Für das Team von Südkorea war der Mittwoch ein merkwürdiger Tag. Der Jubel über den 2:0-Sieg gegen den großen Favoriten Deutschland war groß. Im Anschluss schlug die Stimmung in der Kabine radikal um. Von Schwedens Sieg gegen Mexiko hatten die Südkoreaner auf dem Platz noch nichts mitbekommen.
Das Team von Trainer Tae-Yong Shin überzeugte gegen den Titelverteidiger und gewann schließlich verdient mit 2:0. Zuvor enttäuschten die Asiaten bei ihren Auftritten gegen Schweden (0:1) und Mexiko (1:2). Dennoch hatte Südkorea vor dem abschließenden Gruppenspiel noch die Möglichkeit, weiterzukommen. Dazu hätte aber Mexiko gegen Schweden gewinnen müssen. Die Skandinavier triumphierten schließlich mit 3:0 und sicherten sich vor Mexiko den Gruppensieg.
Das südkoreanische Team erfuhr erst in der Kabine, wie das Parallelspiel ausgegangen war. Nach dem Abpfiff jubelten die Spieler noch ausgelassen. Später schlichen die Teammitglieder mit hängen Köpfen zum Bus. Südkorea war davon ausgegangen, dass die zuvor so starken Mexikaner Schweden besiegen würde. Torhüter Hyun-Woo Cho sagte nach dem Spiel: “Wir wussten nichts vom Ausgang des anderen Spiels. Als wir nach dem Spiel von Schwedens Sieg erfahren haben, sind einige von uns in Tränen ausgebrochen.” So entstand ein kurioses Bild: Die deutsche und auch die südkoreanische Mannschaft verließ das Stadion in Kasan niedergeschlagen und am Boden zerstört. Südkorea sicherte sich den letztlich bedeutungslosen dritten Rang in der Gruppe – vor Weltmeister Deutschland.
Südkorea fühlt sich großartig, aber auch leer
Trainer Shin sagte nach dem Spiel, dass er eine “gewisse Ambivalenz” spüre. “Ich fühle mich großartig, aber auch ein bisschen leer”, so der Coach. “Am Dienstag haben wir gesagt, dass wir nur eine Chance von einem Prozent haben, gegen Deutschland zu gewinnen”, so der 49-Jährige. “Wir haben darüber nachgedacht, welche Fehler Deutschland machen kann, weil es sich vielleicht zu sicher fühlt. Ich dachte, wir können diese Fehler ausnutzen, indem wir unsere Chancen, die wir bekommen werden, verwerten.”
Dass Mexiko sang- und klanglos gegen Schweden verlor, wollte der Trainer den “Azteken” nicht vorwerfen: “Ich glaube, dass Mexiko ziemlich stark ist. Juan Carlos Osorio ist ein guter Trainer. Als wir sie im Vorfeld beobachtet haben, konnten wir feststellen, dass sie ihre Strategie und Taktik vor jedem Spiel an den Gegner anpassen.” Dennoch konnte er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: “Dann habe ich erfahren, dass sie 0:3 verloren haben – ich weiß nicht, wie sie gespielt haben. Aber ich denke, das wird einen Einfluss auf ihr nächstes Spiel haben.” Mexiko bekommt es als Gruppenzweiter nun mit Brasilien zu tun, während die Schweden den vermeintlich leichteren Gegner Schweiz vor der Brust haben. Die Mexikaner waren bei den letzten Weltmeisterschaften stets im Achtelfinale gescheitert.
“Wir haben nicht die Ergebnisse erzielt, die wir wollten”, betonte Südkorea-Trainer Shin nach dem Spiel gegen Deutschland abschließend. “Aber wir behalten einen guten Eindruck von Russland.” Auch Torwart Cho zeigte sich letztlich stolz: “Wir haben für die koreanischen Menschen gespielt.”