In den vergangenen Wochen hatte es Niko Kovac nicht unbedingt leicht. Es war eine Achterbahn-Saison mit tollem Abschluss für den Kroaten. Zudem stellt der Sieg im Finale sogar eine Erleichterung für die Bayern-Chefs dar.
Als man vor dem Spiel den Namen Niko Kovac' über die Lautsprecher im Olympiastadion verlauten ließ, brach die Frankfurter Kurve im Pfeifen aus. Ausgerechnet in der Heimatstadt vor den eigenen Fans. Dabei ist es nicht lange her, dass es noch völlig anders aussah.
Kovac behielt recht
Anfang April befand sich Eintracht Frankfurt inmitten des Kampfes um die Champions League. Es war nicht wenige Fans, die davon träumten, in der nächsten Saison Städte wie London oder Madrid zu bereisen. Doch wenige Wochen später befanden sich die Hessen bereits auf Platz acht der Liga. Die Mannschaft schien müde im Endspurt zu werden, Lukay Hradecky hatte Probleme mit der Trainingssteuerung nach der Niederlage gegen Schalke. Hatte sich Kovac etwa gegen Ende der Saison verzockt?
Dass die Bayern als Favoriten ins Pokalfinale ziehen würden, war klar. Und wie immer ging ein Großteil der Fans davon aus, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handeln würde, bis die Münchener es zum Frankfurter Tor schaffen würden. Aber der Außenseiter war voller Selbstbewusstsein. Niko Kovac hatte den Spielern viel Überzeugung in Bezug auf den Pokalsieg mitgegeben. Am Ende behielt er recht. Die Frankfurter nahmen die Trophäe mit.
Kovac kann es doch
Auch wenn Hoeneß und Rummenigge nach dem Spiel eher gefrustet aussahen, so birgt die Niederlage auch Erleichterung für die Bosse aus Bayern. Schließlich mussten sie nach dem Verpflichten von Kovac schon genug Spott über sich ergehen lassen. Als Trainer sei er zu unerfahren, habe noch keine Titel geholt und besitze auch keine internationale Erfahrung. Egal, wie sie die Bayern zu überzeugen suchten, es genügte nicht.
Hätte Kovac am Samstag verloren, hätte in der kommenden Saison ein Trainer ohne Titel auf der Bank gesessen. Umso größer wäre der Druck auf Rummenigge und Hoeneß geworden. Daher ist durch den Pokalsieg der Frankfurter etwas Last von ihnen gefallen, denn Kovac kann durchaus Titel gewinnen. Auch der kroatische Trainer selbst hat sich den Weg nach München leichter gemacht. So folgt er nicht Heynckes, den Double-Trainer, sondern nur auf Heynckes, der die Meisterschaft holte.
„Niko! Niko!“
Genau das ist der doppelte Triumph für den Kroaten. Nicht nur den Pokal an sich, sondern auch das kleine Erbe als künftiger Bayern-Trainer nimmt er aus dem Olympiastadion mit. Es ist ein spezieller Ort für ihn. „Nicht weit von diesem Stadion, es muss etwa 10 Kilometer entfernt sein, bin ich im Virchow-Krankenhaus zur Welt gekommen. Das ist für mich also eine große Besonderheit“, erklärter er nach seiner Pressekonferenz.
Und dann bleiben noch die Fans. Viel wichtiger für Kovac ist nämlich das „Wie“. So verlässt er die Eintracht Frankfurt nicht etwa im Unfrieden mit seinen Fans. Denn nach dem Spiel feierte man ihn von genau der Kurve aus, von der am Anfang noch Pfiffe erhalten hatte. „Niko! Niko!“, schallte es durch das gesamte Stadion. Da ist es nur verständlich, dass Kovac die Tränen der Erleichterung kaum noch aufhalten konnte.