Neues Selbstbewusstsein beim SV Werder Bremen. Nun gibt Geschäftsführer und Manager Frank Baumann (42) sogar das Ziel Europa aus. Ob er damit dem Team von Trainer Florian Kohfeldt wirklich einen Gefallen tut? Dennoch stehen die Vorzeichen in Bremen nicht schlecht.
Mit 6:1 hat der SV Werder Bremen in der 1. DFB-Pokal-Hauptrunde bei Wormatia Worms gewonnen. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Frühform der Bremer vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr). Dann sollen bereits die ersten drei Punkte der neuen Spielzeit eingetütet werden. Die Brust ist jedenfalls zuletzt immer breiter geworden.
“Wir wollen nach Europa”, posaunt nun gar Manager und Geschäftsführer Frank Baumann bei der Pressekonferenz vor dem Auftaktmatch in der Liga. Damit spricht er zwar vielen Fans aus der Seele, aber kann die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt das bereits leisten? Die Bremer waren seit Jahren nur noch Mittelmaß und kämpften eher gegen den Abstieg als um Europa. Nach dem Pokalsieg 2009 und dem dritten Platz in der Saison 2009/10 folgten triste Jahre mit den Platzierungen 13, 9, 14, 12, 10, 13, 8 und 11. Europa ist “ein ambitioniertes Saisonziel”, weiß freilich auch Baumann. “Aber die letzten Monate unter Florian Kohfeldt haben gezeigt, dass es realistisch ist”, so der Manager.
Der 35-jährige Kohfeldt folgte am 30. Oktober 2017 auf Alexander Nouri und war zuvor unter Viktor Skripnik zwischen 2014 und 2016 bereits Co-Trainer. Kohfeldt zeigte sich sympathisch und bildete ein Konstrukt, das fortan nur noch schwer zu schlagen war. Deshalb ist auch die Erwartungshaltung bei den Fans nun eine andere. Gegen den Abstieg möchte niemand mehr spielen müssen. Starke Spieler wie Max Kruse, Jiri Pavlenka oder Neuzugang Martin Harnik deuteten in der Vorbereitung und in der Vorsaison bereits an, dass in Bremen eigentlich mehr möglich wäre. Kohfeldt verfolgt eine klare Spielphilosophie und möchte mit Werder wieder dominanter spielen. Beeindruckend: Bereits in der vergangenen Rückrunde führte Kohfeldt sein Team als Fünfter der Rückserie bis Rang 11 der Abschlusstabelle. Die Mannschaft hatte er auf Platz 17 übernommen.
Schafft Kohfeldt den nachhaltigen Erfolg in Bremen?
Doch Vorsicht: Auch unter seinen Vorgängern Skripnik und Nouri hatte sich zuerst Aufbruchstimmung breit gemacht und das Team machte jeweils klare Schritte nach vorne und spielte teilweise sogar begeisternd. Doch die neue Philosophie hatte sich jeweils recht bald abgenutzt und beide Trainer wurden entlassen. Ob Kohfeldt nun auch der gestiegenen Erwartungshaltung mit Erfolg begegnen kann? Fakt ist: Es wird eine äußerst spannende Spielzeit an der Weser.
“Wir sollten uns trauen, nicht zu schüchtern zu sein und zu klein zu denken. Wir wollen ausstrahlen, dass da eine Gruppe ist, die an etwas herangeht und Mut vorlebt”, so der Coach. “Das bedeutet auch Offensiv-Fußball. Auch ein Scheitern wird dazu gehören. Aber die Erwartungen dürfen maximal hoch sein.” Frank Baumann, der die letzten glorreichen Werder-Zeiten selbst miterlebte (deutscher Meister 2004, Pokalsieger 2004 und 2009 und zahlreiche Champions-League-Spiele) will die neue Saison aggressiv angehen: “Wir müssen da sein, wenn andere Teams schwächeln. Wir brauchen diesen unbedingten Willen und dürfen niemals zufrieden zu sein.”
Und was sagt Kohfeldt zu Europa? “Es ist ein Erreichungsziel, an dem wir uns immer wieder orientieren wollen und müssen – und an dem wir uns dann auch messen lassen”, so der Trainer vor dem Auftaktmatch gegen Hannover im kleinen Nord-Derby.