Das war knapp! Nur durch einen 2:1-Zittersieg beim Viertligisten (!) SV Rödinghausen hat der FC Bayern München gestern das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Der Rekordpokalsieger verlor nach einer frühen 2:0-Führung völlig den Faden und musste das Ergebnis in der Schlussphase sogar mit Befreiungsschlägen über die Zeit retten. Ein grimmiger Thomas Müller sagte im Anschluss in der ARD: “Das kann nicht unser Anspruch sein.”
Die Ergebnisse stimmen derzeit wieder beim FC Bayern, aber spielerisch sind nicht mal ansatzweise Fortschritte zu erkennen. In der gestrigen Pokalpartie war es vor allem in der zweiten Hälfte erschreckend, wie die Mannschaft von Trainer Niko Kovac gegen einen Regionalligisten jegliche Souveränität verlor. Um ein Haar hätte Rödinghausen sogar eine Verlängerung erzwungen, die 16.000 Zuschauer im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück waren hellauf begeistert.
Bayern führen früh mit 2:0
Dabei sah zunächst alles nach einem völlig entspannten Abend für die Bayern aus. Sandro Wagner erzielte schon nach acht Minuten das 0:1, als er eine Sancho-Hereingabe über die Linie drückte. Bayern ließ den Ball laufen, die Gastgeber bekamen keinen Zugriff. Als Thomas Müller in der 13. Minute per Foulelfmeter auf 0:2 erhöhte, musste man aus Sicht des Underdogs sogar ein Debakel befürchten.
Bruch im Spiel nach verschossenem Elfmeter
Der Knackpunkt der Partie ereignete sich dann in der 23. Minute: Nach einem Foul an Goretzka bekamen die Bayern einen weiteren Elfmeter zugesprochen. Unklar bleibt, warum diesmal Renato Sanches antrat – und nicht Müller, der noch zehn Minuten zuvor sicher verwandelt hatte. Der Portugiese jagte den Ball nur an die Latte – und plötzlich riss der Faden bei den Bayern. Rödinghausen wurde mutiger und hatte durch Engelmann (26.) und Meyer (27.) sogar zwei Tor-Abschlüsse.
Rödinghausen wird mutig und trifft
Auch nach der Halbzeit lief bei der Kovac-Elf nicht mehr viel zusammen. Der Regionalligist verteidigte leidenschaftlich und setzte die Bayern mit schnellen Kontern immer wieder unter Druck. Dann setzte sich Kelvin Lunga klasse auf der rechten Seite durch, in der Mitte lauerte Linus Meyer und setzte den Ball zum 1:2 in die Maschen (50.). Der krasse Außenseiter hatte tatsächlich den Anschlusstreffer geschafft, das Stadion kochte und Rödinghausen wurde immer stärker.
“In Schönheit gestorben”
Bayern wirkte ratlos. Der Rekordpokalsieger hatte zwar weiterhin viel mehr Ballbesitz, kam aber kaum zu Chancen und wirkte defensiv anfällig. Da war es bezeichnend, dass der große FC Bayern in der Nachspielzeit gegen den kleinen Regionalligisten die Bälle fast nur noch lang aus der eigenen Hälfte prügelte. “Wir sind hier in Schönheit gestorben und haben den Gegner selbst wieder aufgebaut”, so Niko Kovac nach dem für die Bayern erlösenden Schlusspfiff.
Bayern empfängt am Samstag den SC Freiburg
Für die Bayern geht es am Samstag weiter mit einem Heimspiel gegen den SC Freiburg. Sollte die Kovac-Elf dann ähnlich pomadig und uninspiriert auftreten wie gegen Rödinghausen, dürfte es eine böse Überraschung geben. Davon gehen die Buchmacher allerdings nicht aus. Bei Betsson sind die Bayern mit einer Quote von 1,09 der haushohe Favorit.