Aus den obersten fünf Ligen haben in den vergangenen 21 Jahren bereits 110 deutsche Fußballvereine den Antrag auf Insolvenz gestellt. Die meisten der Insolvenzen wurden dabei ab der dritten Liga abwärts beantragt. Sportökonomen haben die Ursache dafür untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Struktur- und Regeländerungen dafür verantwortlich sind.
Für die Fußball-Vereine sind die erste und Zweite Bundesliga anscheinende ein rettendes Ufer. Denn trotz hoher Schulden der Vereine in den beiden Top-Ligen bleiben die Clubs weitgehend von einer Insolvenz verschont. Der Gang zum Insolvenzrichter mussten in den vergangenen 21 Jahren ausschließlich Waldhof Mannheim und der SSV Ulm antreten müssen.
Der Sportökonom der Universität Duisburg-Essen, Daniel Weimar erklärte, dass ein Verein, der einmal in die 2. Liga aufgestiegen ist, unter dem Schutz der DFL steht. Dort gibt es eine Art „Rettungsschirme“, mit denen kurzfristige Kapitalnotstände reguliert werden können. Dieses Darlehn wurde von Arminia Bielefeld einmal in Anspruch genommen. Weimar hat zusammen mit Stefan Szymanski von der Universität Michigan die Insolvenzen im Fußball untersucht.
In der deutschen Fußball-Liga ist der Sicherungsfond mit 10 Mio. Euro gedeckt. Mit diesem soll finanzschwachen Clubs geholfen werden, kurzfristig einen Liquiditätsengpass zu überbrücken, so dass es im Interesse aller Vereine nicht zu einer Gefährdung des Spielbetriebs kommt. Im April 2011 hatte Bielefeld als erster Profiverein Gebrauch von dem Sicherungsfond gemacht. Damals erhielt Arminia ein Darlehn von 1,25 Mio. Euro, um so die drohende Insolvenz abzuwenden.
Welche Gründe gibt es für die häufigen Pleiten
Das es in den unteren Klassen so häufig zu Pleiten kommt, hat viele Gründe. Laut dem Ökonomen Weimar seien unter anderem die neuen Strukturen im Ligasystem dafuer mitverantwortlich. Durch die Einführung der 3. Liga kam es zu einer signifikant höheren Insolvenzwahrscheinlichkeit – wie Weimar erklärt. Nach drei Jahren zeigten die Daten deutlich mehr Insolvenzen auf.
Heute gilt die 3. Liga als teure Profiliga beim DFB und sie erhält keinerlei Solidarzahlungen von oben, wie die beiden Top-Ligen. Sondern die Clubs müssen sogar noch Teile der geringen TV-Einnahmen an die Regionalligisten abgeben. Zudem galt bis 2015: Wer eine Insolvenz beantragt, steigt zwangsläufig ab. Heute kommt es bei einer Insolvenz „lediglich“ zu einem Punktabzug von neun Zählern.
Durch Insolvenz den Verein sanieren?
2017 wurde von sechs Clubs ein Antrag auf Insolvenz gestellt. Drei davon sind der VfR Aalen, Hessen Kassel und FSV Frankfurt – und diese sind bereits wieder schuldenfrei. Durch das Insolvenzplanverfahren wird das möglich gemacht, wie der Fachanwalt für Insolvenzrecht Friedbert Striewe in einem Interview erklärte. Wichtig ist, dass die Vermögensgegenstände nicht zu Geld gemacht würden, sondern dem Unternehmen weiterhin zur Verfügung stehen, die Geldgeber auf ihre Ansprüche verzichten – in dieser Hinsicht gibt es einen großen Kapitalschnitt oder Darlehnsschnitt, so dass evtl. nur noch 10 oder 15 % der Forderungen ausgeglichen werden. Bei Kassel spielten die Gläubiger mit und die Unterstützung des Umfelds war groß. Sogar die Unternehmen der Region zogen mit und viele der Sponsoren haben das Sponsoring sogar erhöht. Auch in Gütersloh war die Auflösung zum Greifen nah, aber dank einer Rettungsinitiative war es möglich, den Insolvenzantrag zurückzuziehen. Doch eine Insolvenz muss nicht immer gleich das Aus bedeuten. Selbst wenn 32 Vereine erst einmal aus dem Fußball-Zirkus verschwunden sind, so kamen 21 wieder, wenn auch unter einem anderen Namen.