Noch nie ließ Mario Götze so nah einen Journalisten an sich heran wie den Filmemacher Aljoscha Pause. In der vierteiligen Dokumentation kommen erstaunliche Erkenntnisse zutage.
Trotz seiner gerade mal 26 Jahre kann Mario Götze schon auf eine sehr bewegte Karriere zurückblicken. Erfolge wie die WM 2014 oder 5 deutsche Meisterschaften paaren sich mit großen Rückschlägen wie zum Beispiel einer mysteriösen Erkrankung oder der Nicht-Zulassung zur WM 2018.
Interviewer: Was hat Sie zu einem Dreh mit Mario Götze motiviert?
Aljoscha Pause: Ich dachte, wenn sich Mario auf meine Betrachtungs- und Arbeitsweise einlässt, warum nicht? Zumal ich immer schon an einem nichtlinearen Erfolgstypus interessiert war. Bei Mario lässt sich retrospektiv viel erzählen und aufzuarbeiten. Das fand ich spannend.
Dreimal trafen wir uns vorab, bis dahin war er mir nur aus dem Fernsehen bekannt, wo ich ihn immer als kontrollierten Typen gesehen habe. Gleichzeitig ist er schon sehr früh mit der Öffentlichkeit und den Medien in Berührung gekommen, was vor allem in den Interviews nach den Spielen spürbar gewesen ist.
Interviewer: Wie war das erste Treffen?
Pause: Es war wie ein Aha-Effekt, weil plötzlich ein anderer Mensch vor mir saß. Locker, offen, entspannt und aufgeräumt, fast schon witzig, aber auch interessiert am Projekt. Er wirkte nicht wie einer, der von Beratern und externen Kräften zu so einem Vorhaben genötigt wird. Tatsächlich sind Dokumentarfilme eine seiner Leidenschaften.
Natürlich stellte ich mir die Frage, warum sich jetzt einer plötzlich öffnet, der vor den Kameras sonst immer so kontrolliert agierte. Ich erzählte ihm, dass ich keinen Imagefilm machen wollte, sondern etwas Wahrhaftiges transportieren möchte. Daher sei es wichtig, etwas Reibung zu erzeugen, aber auch offen und fair zu bleiben.
Interviewer: Hat er sich ernsthaft geöffnet?
Pause: Ja, Tabus gab es nicht. Dennoch muss man es an Götze selber messen, nicht etwa am alleroffensten Menschen dieser Welt. Er ist zwar eher der introvertierte Typ, doch seinem 2 Jahre älteren Bruder sei Dank, war es möglich, zusätzliche Informationen zu Marios Wesen zu erhalten.
Schon in der Kindheit war Mario tendenziell ruhig und verschlossen, war oft in seiner eigenen Welt. Aus so einem zurückhaltenden Charakter wird nicht von einem Tag auf den anderen ein Draufgänger. Doch darum ging es auch nicht. Viel eher fragte ich mich, 1) was es heißt, Mario Götze zu sein und 2) offen mit ihm darüber reden zu können. Ich finde, das hat er getan.
„Mario ist sensibel“
Interviewer: Und was heißt es, Mario Götze zu sein?
Pause: Es heißt, damit zu leben, in der Öffentlichkeit mit einem großen Talent gesegnet zu sein. Vor allem aber auch sehr früh im Leben mit maximalem Erfolg konfrontiert zu sein, wie es nur wenige auf dieser Welt sind. Das war die größte Prägung in seinem Leben.
Interviewer: Der früher Erfolg gipfelte im Siegtreffer bei der WM 2014. War das ein Segen oder ein Fluch?
Pause: Ich würde es als beides bezeichnen. Natürlich merkt man, dass er damit kämpfen muss, nur noch darauf reduziert zu werden, zumal alle seine Leistungen genau daran gemessen werden. Dementsprechend hoch ist die Fallhöhe