RB Leipzig muss sich neu erfinden

RB Leipzig: Ralf Rangnick ist unzufrieden mit dem Verlauf der Winter-Transferperiode
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Sollte man sich nun über Rang 6 und die Europa League freuen oder nicht? So recht einschätzen kann die abgelaufene Saison in Leipzig niemand. Sportdirektor Ralph Rangnick hatte sich aber wohl mehr erhofft. Trainer Hasenhüttl bat die Clubführung, seinen eigenen Vertrag aufzulösen. Angeblich war das Vertrauensverhältnis zwischen Coach und Führungsriege gestört. Die Transferpolitik von RB Leipzig kommt aufgrund der vakanten Trainerposition noch nicht so recht in Gang.

Zunächst scheint RB Leipzig einen neuen Coach präsentieren zu wollen, bis die großen Spielerwechsel über die Bühne gehen. Die Verantwortlichen wollen schließlich niemanden verpflichten, den ein neuer Trainer nicht gebrauchen könnte. Mit Ralph Hasenhüttl erreichten die „Roten Bullen“ in der Saison 2016/2017 als Aufsteiger prompt die Vize-Meisterschaft und zogen in die Champions League ein. Dort schied man in einer eigentlich machbaren Gruppe aus und musste in der Europa League weitermachen. Nach überzeugenden ersten Auftritten hatte man schließlich im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Olympique Marseille keine Chance. In der Bundesliga schlingerten die Leipziger immer wieder zwischen Klasseleistungen und bedenklichen Auftritten. Am Ende war gar die Europa League in Gefahr. Mit einem 6:2 am letzten Spieltag in Berlin konnte jedoch Rang 6 gesichert werden. Doch die Ansprüche sind andere: In der kommenden Saison soll es zwingend wieder die Champions League werden. Hierfür wird der Kader noch verstärkt.

Diese Zugänge stehen bereits fest

Noch hat sich in Sachen Neuzugängen nichts getan. Wer passt ins Raster? Ins Spielsystem? Das hängt auch davon ab, wer neuer Trainer der Leipziger wird. Bislang kommen nur die Leih-Spieler zurück: u.a. Marius Müller (1. FC Kaiserslautern), Vitaly Janelt (VfL Bochum) oder Omer Damari (Maccabi Haifa). Eine große Zukunft dürften sie in Leipzig aber nicht mehr erwarten. Einzig Torwart Müller, der mit dem 1. FC Kaiserslautern in die 3. Liga abstieg, könnte eine Rolle im Kader spielen. Er überzeugte mit guten Leistungen in der 2. Bundesliga.

Diese Abgänge stehen bereits fest

Ademola Lookman (20) wird RB Leipzig nach einem halben Jahr schon wieder verlassen. Der Engländer war vom FC Everton ohnehin nur ausgeliehen. Der 20-Jährige hat dort noch Vertrag bis 2021. Leipzig hatte keine Kaufoption ausgehandelt.  Der Youngster hat vor allem am letzten Spieltag in Berlin (6:2) überzeugt (ein Tor, zwei Vorlagen). Insgesamt kommt er auf eine starke Bilanz von elf Spielen, fünf Tore und vier Vorlagen. RB möchte den U-21-Nationalspieler gerne halten. Jedoch behält Everton alle Trümpfe in der Hand. Stand jetzt bleibt es bei diesem einzigen halben Jahr in Leipzig.

Sportlich schmerzhafter ist der Abgang von Mittelfeldmotor Naby Keita (23). Schon frühzeitig in dieser Saison stand fest, dass der FC Liverpool den Nationalspieler Guineas (29 Länderspiele, fünf Tore) für 60 Millionen Euro verpflichten wird. Finanziell dürfte die Leipziger der Deal aber freuen. Keita spielte zwar erneut eine starke Saison, aber an die Spielzeit 2016/2017 konnte er nicht ganz anknüpfen.

