Von Fulham nach Pipinsried: Dorfverein holt Sohn einer Legende

Fuß auf Ball

Nicht viele kennen den FC Pipinsried. Auch Torhüter Julien Schwarzer Garcia kennen nicht viele. Aber ein Torwart namens Schwarzer? Da war doch was? Julien Schwarzer Garcia (18) ist der Sohn des ehemaligen australischen Nationalkeepers Mark Schwarzer (45). Sein Sprössling wechselt nun tatsächlich ins beschauliche Pipinsried – in die Regionalliga Bayern.

Dieser Transfer sorgt für mächtig Aufsehen. Der Viertligist FC Pipinsried holt Julien Schwarzer Garcia – den Sohn von Mark Schwarzer, 110-facher Nationaltorwart von Australien. Der 18-Jährige kommt aus der Jugendakademie des FC Fulham nach Oberbayern. Zuletzt hütete er das Tor der U-18 des Premier-League-Aufsteigers. Der FC Pipinsried gab die Verpflichtung über die sozialen Netzwerke stolz bekannt – inklusive Foto des Neuzugangs und dessen Vater Mark.

Die Oberbayern hatten auf der Torhüter-Position zuletzt Nachholbedarf, nachdem sich Sebastian Hollenzer verletzt hatte. Als Vertreter spielte Thomas Reichlmayr. Also durchaus möglich, dass Schwarzer Garcia schon bald zwischen den Pfosten steht. Eventuell entsteht gar eine längerfristige Zusammenarbeit zwischen Fulham und Pipinsried. Schwarzer hat sich auch bereits für das ein oder andere Spiel angekündigt.

“Bei uns meldete sich prompt ein Spieler des FC Sevilla, der Verbindungen nach Fulham hat, und wollte bei uns vorspielen“, so FCP-Manager Roman Plesche. “Wir versuchen nun einen Kontakt zum Besitzer des FC Fulham aufzubauen.” Vielleicht gar keine schlechte Idee – es handelt sich um den pakistanischen Multimilliardär Shahid Khan.

Wann Schwarzer Garcia das erste Mal in der Regionalliga zwischen den Pfosten stehen wird, ist noch unklar. “Julien muss sich erst einmal eingewöhnen”, so Plesche. Am Freitag beim Spiel gegen die SpVgg Bayreuth (18.00 Uhr) soll er zumindest auf der Bank sitzen.

Familie Schwarzer stammt aus dem Schwabenland

Die Familie Schwarzer hat außerdem auch eine deutsche Vergangenheit. Marks Eltern Doris und Hans-Joachim wanderten 1967 aus Stuttgart nach Australien aus. Fünf Jahre später kam Mark in deren neuer Heimat Sydney zur Welt. Mark Schwarzer besitzt deshalb auch die deutsche Staatsbürgerschaft und spricht fließend Deutsch. 1994 wechselte er zu Dynamo Dresden in die 1. Bundesliga. Hinter Stanislaw Tschertschessow (heute Nationaltrainer Russlands) blieb ihm aber nur die Rolle als Nummer zwei. Der damals langhaarige Schwarzer absolvierte nur zwei Spiele – Dresden stieg ab. Schwarzer wechselte nach Kaiserslautern, blieb allerdings Ersatzmann. Obwohl der FCK den DFB-Pokal gewinnen konnte, stieg Schwarzer mit dem Klub erneut ab.

1996 begann Schwarzers Ära in England. Er schloss sich Bradford City an (13 Spiele). Weitere Stationen in Middlesbrough (367 Spiele), Fulham (172 Spiele), Chelsea (4 Spiele) und Leicester (6 Spiele) folgten. In Leicester wurde er gar Überraschungsmeister in England – jedoch als Ersatzmann. Seine Karriere beendete er im biblischen Fußballeralter von 43 Jahren. Insgesamt wurde Mark Schwarzer in 514 Premier-League-Spielen eingesetzt. Nur sechs Spieler in der Geschichte der Liga haben mehr Einsätze vorzuweisen. Im Alter von nur 20 Jahren debütierte Schwarzer am 31. Juli 1993 für die australische Nationalmannschaft gegen Kanada (1:2). Sein letztes Länderspiel bestritt er am 6. November 2013 gegen Brasilien (0:6). Damit gehört er zum erlesenen Kreis von bislang erst sechs Spielern, die mindestens 20 Jahre lang für das Nationalteam spielten (Pat Jennings, Lothar Matthäus, Hossam Hassan, Jari Litmanen, Sarkis Howsepjan und Mark Schwarzer).

Nun kommt der FC Pipinsried in der Vita der Familie Schwarzer hinzu. Das Dorf im Landkreis Dachau hat nur 556 Einwohner. Der Aufstieg der 1. Mannschaft 2017 in die Regionalliga Bayern war eine große Sensation. Ebenso überraschend schaffte der FC im Sommer den Klassenerhalt.