Wie bereitet sich die TSG Hoffenheim auf die Königsklasse vor?

Julian Nagelsmann
Abb. Die Richtung stimmt, Julian Nagelsmann (Trainer, Hoffenheim) Foto: foto2press

Was für ein Schlussspurt! Dank einer überragender Form in der Endphase der Bundesliga-Saison 2017/2018 sicherte sich die TSG Hoffenheim Platz 3 der Tabelle und zog direkt in die Champions League ein. Am letzten Spieltag gelang ein eindrucksvoller 3:1-Sieg gegen Konkurrent Borussia Dortmund. Trainer Julian Nagelsmann wird gefeiert und bereitet unterdessen akribisch den Kader für die kommende Spielzeit vor.

In der vergangenen Saison war die TSG in der Qualifikation zur Champions League noch deutlich am späteren Finalisten FC Liverpool gescheitert. In der Europa League enttäuschte die Elf von Trainer Nagelsmann dann allerdings auf ganzer Linie. Die Zuschauer blieben aus und es wirkte so, als wäre die Europa League nur ein schwer anzunehmender Trostpreis. Umso mehr freuen sich die Kraichgauer nun auf die erstmalige direkte Qualifikation zur Königsklasse. Um dort zu bestehen und auch in der Liga wieder eine große Rolle zu spielen, wird der Kader an gewissen Stellen verändert.

Diese Neuzugänge stehen bereits fest

Leonardo Bittencourt wechselt für eine Ablöse in Höhe von 6 Millionen Euro vom 1. FC Köln nach Hoffenheim. Der 24-Jährige Offensivmann spielte eine starke Rückrunde und hatte zuletzt einige Begehrlichkeiten geweckt. „Leonardo Bittencourt ist ein technisch starker und beweglicher Spieler, der über einen sehr guten Antritt verfügt und im Eins gegen Eins extrem schwer zu verteidigen ist. Er findet immer wieder Lösungen auch in engen Räumen und wird unserem Spiel gerade gegen tief stehende Gegner sehr gut tun“, so TSG-Manager Alexander Rosen über den ehemaligen deutschen Jugend-Nationalspieler. Der Spieler selbst ließ bei seiner Präsentation durchblicken, dass er auch in Sachen Nationalmannschaft angreifen möchte. „In Hoffenheim wird seit Jahren hervorragend gearbeitet und die Tatsache, dass mehrere Spieler von dort aus den Sprung in die A-Nationalmannschaft des DFB geschafft haben, ist eine ausgezeichnete Referenz, die mich als ambitionierten jungen Spieler beeindruckt“, so Bittencourt. „Julian Nagelsmann hat mich als Trainer überzeugt, und ich bin sicher, dass ich von seiner Arbeit extrem profitiere und noch besser werde.“ Leonardo Bittencourt, dessen brasilianischer Vater Franklin auch bereits Bundesliga spielte, absolvierte 129 Bundesliga-Spiele für Dortmund, Hannover und Köln (17 Tore, 23 Assists).

Mit Ishak Belfodil verstärkt sich die TSG mit einem weiteren Bundesliga-Profi. Der Algerier war zuletzt von Standard Lüttich an Werder Bremen ausgeliehen. Der 26-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2022. In Bremen erzielte Belfodil in 29 Pflichtspielen sechs Tore und bereitete einen Treffer vor. „Ishak kann ganz vorne im Zentrum spielen, als hängende Spitze oder auf den Halbpositionen. Insofern passt er hervorragend in unser gesuchtes Profil“, so Alexander Rosen über seinen Neuzugang, der für eine Ablösesumme in Höhe von 6,5 Millionen Euro kommt.

Diese Abgänge stehen bereits fest

Über fünf Jahre spielte Eugen Polanski (32) bei der TSG Hoffenheim. Der ehemalige polnische Nationalspieler absolvierte 137 Pflichtspiele und erzielte zehn Tore und kam auf neun Assists. Sein Vertrag läuft aus. Polanskis Ziel ist unbekannt.

Mit Mark Uth (26) geht einer der besten Stürmer der abgelaufenen Spielzeit. Der gebürtige Kölner wechselt ablösefrei zum FC Schalke 04. Mit 14 Toren und acht Vorlagen trug Uth einen wesentlichen Teil dazu bei, dass sich die TSG direkt für die Champions League qualifizierte. Uth wurde zuletzt auch als potentieller WM-Fahrer gehandelt. Bundestrainer Joachim Löw nominierte allerdings Nils Petersen (29) vom SC Freiburg.

