Am Wochenende wird feststehen, ob Neuer zur Weltmeisterschaft fährt oder nicht. Torwart-Trainer Köpke sieht dem Fall ohne Sorge entgegen. Es klingt auch durch, dass Neuer den Daumen über sich selbst hebt oder senkt.
Andreas Köpke hält als Kronzeuge her, im in diesem Fall zum Urteilsspruch zu kommen. Man fragt ihn zum Torhüter der Nation, schon seit Wochen und Monaten. Nun hält Köpke ein Plädoyer, das den einst verletzten Neuer sehr vital erscheinen lässt. Sorgen? Köpke sagt nein.
Es ist nun mehr als 8 Monate her, das Neuer ein ernst zu nehmendes Spiel bestritten hat. Aufgrund seines Mittelfußbruchs konnte er bei keinem der letzten 19 Länderspiele eingesetzt werden. In rund 2 Wochen beginnt die WM und Trainer Joachim Löw hat bereits klargestellt, dass der Nationaltorhüter nicht auf der Ersatzbank sitzen wird. Wenn er mitkommt, dann als Nummer eins.
Am Montagabend stand Neuer in Südtirol im Trainingslager beim Spiel gegen die deutsche U20 30 Minuten lang im Tor. „Das braucht er“, meint Köpke, „Damit er fit wird und seine Sicherheit wiederbekommt.“ Und Experten wie Löw und Köpke brauchen das zur Urteilsbildung. Fraglich ist dennoch, ob sie auf Neuer nach einer so langen und leidvollen Vorgeschichte bauen können.
Köpke sieht Manuel Neuer auf einem gutem Weg
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass es bei Neuer keine Schonhaltung gibt, sobald er im Spiel oder im Training ist. So spricht Köpke jedenfalls darüber und möchte es gerne als ein gutes Zeichen deuten.
„Man merkt ihm nicht an, dass er so lange weg gewesen ist“, äußert sich der Bundestorwarttrainer. Weiterhin sagt er, dass es einfach darum geht, am Selbstverständnis des Torwarts zu arbeiten. Laut Köpke befindet sich Neuer auf einem guten Weg.
Am Mittwochabend wird er noch einmal eine Halbzeit gegen die U20 als Torwart eingesetzt, infolgedessen auch im Länderspiel gegen Österreich. Erst danach wird das endgültige Urteil fallen, ob Neuer zur WM nach Russland reist oder nicht. Köpke sagt, es müsse „mit Fingerspitzengefühl entschieden“ werden, ob es sinnvoll ist, dieses Wagnis einzugehen.
Am Ende eines Interviews sagte Köpke, es würde „auch ums Gefühl gehen. Wir müssen alle gemeinsam die entscheidende Frage angehen: Genügt die Spielpraxis? Ist Manuel auf dem Platz gut aufgehoben, kann er Räume und Risiken sowie enge Spielsituationen gut abschätzen, wie es für sein offensives Torwartspiel nötig ist?“
Experten meinen generell, dass Neuer nicht viel Praxis braucht, um zu 100 Prozent Leistung zu bringen. Dennoch ist unklar, was acht Monate Pause mit dem Welttorhüter vor allem im Hinblick auf die Weltmeisterschaft machen . Hierfür existieren keine Erfahrungswerte. Neuers Bewegungsablauf sieht aus wie zuvor. Aber was geht in ihm vor?
Köpke meinte, Neuer würde seine Verantwortung den Mitspielern und dem Trainerstab gegenüber kennen, „man kann fast schon sagen: ganz Deutschland gegenüber.“
Gleichzeitig gibt es im Trainerstab der Nationalelf ein Dilemma, das Köpke erkannt hat. Ter Stegen dürfe nicht vermittelt werden, „er sei nur der Notfallplan“. Daher ist nur das Planspiel sicher: Wird Neuer endgültig für die Meisterschaft nominiert, dann wird er Stammtorwart, und zwar aus gutem Grund. Köpke kommentierte: „Neuer auf der Bank möchten wir Marc auch nicht zumuten. Das wäre einfach ein ständig präsentes Thema. Wahrscheinlich würde nach jedem Torschuss diskutiert, wie Manuel es wohl gelöst hätte.“