Mittlerweile hat James Milner bereits seit drei Jahren seine sportliche Heimat beim FC Liverpool gefunden. Dort ist er wichtiger Ansprechpartner von Trainer Jürgen Klopp auf dem Platz, emotionaler Führungsspieler und sicherer Elfmeterschütze in Personalunion. Doch das Herz Milners hängt immer noch an seinem Jugendverein und erster Profistation Leeds United, wie er dem Fußballmagazin von der Insel fourfourtwo gestand. Dass er dort nicht länger bleiben konnte, ist ein Paradestück für den Kapitalismus im Fußball. Und das bereits vor 14 Jahren. Besser, davon darf man getrost ausgehen, ist die Situation im professionellen Fußball nicht geworden.
Was war damals, im Sommer 2004, also passiert mit und um James Milner? Im Sommer 2002 wurde der blutjunge James Milner mit sechzehn Jahren aus der Jugend von Leeds United zu den Profis hochgezogen. Nicht nur auf dem Fußballplatz verbrachte Milner seine Jugendjahre bei Leeds. Milner war Fan, Dauerkarteninhaber und Balljunge bei Leeds United. Umso glücklicher war er, bei den Profis seiner Lieblingsmannschaft in der Premier League aufzulaufen. Zwei Jahre stand Milner bei Leeds United unter Vertrag, unterbrochen lediglich von einer einmonatigen Leihe zu Swindon Town. Doch die eigentlich so sehr erträumte Zeit endete bitter – mit dem Abstieg von Leeds United in die englische Championship sowie dem unvermittelten Verkauf Milners zu Newcastle United.
Noch heute hat Milner mit dieser Zeit zu tun, betont aber auch wie viel – und wie schnell – er damals gelernt hat, wie die Dinge im Fußball laufen, auf und neben dem Feld. “Es war eine sehr schwere Zeit damals mit dem Abstieg. Und da liefen auch einige finanzielle Sachen im Hintergrund – Sachen in den Verträgen, Probleme neben dem Feld… man musste schnell erwachsen werden, indem man den älteren Spielern zusah und übernahm, wie sie mit allem umgingen”, will Milner bei fourfourtwo kein allzu negatives Resümee unter diese Zeit ziehen.
“So schwer es auch war, ich lernte sehr viel in sehr kurzer Zeit”, betont der heute 32-Jährige. “In zwei Jahren hatte ich eine Vielzahl von Trainern, und viele Höhen und Tiefen. Zum Start meiner zweiten Saison [in Leeds; Anm. d. Red.] übernahm Peter Reid das Traineramt und ich wurde per Leihe nach Swindon geschickt. Dort lief es ziemlich gut für mich und ich ging zurück zu Leeds. Ab dann begann ich in jedem Spiel zu spielen.” Doch die positive Entwicklung Milners bei Leeds United sollte jäh enden. Denn diese war auch andere Klubs aufgefallen.
Milner mit Herz für Leeds: “Ich dachte, ich mache das Richtige für den Klub”
Newcastle United hatte ein Auge auf den damals 18-Jährigen geworfen. Und Leeds ging mit dem Angebot, das dem Interesse der Magpies folgte, recht unkonventionell und wenig planvoll um. “Aber dann, im Jahr 2004, kam ich am ersten Tag der Vorbereitung vor der neuen Saison zum Trainingsgelände – mit dem Gedanken, dass wir uns über einen neuen Vertrag unterhalten werden, und irgendjemand sagte zu mir: ‘Morgen fährst du hoch nach Newcastle für deinen Medizincheck dort.' Ich erwiederte nur: ‘Ach, mache ich das?' Das war hart.” Für einen 18-jährigen Jungen, der sich durch die erste Saison bei seinem Heimatklub mit regelmäßiger Spielzeit einen Traum erfüllen konnte, brach eine Welt zusammen.
“Es war enttäuschend, dass ich nicht länger für Leeds spielen konnte”, drückt Milner heute noch sein Bedauern über den Wechsel aus. Denn Leeds trägt er noch immer im Herzen, wie man an folgender Aussage merkt: “Aber es überhaupt gemacht zu haben [für Leeds aufzulaufen], war etwas ziemlich besonderes.” So besonders sogar, dass Milner seine persönlichen Interessen für die des Klubs hinten anstellte. “Das bisschen Geld, das der Klub mir schuldete, erließ ich ihnen, um ihnen zu helfen. Und sie bekamen eine Tranfserablöse”, erklärt Milner, warum er dem Wechsel nach Newcastle schlussendlich zustimmte. Die Magpies überwiesen stolze 7,4 Mio. Euro für den damals 18- Jährigen. “Also wurde es mir gegenüber so dargestellt, dass es im besten Interesse des Klubs war, dass ich den Verein verlasse, wegen all der finanzieller Schwierigkeiten. Ich dachte, dass ich das Richtige für den Klub mache.” Eine verantwortungsvolle Entscheidung für einen Teenager.
Für Newcastle rentierte sich das Geschäft. Nach mehreren Leihgeschäften verkauften die Magpies Milner vier Jahre später für 15 Mio. Euro mit sattem Transfergewinn an Aston Villa weiter. Und auch James Milner machte seinen Weg. Über Aston Villa ging es weiter zu Manchester City. Mit den Skyblues gewann Milner zwei Premier League Titel, den englischen Pokal sowie den League Cup. Nun schnürt Milner bereits seit drei Jahren für Liverpool die Fußballschuhe und stand mit den Reds im vergangenen Mai im Champions League Finale (1:3 gegen Real Madrid).