Für Hannover 96 rückt der Abstieg in die 2. Bundesliga immer näher. Spätestens seit der desaströsen 1:5-Niederlage beim VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag schrillen bei den Niedersachsen sämtliche Alarmglocken. Trainer Thomas Doll prügelt verbal auf die Mannschaft ein und stellt bereits seine eigene Zukunft in Frage. Was kann Hannover jetzt noch retten?
Der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga dürfte derzeit jedem Fan von Hannover 96 akute Magenschmerzen bereiten: Der Verein ist Vorletzter, der Abstand zum Relegationsplatz beträgt inzwischen fünf Punkte. Und mit 55 Gegentoren in 24 Spielen ist Hannover die Schießbude der Liga.
Zweiter Abstieg in drei Jahren droht
Die peinliche Pleite beim VfB Stuttgart – immerhin einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt – dürfte auch dem letzten Optimisten die Augen geöffnet haben: Hannover 96 befindet sich im freien Fall Richtung zweite Liga. In dieser Form hat die Mannschaft im Abstiegskampf nicht den Hauch einer Chance.
Doll distanziert sich von der Mannschaft
Trainer Thomas Doll ist erst seit fünf Spielen im Amt – und wirkt bereits komplett resigniert. Am Sonntag platzte dem Coach nach dem Stuttgart-Spiel mal wieder der Kragen. Doll sprach von “Anfängerfehlern”, “Angsthasenfußball” für den man sich “schämen” müsse und einem “Grottenkick”. Man sei auf bestem Weg, die “Lachnummer der Bundesliga” zu werden – und darauf habe er “keinen Bock”.
Während andere Trainer im Abstiegskampf oft betonen, dass es ja nicht um sie persönlich, sondern ausschließlich um den Verein geht, stellt Thomas Doll sich permanent in den Vordergrund. “So habe ich mir meine Rückkehr in die Bundesliga nicht vorgestellt”, sagte der ehemalige Coach des HSV und von Borussia Dortmund. Ob es angesichts des drohenden Abstiegs irgendeinen 96-Fan interessiert, ob die Karriereplanung von Doll aufgeht?
“Macht es eben ohne mich”
Doll betonte, er sei ja schon lange im Geschäfts – aber eine Leistung wie die seiner aktuellen Elf in Stuttgart habe er “noch nie erlebt”. Der frühere Nationalspieler wirkt ratlos und überfordert. Und er greift zu immer drastischeren Formulierungen. Die gesamte Situation “geht mir auf den Sack”, meinte Doll am Sonntagabend.
Ob die 96-Bosse es schon bereuen, Thomas Doll zum Nachfolger von Andre Breitenreiter gemacht zu haben? Doll wirkt zumindest so, als hätte er fast schon aufgegeben: “Wenn es besser für den Verein wäre, wäre ich doch der Erste, der meine Tasche packt und sagt: Macht es eben ohne mich.”
Doll machte sich schon in Dortmund zum Gespött
Thomas Doll wirkt rhetorisch jedenfalls wie aus der Zeit gefallen. Ob sich die heutige Spielergeneration von leeren Phrasen wie “Brust raus”, “Wir müssen Gras fressen”, “Mehr Herzblut zeigen” oder “Reibungspunkte setzen” noch motivieren lässt, ist mehr als zweifelhaft.
Doll hatte schon während seiner Zeit in Dortmund oft für peinlich berührtes Kopfschütteln gesorgt. Höhepunkt war die inzwischen legendäre Pressekonferenz im Frühjahr 2008, als der Trainer zu einem Rundumschlag gegen die gesamten Medien (“Eine Frechheit ist das, da lach ich mir doch den Arsch ab!”) ausgeholt hatte.
Zieht Hannover noch einmal die Reißleine?
In Hannover müsse ab sofort “ein anderer Wind wehen”, hatte Doll nach der Partie in Stuttgart noch angekündigt. Der 52-Jährige schritt gleich zur Tat und strich den Profis in dieser Woche den freien Tag. Die Partie am Sonntag gegen Leverkusen hat bereits entscheidenden Charakter.
Bei einem weiteren Debakel scheint nicht ausgeschlossen, dass die Zeit von Thomas Doll als Trainer bei Hannover 96 nur ein ganz, ganz kurzes Intermezzo wird.
Gegen Leverkusen krasser Außenseiter
Bei den Wettanbietern ist 96 gegen die Werkself trotz des Heimvorteils ganz klar in der Rolle des Außenseiters. Wer auf einen Sieg von Hannover wettet, kann seinen Einsatz bei Betsson mehr als verachtfachen! Die Quote auf Leverkusen liegt hingegen bei 1,38.