Mit einem 1:1-Unentschieden zum Abschluss der Vorrundenphase gegen den Iran hat Portugal den ersten Platz in der Gruppe B verpasst. Superstar Cristiano Ronaldo wurde zum tragischen Helden auf Seiten der Portugiesen, der Stürmer vergab in der zweiten Hälfte einen Strafstoß und damit die Vorentscheidung der Partie. In der Nachspielzeit glich der Iran nach einem fragwürdigen Handelfmeter aus, dennoch ist die WM für die Asiaten nach der Gruppenphase vorzeitig beendet. Der amtierende Europameister Portugal trifft nun im WM-Achtelfinale auf Uruguay.
Die wenigstens Fans und Experten hätten wohl ernsthaft damit gerechnet, dass Portugal nach den ersten beiden Vorrundenspielen bis zur letzten Sekunde um den Einzug ins WM-Achtelfinale zittern muss, doch genau das war gestern Abend der Fall in Saransk. Mit einem 1:1-Unentschieden gegen den Iran hat man letztendlich doch noch den Sprung in die K.o.-Phase geschafft, der Gruppensieg geht jedoch an Spanien.
Quaresma bringt Portugal mit Traumtor in Führung
Vor knapp 42.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena von Saransk entwickelte sich von Anfang an das erwartete Spiel. Der Iran stand tief mit zwei Viererketten in der eigenen Hälfte, während Portugal nach passenden Lösungen suchte um das Abwehrbollwerk zu durchbrechen. Die Europäer taten sich deutlich schwerer als erwartet, was vor allem an dem sehr durchwachsenen Tempo und Risikobereitschaft lag. Bis zum Strafraum kombinierte sich das Team von Fernando Santos stets durch, doch Abschlüsse und Torchancen blieben Mangelware. Auch Superstar Cristiano Ronaldo blieb in der ersten Halbzeit über weite Strecken blass und tat sich sichtlich schwer gegen die kompakte iranische Defensive.
Fußballerisch hielt sich die Partie auf einem sehr minimalen Niveau. Viele Fouls, Nickeligkeiten und Diskussionen unter den Spielern und mit dem Schiedsrichter ermöglichten nahezu keinen Spielfluss. Kurz vor dem Pausenpfiff ging Portugal dann dank einer sehenswerten Einzelaktion von Ricardo Quaresma mit 1:0 in Führung. Der Profi von Besiktas Istanbul zirkelte den Ball mit einem Kunstschuss aus knapp 16 Metern ins Tor. Für Portugal war es der erste Treffer bei dieser WM, der nicht von Cristiano Ronaldo erzielt wurde.
Iran gleicht in wilder Schlussphase aus
Nach dem Seitenwechsel blieb es zunächst hektisch, nach einem Foul von Ezatolahi an Cristiano Ronaldo (53.) im iranischen Strafraum hatte Portugal die große Chance auf 2:0 zu erhöhen. Der Gefoulte trat selbst an und scheiterte an Beiranvano im iranischen Tor.
Mit zunehmender Spieldauer wurde es immer wilder auf dem Platz, die Anzahl an Fouls nahm rapide zu. Jede Schiedsrichterentscheidung wurde von Protesten der beiden Mannschaften begleitet und an Theatralik bei vielen harmlosen Szenen mangelte es zudem auch nicht. Vor allem der Iran sorgte damit immer wieder für Unruhe und schaffte es Portugal vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Der Videobeweis kam mehrmals zum Einsatz, unter anderem auch nach einem rotwürdigen Foul von Cristiano Ronaldo. Der Unparteiische Enrique Caceres aus Paraguay verwarnte den 33-jährigen letztendlich nur mit einer gelben Karte.
In den Schlussminuten wurde es dann nochmals richtig spannend: Nachdem Cedric den Ball innerhalb des Strafraums mit dem ausgestreckten spielte, entschied Referee Caceres nach erneuter Sichtung des Videomaterials auf Elfmeter. Ansarifard stellte sich der Verantwortung und und besorgte in der 93. Minute den 1:1-Ausgleich. In den letzten Minuten der Partie setzte der Iran auf volle Offensive und bekam in der 94. Minute nochmals die Chance zum 2:1-Siegtreffer, doch ein Schuss der Mehdi ging knapp am Tor vorbei. Am Ende blieb es beim 1:1-Unentschieden und dem vorzeitigen WM-Aus des Iran.
Aufgrund des 2:2-Unentschiedens im Parallelspiel zwischen Spanien und Marokko beendet Portugal die Vorrundenphase als Gruppenzweiter und trifft im Achtelfinale am kommenden Samstag (20 Uhr MEZ) nun auf Uruguay. Spanien hingegen bekommt es als Gruppensieger am Sonntag (16 Uhr MEZ) mit dem WM-Gastgeber Russland zu tun.
Die Stimmen zum Spiel
Carlos Queiroz, der iranische Nationaltrainer, äußerte sich wie folgt zu dem Spiel: “Es war ein sehr intensives Spiel, Minute für Minute, von Tor zu Tor. Wenn es Gerechtigkeit im Fußball geben würde, wäre Iran heute der Gewinner gewesen. Die Einstellung, die Mentalität haben gestimmt. Wir hätten es verdient gehabt zu gewinnen. Ich verstehe nicht, warum Ronaldo nicht Rot gesehen hat.”
Sein Gegenüber, Fernando Santos, zeigte sich nach der Partie erleichtert über den Einzug ins Achtelfinale: “Das Wichtigste ist, dass wir weiter dabei sind. Das war unser Ziel. Wir hatten einen starken Gegner, Gratulation an Carlos für die tolle Arbeit. Sie haben erneut bewiesen, dass sie gut organisiert sind. Wir haben gut begonnen, haben den Ball laufen lassen. Das Tor war erste Klasse. In der zweiten Halbzeit hatten wir bis zum Elfmeter alles im Griff.”