Der öffentliche Streit zwischen Stefan Effenberg und dem FC Schalke 04 geht in die nächste Runde. Im Jahr 2013 wäre der ehemalige Nationalspieler um ein Haar als Trainer bei Schalke gelandet – so viel steht fest. Warum der Verein dann aber seine mündliche Zusage zurückzog, darüber ist nun eine heftige Auseinandersetzung entstanden. Effenberg und Schalke bezichtigen sich gegenseitig der Lüge. Aber wer sagt denn nun die Wahrheit?
Angefangen hat alles am Sonntagabend in der Talksendung “Sky 90”, in der Stefan Effenberg als Experte zu Gast war. Plötzlich kam der Champions-League-Sieger von 2001 auf Schalkes Vorstandsboss Clemens Tönnies zu sprechen – und plauderte aus dem Nähkästchen.
Effenberg schießt gegen Tönnies
“Ich war auf Schalke ja mal als neuer Trainer im Gespräch. Das waren sehr gute Verhandlungen, ein sehr intensiver Austausch. Alles war positiv, beide Seiten waren überzeugt. Tönnies hat mir dann die Hand gegeben und gesagt: Wir werden bald zusammenarbeiten”, so Effenberg über die Geschehnisse im Jahr 2013.
“Handschlag wie ein Vertrag”
Der 50-Jährige gab sich tief enttäuscht darüber, dass der Club diese Zusage dann nicht eingehalten hat. Effenberg hatte sich offenbar schon als neuer S04-Coach gefühlt: “Ein Handschlag ist für mich wie ein Vertrag. Ich muss da nicht irgendwas unterschreiben.”
Tönnies habe sich dann einfach nicht mehr gemeldet, was kein gutes Licht auf den Schalker Boss werfen würde. “So habe ich ihn kennengelernt. Tut mir leid”, so Effenberg weiter.
Warum reagierte Schalke überhaupt?
Anstatt diese Aussagen – die ja schwerlich überprüfbar gewesen wären – einfach im Raum stehen zu lassen, sah sich der FC Schalke dann aber zu einer Reaktion genötigt. In einer offiziellen Pressemitteilung (!) nahm der Verein zu den Vorwürfen Stellung und lieferte auch gleich einen pikanten Grund für die damalige Absage.
Zunächst bestätigte Schalke Effenbergs Version: Es habe tatsächlich eine Zusage per Handschlag gegeben. Effenberg war damals quasi schon als Trainer verpflichtet. Eine Tatsache, die viele S04-Fans wohl ungläubig zur Kenntnis genommen haben werden.
Deal platzte wegen Effenbergs Frau
Der Deal sei dann aber geplatzt – und zwar wegen Effenbergs Frau Claudia. Wörtlich heißt es in der Schalker Erklärung: “Eine zentrale Bedingung dieser Vereinbarung war, dass die Gespräche und deren Inhalte zunächst vertraulich behandelt werden. Nachdem jedoch Claudia Effenberg unmittelbar nach Beendigung der Gespräche gegen diese Bedingung durch einen Post auf sozialen Medien verstoßen hat, nahm der Vorstand von weiteren Gesprächen Abstand.”
Wo ist der ominöse Facebook-Post?
Diesen Eintrag – der offenbar bei Facebook veröffentlicht worden sein soll – hat es allerdings nie gegeben. Das behauptet jedenfalls Stefan Effenberg, der sich gegenüber “t-online.de” ein weiteres Mal äußerte: “Das entspricht nicht der Wahrheit. Diesen angeblich öffentlichen Post in Bezug auf ein Engagement beim FC Schalke hat es nie gegeben.”
Effenberg widersprach auch der Behauptung, der damalige S04-Manager Horst Heldt habe seinem “Berater” dann eine Absage mitgeteilt. Er habe weder damals noch heute einen Berater gehabt, so Effenberg. Der 50-Jährige bleibt bei seiner Version, dass Schalke sich einfach nicht mehr bei ihm gemeldet habe.
Effenberg wirkt verbittert
Die Verbitterung über die vertane Chance scheint bei dem ehemaligen Bayern-Star jedenfalls groß zu sein. Effenbergs Trainerkarriere scheint inzwischen vorbei zu sein, ehe sie überhaupt so richtig begonnen hat.
Seine einzige Station war der Zweitligist SC Paderborn, vor er im März 2016 – nach nur wenigen Monaten im Amt – entlassen wurde. Dass Effenberg heute noch einmal bei einem Bundesligisten anheuern könnte, gilt als ausgeschlossen.
Samstag gegen Leipzig
Für Schalke nahm die damalige Affäre übrigens ein gutes Ende: Nachdem der Deal mit Effenberg geplatzt war, durfte Jens Keller Trainer bleiben – und führte Schalke noch in die Champions League. Clemens Tönnies und Co. werden aus heutiger Sicht nicht nur deswegen heilfroh sein, dass ihnen Effenberg erspart geblieben ist.
Für Schalke geht es aktuell darum, endlich die Trendwende zu schaffen und nach drei Niederlagen in Folge wieder zu punkten. Am Samstag gastiert RB Leipzig in der Veltins Arena, das wird keine leichte Aufgabe. Bei Betsson ist Schalke mit einer Quote von 3,55 der klare Außenseiter.