Mit Einsatz und Glück zieht Argentinien ins WM-Achtelfinale ein. Messi machte Dinge, die er sonst unterlässt. Nachdem der Trainer entmachtet worden war, zeigte er sich bemüht, als Führungskraft zu fungieren.
1:1 stand es zwischen Nigeria und Argentinien. Das Debakel war fast perfekt, als ausgerechnet ein argentinischer Innenverteidiger die Arbeit der sonst so hochgelobten Offensive übernahm und die Mannschaft mit einer grandiosen Direktabnahme ins Achtelfinale beförderte. 2:1, Endstand.
Marcus Rojo erzielte das 2:1, schoss damit sein Team auf den zweiten Platz der Gruppe und gleichzeitig in die K.o.-Runde. Dort wird der Vizemeister von 2014 auf den Favoriten Frankreich treffen. Keine leichte Aufgabe, die den Spielern bevorsteht, doch das war am Dienstag zunächst unwichtig. Die Erleichterung war zu groß, mit nur vier Punkten und einem durchwachsenen Torverhältnis von 3:5 konnten die Argentinier das Ausscheiden vermeiden.
Vor allem freute sich ihr Größter. Als Rojo das Tor schoss, war Messi der erste Gratulierende. Er sprang dem Mitspieler auf den Rücken und wurde glücklich schreiend zur Eckfahne getragen. Später zeigte Messi sogar Pathos.
Eine wohlverdiente Freude
„Ich wusste, dass wir Gottes Unterstützung haben und er uns nicht verlässt“, sagte der Star aus Barcelona: „Wir waren und sicher, dass wir diese Partie gewinnen würden. Es ist toll, auf eine solche Weise zu gewinnen. Diese Freude ist wohlverdient.“
Da werden nicht alle einer Meinung sein. Schließlich hat sich Argentinien im Spiel gegen Nigeria über lange Strecken am Rande des Abgrunds befunden. So bekam Nigeria beim 1:1 einen Handelfmeter nicht genehmigt und hätte des Öfteren beinahe das 2:1 erzielt. Ein weiteres Tor der Afrikaner hätte das WM-Aus für Argentinien bedeutet.
Trotzdem absolvierte Messi sein bisher bestes WM-Spiel. Er schaffte es, seine Mannschaft in der 14. Minute in Führung zu bringen, obwohl er von der Tribüne aus streng von Diego Maradona beäugt wurde.
Nach einem präzisen und innovativen Pass von Banega sprintete er los, nahm den Ball auf elegante Weise mit, und schoss mit seinem eher schwächeren Fuß den sechsten WM-Treffer nach einer langen Phase der Erfolglosigkeit. 652 Minuten musste er auf diesen Moment warten. Zuletzt traf er bei der Meisterschaft 2014, auch damals gegen Nigeria.
Ansonsten war Messi deutlich schneller unterwegs, verglichen mit den anderen Partien der aktuellen WM. Er hatte auch keine Wahl, schließlich steht er seit der 0:3 Niederlage gegen Kroatien gewissermaßen als Chef der Mannschaft da. Zusammen mit ein paar anderen Spielern soll er den Trainer Sampaiolo hinterher regelrecht vom Thron gestoßen haben. Die Folge dessen: fünf neue Spieler in der Startelf. Vor der zweiten Hälfte traf sich Messi im Kabinengang noch mal mit seiner Mannschaft und teilte ihnen eindringliche Worte mit. Vielleicht war das der entscheidende Moment.
Wirklich symptomatisch für den Willen und Einsatz voranzugehen, war eine Szene, die sich in Minute 92 abspielte. Nachdem Messi im Strafraum der Gegner einen Ballverlust verzeichnen musste, ging er schnell zur Handlung über und verhinderte mit einer gezielten Grätsche einen potenziellen Konter der Nigerianer.
Eine Aktion, die in etwa so selten Auftritt wie Fehlpässe von Toni Kroos. Aber einen solchen soll man bei dieser WM ja auch schon gesehen haben.