14 Tore in fünf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Belgiens Offensive stellt das Prunkstück des französischen Halbfinalgegners dar. Umso deutlicher wird dies, wenn man sich die Spieler anschaut, die in der belgischen Offensive Wirbeln. Zentral zieht der baumlange Mittelstürmer Romelu Lukaku alle Aufmerksamkeit auf sich. Um ihn herum wirbeln die agilen Eden Hazard und Kevin de Bruyne. So konnte sich der belgische Nationalcoach Roberto Martinez im Viertelfinale gar den Luxus erlauben Napolis Dries Mertens auf der Bank zu lassen. Wer soll diesen Angriff nur stoppen?
Dass diese Ausnahmestürmer im Halbfinale gegen Frankreich keine erfolgreichen Torabschlüsse feiern können, ist die Aufgabe von Frankreichs Kapitän und Torhüter Hugo Lloris. Schon in der zähen Vorrunde der Equipe Tricolore sorgte der Tottenham-Profi mit spektakulären Rettungstaten gegen Australien und Peru dafür, dass Frankreich diese Partien knapp gewann und letztlich unangefochten als Gruppensieger in die K.O.-Runde einzog. Die größte Parade bislang packte er dann aber im Viertelfinale gegen Uruguay aus. Und die auch noch zu einem enorm wichtigen Zeitpunkt. In einer von den Franzosen dominierten, aber dennoch sehr intensiven Partie gegen die bissigen Südamerikaner hatte Raphael Varane nach einer halben Stunde per Kopf die französische Führung besorgt.
Doch nur wenige Minuten später hätte der uruguayische Verteidiger Martin Caceres beinahe ebenfalls per Kopf für das ansonsten ohne ihren Starstürmer Edinson Cavani offensiv wirklungslose Uruguay ausgeglichen. Wäre da nicht Hugo Lloris gewesen. Mit katzenhafter Beweglichkeit und Schnelligkeit tauchte der 31-Jährige in das bedrohte, von ihm aus gesehen rechte untere Eck ab und kratzte den Ball noch von der Linie.
Nationaltrainer Deschamps: Lloris' “Tat zählt wie ein Tor”
Der vorherige Torschütze und als Innenverteidiger direkter Vordermann von Hugo Lloris, Raphael Varane, schildert die spektakuläre Parade wie folgt: “Das war eine unglaubliche Reaktion”, meint der Profi von Real Madrid. “Das war ein großer Hugo. Als ich den Ball sah, dachte ich, er geht ins Tor, aber er hat diesen großartigen Absprung. Ihn hinter sich zu haben ist ein gutes Gefühl”, drückt der Innenverteidiger die Sicherheit aus, die Lloris seinen Vorderleuten verleiht. Auch Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps pries die Rettungsaktion seines Torhüters in den höchsten Tönen: “Diese grandiose Tat zählt wie ein Tor.” Mit dem Ausgleich im Rücken kurz vor der Halbzeit wäre die Partie für die Uruguayer wieder vollkommen offen gewesen. Dank Lloris konnte Griezmann nach der Pause auf 2:0 erhöhen und das Viertelfinale vorzeitig entscheiden.
Auch gegen Belgien wird der Keeper gegen die brachiale Offensive der Roten Teufel wieder im Blickpunkt stehen. “Ich fühle mich gut, habe ein Umfeld, das mir Sicherheit gibt”, gibt sich Lloris entspannt. “Belgien ist die kompletteste Mannschaft des Turniers. Sie verteidigt gut, sie greift gut an, ist in der Luft schwer zu bezwingen und am Boden. Wir brauchen eine große französische Mannschaft, um unser Ziel zu erreichen”, sind dem Kapitän die belgischen Vorzüge bekannt. Er weiß aber auch: “Wir haben am Dienstag die große Gelegenheit, Geschichte zu schreiben. Wir müssen als Kollektiv unsere Antwort geben. Es geht darum, diszipliniert, strukturiert zu spielen, den Belgiern keinen Platz zu geben.” Und falls die belgischen Angreifer doch einmal durchkommen sollten, gilt es ja immer noch Hugo Lloris zu überwinden. Der sagt simpel wie selbstbewusst: “Ich bin da.”