gewirkt hatte.
Die immer gleiche Phrase
“Die dritte Liga ist kein Honigschlecken”, dies war der Standardsatz des Trainers, den er auf gefühlt jeder (!) Pressekonferenz wiederholte. Was Meier damit sagen wollte: In der dritthöchsten Spielklasse dominieren Kampf und Körperlichkeit, allein mit spielerischen Mitteln holt man hier keine Punkte. Das Problem war, dass Meiers stetig wiederholter Appell bei den Spielern offenbar nicht ankam.
Ziel ist der Aufstieg in die zweite Liga
Der KFC Uerdingen war zwar als Aufsteiger in die Saison gestartet, intern wurde aber trotdzem der direkte Durchmarsch in die zweite Liga als Ziel ausgegeben. Dank der Millionen von Mäzen Ponomarev gelten die Krefelder als finanzstärkster Verein der gesamten 3. Liga.
Das Team ist gespickt mit ehemaligen Bundesligaprofis wie Kevin Großkreutz, Maximilian Beister, Stefan Aigner oder Dominic Maroh – aber all die individuelle Klasse zahlte sich bislang nicht aus.
War der Rauswurf von Krämer ein Fehler?
“Die Mannschaft muss beweisen, dass sie nicht nur eine zusammengewürfelte Truppe ist”, hatte Meier vor seinem letzten Spiel als KFC-Trainer noch gesagt. Diesen Beweis ist das Team in den vergangenen Wochen unter Meiers Regie mehr als schuldig geblieben.
Viele Fans stellen sich jetzt die Frage, ob der Rauswurf von Aufstiegstrainer Stefan Krämer nicht ein Fehler war. Der 51-Jährige hatte die Mannschaft im März 2018 übernommen und mit einer sensationellen Serie von zwölf Siegen in Folge noch zur Meisterschaft in der Regionalliga West geführt.
Neun Punkte Rückstand
Auch in der dritten Liga machte Uerdingen unter Krämer zunächst eine gute Figur, die Hinrunde wurde auf Platz drei angeschlossen. Dann reichten aber zwei Niederlagen zu Beginn des Jahres, um Krämer vor die Tür zu setzen. Die KFC-Bosse sahen das Saisonziel “Aufstieg in die 2. Bundesliga” gefährdet.
Nun, nach den sieben Partien unter Norbert Meier können diese Träume komplett beerdigt werden. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt bereits neun Punkte. In Uerdingen wird man sich auf ein weiteres Jahr in Liga drei einstellen müssen.
Heinemann wird Interimstrainer
Bis zum Saisonende wird der bisherige Co-Trainer Frank Heinemann das Team betreuen. Danach wird der ehemalige Profi des VfL Bochum aber wieder ins zweite Glied rücken, die Suche nach einem neuen Cheftrainer für die Saison 2019/2020 läuft bereits auf Hochtouren.
Übernimmt Effenberg ab der kommenden Saison?
Internen Quellen zu Folge gibt es zwei heiße Kandidaten für den Job: Marco Antwerpen vom Ligakonkurrenten Preußen Münster sowie der ehemalige Bayern-Star Stefan Effenberg. Antwerpen hat seinen Abschied aus Münster bereits angekündigt und wäre ab dem Sommer verfügbar.
Effenberg ist mit KFC-Boss Ponomarev befreundet und wurde jüngst schon auf der Tribüne in Uerdingen gesichtet. Gut möglich, dass “Effe” beim KFC eine weitere Chance als Trainer im Profigeschäft erhält.
Samstag auswärts in Jena
Am kommenden Samstag (23. März) wird der KFC Uerdingen nun zunächst aber mal versuchen, die furchtbare Serie von insgesamt zehn Spielen ohne Sieg zu durchbrechen. Der Gegner wird dann der Tabellenvorletzte Carl Zeiss Jena sein, der noch um den Klassenerhalt kämpft. Die Quote für einen Auswärtssieg des KFC liegt bei 2,50 (Betsson).