Wohin führt der Weg des VfL Wolfsburg? Nach zwei geglückten Relegationen in Folge möchten die “Wölfe” nun endlich wieder nach oben blicken. Trainer Bruno Labbadia (52) demonstriert vor dem ersten Spieltag Selbstbewusstsein – aber keine Routine.
Mit 539 Bundesligaspielen als Trainer und Spieler ist Bruno Labbadia mittlerweile nach Friedhelm Funkel (777 Spiele) der erfahrenste Coach in der 1. Liga. Er selbst sprach von “Wahnsinn”, als man ihn mit der Statistik konfrontierte. Von Routine möchte der 52-Jährige allerdings nichts wissen. Am 1. August 1987 absolvierte der ehemalige Stürmer sein erstes Bundesligaspiel – für den Hamburger SV gegen den FC Schalke 04. Ausgerechnet gegen jene Schalker bestreiten die Wolfsburger ihr Auftaktmatch der neuen Saison am kommenden Samstag.
“Es macht totale Lust, weil man nie weiß, was auf einen zukommt”, so Labbadia vor dem Auftakt der neuen Spielzeit. “Das macht den Job sehr besonders. Die Vorfreude ist da, Routine kommt sehr selten auf.” Der ewige Abstiegskampf soll dabei endgültig der Vergangenheit angehören. Der VfL möchte wieder nach oben blicken. “Wir tun gut daran jetzt mehr zu arbeiten als zu sprechen”, so Labbadia. “Es ist schwierig nach zwei Jahren. Wir wissen nicht, wie stark wir sind, wie stark die Gegner sind. Wir sind keine total eingespielte Mannschaft.” Nicht nur im Kader hat sich erneut einiges getan. Mit Jörg Schmadtke (Geschäftsführer) und Marcel Schäfer (Sportdirektor) kamen auch neue Funktionäre dazu.
Der VfL Wolfsburg hat aktuell 18.000 Dauerkarten verkauft – Stand jetzt 2.500 weniger als im Vorjahr. Die Fans scheinen skeptisch, dass der Turnaround endlich gelingt. “Wir freuen uns, dass wir uns zu Hause präsentieren können”, so Labbadia, der das Ausgeben eines Saisonziels aber vermeidet: “Wir wollen mehr Spiele gewinnen als verlieren.” Bei den Buchmachern ist Labbadia neben Adi Hütter (Eintracht Frankfurt), Michael Köllner und Rekordmann Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf) der Top-Kandidat für den ersten Trainerrauswurf der Saison.
Luxusproblem in Wolfsburg: Labbadia muss 18 Spieler auswählen
Der Kader hat sich am gestrigen Mittwoch nochmals verändert: Victor Osimhen wurde vom RSC Charleroi ausgeliehen. Damit umfasst der Profi-Kader 33 Spieler. Nur 18 Spieler können am Samstag gegen Schalke berufen werden. Labbadia muss nun aussortieren und ein Aufgebot bestimmen. “Das ist eine der unangenehmsten Entscheidungen”, so der ehemalige Stürmer. “Das macht man nicht gerne.” Labbadia plädiert außerdem dafür, auf mehr als 18 Spieler zurückgreifen zu können – ähnlich wie in der italienischen Serie A. “Wir sollen schließlich eine Mannschaft sein, und dann muss ich Spieler auf die Tribüne schicken”, so der Coach.
Härtefälle sind also vorprogammiert. Sicher ist bereits, dass Gian-Luca Itter am Wochenende in der U-23 der Wolfsburger in der Regionalliga zum Einsatz kommen wird. Auf der Acht duellieren sich derzeit Yunus Malli und Yannick Gerhardt. Auf der rechten Außenbahn herrscht ein Zweikampf zwischen Admir Mehmedi und Renato Steffen. Im Sturm kommt es zum Duell Daniel Ginczek gegen Wout Weghorst. Ginczek muss allerdings noch wegen eines grippalen Infekts kürzer treten, ebenso Maximilian Arnold. “Ich bin froh, dass ich da eine schwere Entscheidung habe”, so Labbadia, der sich zufrieden mit seinem Kader zeigt.
Dennoch hätte der VfL gerne noch einen Flügelspieler verpflichtet. Objekt der Begierde: Maxwell Cornet von Olympique Lyon. Der Poker um das 21-Jährige Talent läuft derzeit auf Hochtouren. Die Zeiten, in denen die Wolfsburger weit über Marktwert für Spieler bezahlt haben, scheinen vorbei zu sein. Lyon fordert für Cornet 20 Millionen Euro Ablöse. “Das können und werde wir nicht tun”, sagte Manager Jörg Schmadtke gegenüber dem “kicker”. Angeblich bietet der VfL 15 Millionen Euro. Der VfL prüft unterdessen weitere Optionen: Nemanja Radonjic (22) von Roter Stern Belgrad ist ein Kandidat, der um die 10 Millionen Euro kosten soll. Allerdings soll sich der Spieler bereits mit Olympique Marseille über einen Wechsel geeinigt haben. Auch Lazar Markovic (24) vom FC Liverpool ist angeblich Thema in Wolfsburg. Der Serbe war zuletzt nach Anderlecht ausgeliehen.