Die Kulisse am Freitag Abend zum Start in die neue Saison der Zweiten Bundesliga hatte mit Zweitklassigkeit schon einmal nicht das geringste zu tun. 55.000 Fans strömten in das Hamburger Volksparkstadion zum Derby gegen Holstein Kiel, darunter auch 10.000 Schlachtenbummler von den Störchen. Und auch der heiß erwartete Einstand des HSV lässt nicht an Unterhaus denken. Schließlich war es das erste Spiel des Hamburger SV in der Zweiten Liga seit Einführung der Bundesliga. So etwas wie Abstiegseuphorie war aufgekommen beim HSV. Die wurde von den Störchen dann aber komplett erstickt.
Drei Neuzugänge dieses Sommers schickte HSV- Coach Titz ins Rennen: Der 21-Jährige David Bates, von den Glasgow Rangers gekommen, bildete mit Rick van Drongelen (19) die Bubi- Innenverteidigung der Hamburger. In der Offensive sollten die variablen Khalid Narey, der aus Fürth verpflichtet wurde, und der Ex-Mainzer Jairo für Gefahr sorgen. Mit dem flinken Japaner Ito rochierten sie immer wieder durch, eine klare Nummer 9 gab es nicht.
Noch mehr Debütantenball fand beim KSV Holstein statt. Dehm (Hoffenheim), Wahl (Ingolstadt) und Meffert (Freiburg) liefen in der Defensive auf. Lee (Jeonbuk), Serra (BVB) und Honsak (Altach) sollten in der Offensive Impulse setzen. Schließlich galt es den Abgang von Stützen wie Czichos, Drexler oder Ducksch vergessen zu machen. Und auch auf dem Trainerstuhl fand sich ein frisches Gesicht. Tim Walter beerbte den nach Köln abgewanderten Markus Anfang.
HSV nur in der Anfangsphase mit viel Druck
Dieser Umbruch war den Störchen in der ersten halben Stunden doch deutlich anzumerken. Kiel presste sehr offensiv, wollte den HSV keinesfalls ins Spiel kommen lassen und seine fußballerische Klasse nicht entfalten lassen. Doch das öffnete auch Räume in der Defensive. So zielte Ito knapp am langen Pfosten vorbei (3. Minute), Jairo konnte zwei Minuten später ein starkes Holtby- Zuspiel nicht an Holstein- Keeper Kronholm vorbei ins Tor verwerten. In der zwölften Minute patzte der Kieler Torwart aber, spielte Holtby den Ball genau in die Füße. Doch der ehemalige Totttenham- Profi zielte mit seinem Heber ebenfalls zu ungenau. Auch der sehr umtriebige Narey schloss nach einer Unkonzentriertheit in der Holstein- Abwehr zu überhastet ab (19. Minute).
Erst nach einer halben Stunde kamen die Störche selbst konsequenter nach vorne. Schon in der Anfangs-halben-Stunde versuchten sie das Spiel an sich zu reißen, hatte deutlich mehr Ballbesitz als der HSV, doch dass es noch 0:0 stand, hatten sie der Hamburger Schludrigkeit mit den Torchancen zu verdanken. Diese bewies auf Kieler Seite auch der junge österreichische Angreifer Honsak, der zwei gute Gelegenheiten ebenso ungenutzt ließ, wie noch einmal Narey auf der Gegenseite. Die erste Halbzeit war rasant, unterhaltsam und, wie man so schön sagt, ein 0:0 der besseren, ja allerbesten, Sorte.
Kiel bestraft HSV- Chancenverwertung nach der Halbzeit gnadenlos
In der zweiten Hälfte sollte das aber nicht mehr lange so bleiben. Zunächst scheiterte Serra noch mit einer Großchance. Für den HSV wurde wieder einmal Narey hervorragend von Kronholm pariert. Doch dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Von Lee bedient durfte Meffert durch das Mittelfeld spazieren ohne Druck von der HSV- Hintermannschaft bis er den Ball vom Sechzehnerrand in den Winkel jagte.
Alle Bemühung des HSV brachte nichts, auch die Einwechslung von Pierre- Michel Lasogga nicht. Stattdessen nutzte Kinsombi nach schlampigem Aufbau von Pollersbeck und starker Kieler Kombination und erhöhte auf 2:0. Toll bedient wurde er von dem feinen südkoreanischen Fußballer Lee. Den Schlusspunkt setzte in der Nachspielzeit der überaus fleißige Honsack, der seine engagierte Leistung so doch noch mit einem Tor krönen konnte. Der mit so viel Euphorie in die Zweitliga- Saison gestartete HSV musste also eine bittere 0:3- Schlappe gegen den Nord- Rivalen Kiel schlucken und ist im harten Alltag Zweite Bundesliga gelandet.