Tobias Schweinsteiger: Eine Rückkehr nach München ist unrealistisch

FC Bayern
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Überraschend wurde Tobias Schweinsteiger vom FC Bayern vor die Tür gesetzt. Nun gab er das erste Interview seit dem Aus und verrät, dass er internationale Angebote bekommen hätte. 

Tobias Schweinsteiger ist einer der vielversprechendsten Jungtrainer in Deutschland. Dennoch beendete der FC Bayern diesen Sommer überraschend das Vertragsverhältnis mit dem 36-Jährigen. Und das, obwohl der Vertrag beim deutschen Rekordmeister noch bis Juni 2019 gegolten hätte. Der Ex-Fußballer, der beispielsweise für Braunschweig und Regensburg spielte, hatte drei Jahre mit dem Klubnachwuchs gearbeitet, jüngst als Co-Trainer bei der U23.

Interviewer: Herr Schweinsteiger, was waren die Reaktionen, nachdem es zum Aus bei Bayern gekommen ist?

Tobias Schweinsteiger: Es haben sich zunächst viele Verantwortliche und Vereine aus dem Fußball sowie anderen Sportarten bei mir gemeldet. Das hat mich spüren lassen, dass sie meinen Weg beobachten und meine Arbeit zu schätzen wissen, was mich sehr freut. So habe ich gerade erst bei einer Veranstaltung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer vor mehr als 1000 Menschen gesprochen. Weiterhin hat mich der Fußball-Verband aus Österreich eingeladen, wo ich in einem Lehrgang Prinzipien des Offensivspiels erklärt habe. Auch der Geschäftsführer der Bayern-Basketballer, Marko Pesic, bot mir eine Hospitanz an.

Interviewer: Haben Sie schon einen neuen Verein gefunden?

Schweinsteiger: Ich hatte mehrere Angebote, einige davon aus dem Ausland. Manche waren sehr reizvoll, wichtig ist für mich aber, dass wirklich alles stimmt. Und das war bisher nicht der Fall.

Interviewer: Der FC Bayern hat sie weder verabschiedet noch das Aus offiziell erklärt. Lediglich Miroslav Klose, neuer U17-Trainer, gab ein Statement ab, in dem er sagte, dass es mit Ihnen als Assistenztrainer nicht gut funktioniert hätte. Es sei der Eindruck entstanden, sie wollten eher Cheftrainer werden.

Schweinsteiger: Im Endeffekt möchte ich dazu nicht viel äußern. Dass ich mich auf lange Sicht entwickeln will und auch gern Verantwortung trage, ist überall bekannt und meiner Meinung nach auch positiv zu werten.

Interviewer: Ist es denkbar, dass Sie zum FC Bayern nach der aktuellen Saison zurückkehren?

Schweinsteiger: Im Fußball möchte ich nichts ausschließen, doch im Moment ist das eine nicht realistische Variante.

Interviewer: Wo sehen Sie sich in der Zukunft?

Schweinsteiger: Aktuell bin ich beim EHC Red Bull München. Das sind für mich unglaublich wertvolle Einblicke, weil ich schon immer versucht habe, von anderen Sportarten zu lernen und das Wissen für den Fußball anzuwenden. Ich wollte immer über den Tellerrand schauen. Trainer Don Jackson wurde sechsmal Meister im Eishockey, von ihm kann ich noch viel lernen. Hier beim EHC bin ich vor allen Dingen für die Talententwicklung sowie die individuelle Spielerbetreuung zuständig. Dieser Bereich hat mich schon immer interessiert und wird auch in meinen Augen im Fußball zunehmend wichtiger. Zudem analysiere ich Fußballspiele als Experte. Grundsätzlich schaue ich mir zurzeit viele Partien an, zuletzt war ich bei Kiel gegen den HSV mit Tim Walter als Cheftrainer. Für mich ist es schön zu sehen, dass die Idee, die wir gemeinsam während unserer Zeit mit der U17 Bayerns entwickelt haben, dort ebenso funktioniert.

Interviewer: Am Dienstag wird ihr Bruder Bastian für sein Abschiedsspiel zum FC Bayern ins Münchner Stadion zurückkehren. Wird das ein emotionaler Abend?

Schweinsteiger: Basti und ich haben letztens mal unsere Terminkalender für die Woche abgeglichen. Leider werden wir nicht viel gemeinsame Zeit haben, weil er viele Verpflichtungen hat. Dennoch freue ich mich sehr, ihn wiederzusehen. Es wird ein tolles Spiel in einem schönen Rahmen. Das ist für alle etwas Besonderes, ihn ein letztes Mal im Trikot zu sehen.

Interviewer: Für Ihren Bruder waren sie zu seiner Zeit beim FC Bayern stets ein wichtiger Ratgeber. Sind Ihnen bestimmte Spiele besonders in Erinnerung geblieben?

Schweinsteiger: Ja, allerdings ein Spiel, das verglichen mit vielen anderen nicht wirklich spektakulär war. Das war zu Beginn von Bastis Karriere. Damals war Felix Magath Trainer bei Bayern und stellte ihn in die linke Verteidigung gegen Werder Bremen. Basti schoss das 1:1, und das war für mich und ihn ein äußerst emotionaler Moment. Zudem werde ich wahrscheinlich nie vergessen, wie er sich 2012 im Champions League Spiel gegen Neapel sein Schlüsselbein gebrochen hat. Ausgerechnet so kurz vor dem Finale. Ich habe nur 20 Meter entfernt auf der Tribüne gesessen. Für mich war das ein heftiger Schockmoment. Und zuletzt natürlich Wembley 2013, sein Champions-League-Sieg, das Triple. Er hatte eine fantastische Karriere beim FC Bayern.

Interviewer: Es gab nie ein Pflichtspiel, in dem Sie gegeneinander gespielt hätten. Macht sie das froh oder eher traurig?

Schweinsteiger: Nichts von beiden. Im Fußball passiert das, was passiert. Ich finde es eher schade, dass wir niemals zusammen spielen konnten. In Testspielen haben wir uns oft beide im Kader befunden, jedoch wurden wir immer zu verschiedenen Zeiten aus- oder eingewechselt. Somit haben wir uns immerzu knapp verpasst (lacht).

Interviewer: Gibt es fußballerische Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die sie benennen können?

Schweinsteiger: Fest steht, dass wir beide den Fußball einfach lieben. Sicherlich ist Basti technisch besser ausgebildet, ich verbrachte in meiner Jugend teilweise viel Zeit mit Skifahren. Auch taktisch hat er sehr viel mitbekommen von den Trainern, was ich mir ziemlich hart erarbeiten musste. Ähnlich ist unsere Körperhaltung, wenn wir laufen, passen oder schießen. Da ist ein Schweinsteiger eben ein Schweinsteiger (lacht).

Interviewer: Halten Sie es für möglich, dass Sie sich in Zukunft beide als Trainer gegenüberstehen?

Schweinsteiger: Wie gesagt, im Fußball sollte man nie etwas ausschließen.