Vor einem Jahr hatte der FC Bayern München Serge Gnabry (22) vom SV Werder Bremen verpflichtet und ihn umgehend nach Hoffenheim verliehen. Die Leihe endet nun und Gnabry wird in der kommenden Spielzeit für den deutschen Rekordmeister auflaufen. In der abgelaufenen Spielzeit kam der Flügelflitzer für die TSG Hoffenheim auf 26 Pflichtspiele, zehn Tore und sieben Vorlagen. Vor allem in der Rückrunde wusste der U-21-Europameister nachhaltig zu überzeugen. Die WM in Russland verpasst er aufgrund einer Verletzung. Gut möglich, dass Bundestrainer Löw ihn mitgenommen hätte. Gnabry bestritt bislang zwei Länderspiele (drei Tore).

Diese Spieler könnten noch kommen

Manager Alexander Rosen will trotz Champions-League-Teilnahme nicht von der zurückhaltenden Transferpolitik abrücken. Dennoch hat Mehrheitseigner Dietmar Hopp zuletzt Neuzugänge, die Ablösesummen in zweistelliger Millionenhöhe kosten, nicht ausgeschlossen. „Wir haben auf den Offensivpositionen Bedarf. Da wollen wir nach Leonardo Bittencourt noch ein, zwei Spieler holen. Wenn keiner geht, sehen wir uns dann gut aufgestellt“, so Rosen. „Wir haben 14, 15 Stammspieler, die einmal Vierter und einmal Dritter geworden sind. Die haben nachgewiesen, dass sie es können. Es macht keinen Sinn, Spieler zu holen, die mehr kosten oder angeblich besser sind.“

Die Kraichgauer zeigen aber auch Interesse an Rechtsverteidiger Stefan Lainer von Red Bull Salzburg. Lainer ist österreichischer Nationalspieler und könnte ein Backup für Pavel Kadarabek werden.

Ebenfalls im Fokus der Hoffenheimer: der erst 17-Jährige Roberto Massimo von Arminia Bielefeld. Der junge Mittelfeldspieler absolvierte in der abgelaufenen Spielzeit sechs Partien in der 2. Bundesliga. Massimo wäre sicherlich auch eine Investition in die Zukunft.

Weiterhin hält sich das Gerücht hartnäckig, Max Meyer (22) könnte nach Hoffenheim wechseln. Nach den Querelen um eine mögliche Vertragsverlängerung auf Schalke, war Meyer in Ungnade gefallen und spielte auch sportlich zuletzt keine Rolle mehr. Angeblich spekuliert Meyer aber weiterhin auf größere Klubs – z.B. Paris Saint-Germain mit seinem neuen Trainer Thomas Tuchel. Meyer wäre ablösefrei zu haben – dürfte aber ein enormes Grundgehalt fordern. Auf Schalke hatte er einen neuen Vertrag mit 5,5 Millionen Euro Salär jährlich abgelehnt.

Als Stürmer könnte Karl Toko Ekambi von SCO Angers aus Frankreich nach Hoffenheim wechseln. Der 25-Jährige spielte eine starke Saison und erzielte in 36 Liga-Partien 17 Tore und bereitete fünf Treffer vor. Der Kameruner dürfte mindestens zwölf Millionen Euro kosten.

Diese Spieler könnten noch gehen

Andrej Kramaric wird die TSG Hoffenheim wohl nicht verlassen. Wie nun bekannt wurde, hat die TSG erst in der Winterpause ein 30-Millionen-Angebot für den Kroaten aus Italien abgelehnt. Sollte Kramaric allerdings eine starke WM spielen, könnte das Thema Wechsel wieder aktuell werden.

Stürmer Adam Szalai, der auch im überaus wichtigen Spiel gegen Borussia Dortmund am letzten Spieltag traf, zeigte zuletzt wieder seine Wichtigkeit. Allerdings gilt der Ungar auch als Wechselkandidat. Er wird unter anderem mit Aston Villa in Verbindung gebracht.

Der Tscheche Pavel Kadarabek machte sich auf der rechten Abwehrseite unverzichtbar. Laut Medienberichten zeigen der AS Rom und Inter Mailand Interesse an dem 26-Jährigen. Sein Marktwert liegt aktuell bei rund 8,5 Millionen Euro.