Nach 6 Jahren Leipzig wird Dominik Kaiser (29) den Verein ablösefrei verlassen. Kaiser ist der einzige Spieler, der beide Aufstiege von der 3. bis in die 1. Liga mitgemacht hat. Der Publikumsliebling wurde am letzten Spieltag emotional verabschiedet. Der ehemalige Hoffenheimer absolvierte insgesamt 167 Pflichtspiele für Leipzig. Er erzielte 34 Tore und bereitete 35 Treffer vor. Kaiser war einer der großen Garanten für die Aufstiege.

Diese Spieler könnten noch kommen

Der Keita-Abgang spült 60 Millionen Euro in die eh schon gut gefüllten Kassen. „In den nächsten drei, vier Wochen gilt es, die ersten Neuzugänge festzuzurren. Es geht jetzt Schritt für Schritt, einer nach dem anderen“, so Sportdirektor Ralph Rangnick, der freilich zunächst einen neuen Coach verpflichten möchte.

Der Uruguayer Marcelo Saracchi von River Plate hat das Interesse der Leipziger auf sich gezogen. Der 20-jährige Linksverteidiger besitzt eine Ausstiegsklausel in Höhe von 16,9 Millionen Euro. Ein erstes Angebot in Höhe von 9,5 Millionen Euro wurde von River Plate bereits abgelehnt. Auch Inter Mailand soll an dem U-20-Nationalspieler Uruguays dran sein.

Als Nachfolger für Naby Keita könnte Amadou Haidara (20) von RB Salzburg kommen. „Wir kennen den Spieler, wir kennen aber auch einige andere Spieler“, so Rangnick. Der junge Malier kommt für Salzburg nach einer langen Saison auf 53 Pflichtspiele, acht Tore und sieben Vorlagen. Sein Marktwert war nach starken Leistungen in der Europa League zuletzt auf 5 Millionen Euro gestiegen.

Trotz Abstieg mit dem 1. FC Köln hat Jannes Horn (21) einige Scout-Blicke auf sich ziehen können. Der U-21-Nationalspieler kam vor allem in der Hinrunde zum Einsatz und könnte ein Versprechen in die Zukunft sein. Sein Marktwert liegt derzeit bei 4 Millionen Euro.

Max Meyer (22) wäre sogar ablösefrei zu haben. Der Noch-Schalker sucht nach den Querelen um eine mögliche Vertragsverlängerung nach einem neuen Verein. Der vierfache Nationalspieler wird aber auch in Hoffenheim, bei Paris Saint-Germain oder bei Arsenal London gehandelt.

Diese Spieler könnten noch gehen

Der 23-jährige Benno Schmitz spielt bei Leipzig keine Rolle mehr und steht beim 1. FC Köln auf dem Zettel. Schmitz absolvierte in der abgelaufenen Saison nur zwei Spiele für RB und soll den Verein verlassen.

Emil Forsberg (26) wirkte die ganze Saison über angefressen, dass die Verantwortlichen ihn nach seiner Fabel-Saison 2016/2017 nicht wechseln haben lassen. Dementsprechend schwach war Forsbergs Saison. Seine herausragenden Leistungen der Vorsaison fehlten Leipzig am Ende, um erneut in die Champions Leauge einzuziehen. Die Fans werden den Eindruck nicht los, Forsberg will nun mit allen Mitteln seinen Abgang provozieren. Zum Ende der Saison hin ließ er sich zu einem Platzverweis hinreißen und verabschiedete sich über die sozialen Medien kryptisch bei den Fans. Möglich, dass er sich bei der Weltmeisterschaft in Russland wieder ins Rampenlicht schießt. Eine Zukunft in Leipzig scheint derzeit unrealistisch. Wie vor einem Jahr wird der Schwede (33 Länderspiele, 6 Tore) unter anderem beim AC Mailand gehandelt. Forsberg absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit 21 Bundesliga-Spiele, erzielte dabei aber nur zwei Tore und bereitete zwei Treffer vor. In der Vorsaison kam er in 30 Spielen auf acht Tore und 22 (!) Vorlagen.