Dadurch, dass sich der 23-jährige Jungnationalspieler sträubt, in den WM-Kader Frankreichs einzutreten und damit auf Abruf bereit zu stehen, handelte sich Adrien Rabiot klare Worte von Didier Deschamps ein – und animierte Franck Ribery zum unerwarteten Tweet.
Bisher hat Adrien Rabiot sechs Länderspiele absolviert, jedoch werden es in absehbarer Zukunft nicht mehr werden. Denn der Mittelfeldspieler aus Paris St. Germain stellte sich selbst ins Abseits, indem er eine Mail an den französischen Verband schrieb.
Eine Woche zuvor hatte der Nationaltrainer Deschamps den endgültigen 23-Mann-Kader für die WM in Russland bekanntgegeben, zugleich aber eine elf Mann zählende Liste von Spielern ernannt, die stets bereit sein sollen, einzuspringen, sollte jemand aus dem A-Aufgebot ausscheiden. Neben Kingsley Coman und Alexandre Lacazette befand sich darauf auch Rabiots Name.
Diese Reservisten dürfen, anders als bei der WM 2014 und der EM 2016, dieses Jahr nicht im Trainingslager dabei sein, sondern müssen sich selbstständig in Form halten und zudem erreichbar bleiben. Anscheinend hatte Rabiot darauf keine Lust.
Trainingspläne? Erreichbarkeit? So etwas möchte Rabiot nicht
Montag Abend bekam Deschamps eine E-Mail, die Rabiot zwar unterzeichnet, aber scheinbar nicht selber formuliert hatte. Inhalt: Der Reservist steht nicht zur Verfügung und wird die ausgehändigten Trainingspläne daher nicht befolgen. Inzwischen bestätigte Deschamps die Echtheit der Mail, auch wenn der Jungnationalspieler nicht auf die Kontaktversuche reagierte.
Fest steht: Einen besonderen Gefallen hat sich Rabiot mit diesem seltsamen Entschluss nicht getan. So sprach Verbandspräsident Noel le Graet von einer „schlechten Entscheidung“, womit sich Rabiot eher „selbst betraft“. Deschamps spricht sogar von einem schweren Fehler, mit dem sich Rabiot selbst ausgeschlossen habe. „Mit gerade mal 23 Jahren ist er noch jung. Wenn er 30 wäre und 50 Länderspiele absolviert hätte, würden sich vielleicht andere Umstände ergeben. Ich kann seine Enttäuschung verstehen, doch die Nationalmannschaft kommt zuerst.“
Ribery auf Ibiza: „Ich bin bereit, Didier!“
Immerhin sah Deschamps am Mittwoch davon ab, Rabiot nie wieder in den Nationalelf-Kader zu berufen. „Solche radikalen Positionen möchte ich nicht vertreten.“ Viel mehr hofft er auf einen Prozess der Reife beim PSG-Profi, der sich auch in der Nationalelf noch nie etwas hat zu Schulden kommen lassen. „Umso mehr überrascht mich das Verhalten. Im Vorfeld waren keine Anzeichen dafür zu erkennen.“
Nun kann Deschamps keinen Ersatz mehr für Rabiot bei der Fifa melden – und das, obwohl sich Mittwoch sogar einer angeboten hat: Franck Ribery, welcher zwar 2014 zurückgetreten war, sich aber zur EM 2016 noch mal ins Gespräch brachte, twitterte mit vielen Emojis und Ausrufezeichen: „Ich befinde mich auf Ibiza und wurde angerufen: Gibt es noch einen Platz in der Reserve? Didier, ich bin bereit! Los, komm schon!“
Es gibt nur eine Möglichkeit, wie Deschamps jetzt noch jemanden nominieren könnte. Dazu müsste sich ein Mitglied aus dem 23-Mann-Kader, auf den sich der Nationaltrainer zum 4. Juni festgelegt haben muss, bis zum Auftaktspiel noch schwer verletzen. Dann dürfte Deschamps einen Spieler außerhalb seiner jetzt nur noch aus zehn Mitgliedern bestehenden Truppe benennen. Inoffiziell und vorsorglich könnte er natürlich jetzt schon einen anderen Kandidaten anrufen, jedoch möchte der Trainer bewusst davon absehen: „Wir bleiben so.“