Indem Hummels und Robben zu Auswechselspielern degradiert wurden, setzte Niko Kovac eine ordentliche Duftmarke. Das verdeutlicht, was die Bayern-Stars in dieser Saison zu erwarten haben.
Als neuer Trainer des FC Bayern begann der Kroate das erste Bundesliga-Spiel sofort mit einem heftigen Paukenschlag: Mats Hummels (29) und Arjen Robben (34) saßen gegen TSG Hoffenheim auf der Bank.
Stattdessen ließ Kovac die jüngeren Kingsley Coman (22) und Niklas Süle (22) antreten. Eine klare Botschaft durch ein klares Zeichen: Meinen Worten folgen Taten. Meine Entscheidungen fälle ich nicht nach Namen, sondern nach der Leistung. Ich fürchte mich nicht vor unpopulären Entscheidungen.
Kovac's Maßnahmen
“Mats und Arjen haben im Pokal und im Supercup gespielt. Boateng, Kingsley und Niklas hatten weniger Einsätze, weshalb sie auch begonnen haben. Zu solchen Rotationen wird es auch in Zukunft kommen”, sagte Kovac nach dem Spiel.
Zurecht durfte er auch feststellen, “dass alles richtig gemacht wurde”. Süle spielte ohne Fehler. Coman war bis zu der Verletzung am Ende der ersten Halbzeit ein aktiver Posten. Und für Robben kann das Ganze sogar als eine Motivations-Spritze gewertet werden: Nach seiner Einwechslung brannte er ein Feuerwerk ab.
Kovac war bewusst, dass er mit dieser Auftakt-Maßnahme zwei Führungsspieler traf, die für Trainer nicht selten unangenehm werden können. Schließlich haben ihre Meinungen in der Mannschaft großes Gewicht. Aber davor wollte sich der 46-Jährige offenbar nicht beeindrucken lassen.
Und wie nahmen es die Bayern-Stars auf? Hummels war während des Spiels mannschaftsdienlich und jubelte sogar mit, als die Münchner dreimal trafen. Nach Spielende war der Nationalspieler allerdings schnell und wortkarg verschwunden. Auf eine Nachfrage hin ließ er lediglich verlauten, dass er vollkommen fit gewesen sei. In anderen Worten: Die Entscheidung Kovacs hat mich überrascht.
Einen Tag später postete er bei Twitter: “Leute, macht euch nicht gleich verrückt. Ich sage so gut wie nie etwas, wenn ich nicht im Spiel dabei war. Dann gönne ich mir gerne mal eine Interviewpause.”
Robben jedoch gab nach Spielende zu, dass ihn die Degradierung enttäuscht habe. Schließlich habe er sich nicht umsonst, wie auch viele andere, fast zwei Monate lang den “Arsch abgearbeitet”, erzählte er im ZDF.
Kovac-Klapser von Arjen Robben
Natürlich änderte es nichts daran, dass er bereit für seinen Einsatz war. Und den bekam er auch, als Kingsley Coman mit einer schweren Verletzung vom Platz musste. Robben schaffte es, zum 3:1 Endstand zu erhöhen.
Bemerkenswert war auch seine Reaktion am Ende. Kovac ging zu Robben, tätschelte ihn freundlich, beide strahlten. Danach verabschiedete sich Robben mit einem Klapser vom Trainer. Anders ausgedrückt: Robben scheint sich im Griff von Kovac zu befinden.
Die frustrierte Reaktion kommentierte Hasan Salihamidzic mit folgenden Worten: “Der Trainer konnte es den Spielern gut erklären. Daher hat es jeder gut angenommen. Außerdem hat man gesehen, wie Arjen sich präsentierte, als er eingewechselt wurde. Das war die richtige Reaktion”, deutete der Sportdirektor.
Somit gelang Kovac zum Auftakt nicht nur der erste Heimsieg. Durch die Personalentscheidungen schärfte der Kroate auch sein Profil – besonders innerhalb des Teams. So weiß nun die vermeintlich zweite Wahl der Bayern, dass sie mit Kovac eine Chance bekommt, dass Leistung und Trainingsfleiß belohnt werden.
Neuer äußert Verständnis
“Diese Aufgabe ist für den Trainer nicht leicht. Es wird in dieser Saison noch häufiger passieren, dass manch einer unerwartet auf der Bank landet oder nicht ins Kader kommt”, sagte Neuer im Interview.
Weiterhin ergänzte er: “Das ist uns allen bewusst und wir können bisher gut damit umgehen. Besonders wichtig ist es zu wissen, dass die eingewechselten Spieler ihre Energie auch auf das Feld transportieren können. Man muss sehen, dass es auch möglich ist, von der Bank zu helfen und die Mannschaft zum Sieg zu schießen.”
David Alaba gab zu verstehen, dass man nicht unbedingt Entscheidungen in Kovac-Manier braucht, um Respekt zu bekommen. “Wir alle haben Respekt vor dem Trainer”, erklärter er auf Nachfrage: “Man braucht sich nur einmal die Vorbereitung anzuschauen, um zu sehen, wie wir mitgezogen sind. Es war eine intensive Zeit. Auch die Stimmung der Mannschaft ist gut.”
Hummels nicht mehr gesetzt
Wie geht es nun für Hummels und Robben weiter? Robben wird mit hoher Wahrscheinlichkeit, sollte er gesund bleiben, am Samstag gegen Stuttgart antreten. Hummels dagegen wird zulegen müssen, um sich gegen Süle und Boateng zu behaupten, zumal es aktuell danach aussieht, als bliebe Boateng in München.
Fest steht lediglich, dass es unter Kovac auch in den kommenden Wochen zu Rotationen kommen wird. Zumal auch Goretzka, James und Tolisso in die Startelf möchten. “Dass im Kader größere Namen auch mal weggelassen werden, wussten wir durch den Trainer. Aber das ist nichts in Stein gemeißeltes”, sagte Thomas Müller. Trotzdem gilt: Unter Kovac darf sich niemand in Sicherheit wiegen.