Der König ist tot, es lebe der König, heißt es dieser Tage bei Werder Bremen. Nun ja, ganz so drastisch ist es nicht, doch mit dem Abgang von Zlatko Junuzovic zu RB Salzburg ging Bremen nicht nur ein Mittelfeldstratege und gefährlicher Freistoßschütze verloren, sondern auch der Mannschaftskapitän. Ersetzen soll ihn Max Kruse. Der Profi mit Ecken und Kanten wurde von seinem Trainer Florian Kohlfeldt diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.
“Ich will dieses Unbekümmerte, dieses Freche”, erklärt Kohfeldt seine Entscheidung. “Und ich will auch, dass das unser Gesicht ist. Denn es steht für die Art, wie wir Fußball spielen wollen.” Ohne Angst also, ohne Zurückhaltung. “Max hat eine unheimlich hohe Stressresistenz im Wettkampf. Ihm ist egal, ob wir hier in Grassau auf dem Rasen stehen, im Weserstadion oder in Dortmund. Er ist unbekümmert. Und das empfinde ich für diese Mannschaft als sehr, sehr wichtig.”
Der Werder-Coach meint, Kruse könne “an der Rolle auch noch einmal persönlich wachsen. Er sieht es selbst als Herausforderung an. Er ist nicht mehr einfach nur Max Kruse, junge Spieler orientieren sich an ihm, und er repräsentiert Werder Bremen nach außen.” Auch eine weitere Professionalisierung Kruses könnte eine Folge sein. Auch in diesem Jahr gibt es etwa wieder Medien- Debatten über seine vermeintlich laxe Sommer- Vorbereitung. Kruse tut dies gewohnt souverän ab:”Ihr seht da jedes Jahr dasselbe. Ich sehe ein Sommerloch, das ihr füllen müsst.” Und auch Florian Kohlfeldt betont: “Max hat mein absolutes Vertrauen, dass er zum Start Leistung bringt. Und: Ich kann nicht sagen, ich will jemanden, der frech und unbekümmert ist – und zugleich in allen Belangen Musterschüler. Das funktioniert nicht.”
Kruse: Nicht die Meisterschaft, aber dahinter ist alles möglich
“In unserem ersten Gespräch über dieses Thema habe ich Max aufgefordert: Du musst mir erklären, warum du Kapitän werden willst”, erzälht Kohfeldt offen. “Ich habe ihm gesagt: Du bist als Spieler bei mir absolut gesetzt, hast ohnehin schon großen Einfluss innerhalb der Mannschaft – eigentlich kommen als Kapitän nur Pflichten dazu. Aber die Antwort, die er gegeben hat, war sehr überzeugend. Max geht es nicht um Statusdenken, er hat die innere Motivation, sich weiterzuentwickeln.” Die Binde als Ansporn zur Weiterentwicklung, so sieht auch Max Kruse seine Motivation.
Er spricht von einer “Komfortzone, die mir viele unterstellt haben. Als Kapitän habe ich mehr Verantwortung und möchte gezielt damit in Verbindung gebracht werden”. Vom Amt bändigen lassen will er sich aber nicht: “Ich werde nicht zu einer Marionette.Großartig zu verändern brauche ich mich nicht. Ich habe immer die Bestätigung bekommen, von den Mitspielern wie vom Verein, dass meine Art angenommen wird. Ansonsten wäre ich ja sicher auch nicht Kapitän geworden.”
Und als sozusagen offizielles Sprachrohr der Mannschaft, meldet Kruse gleich große Ziele an. “Wir wollen eine einheitliche Linie, ob es ums Saisonziel geht oder auch in puncto Disziplin.” Dass in sportlicher Hinsicht Selbstbewusstsein angesagt ist, daran lässt Kruse schon jetzt keinen Zweifel aufkommen: “Auf eine Platzierung will ich mich nicht festlegen. Aber wir haben Qualität dazubekommen, haben uns verbessert. Das muss auch unser Anspruch in der Tabelle sein. Wir wollen sehr, sehr erfolgreich sein. Nicht unbedingt um die Deutsche Meisterschaft spielen – aber alles, was dahinter kommt, könnte für uns interessant sein.” Das Ziel des neuen Werder Kapitäns lautet also: Internationales Geschäft.