Die großen Erfolge von Borussia Dortmund in den 1990er-Jahren sind auch mit seinem Namen verknüpft: Gerd Niebaum. Der Jurist führte den BVB als Präsident zu legendären Erfolg wie dem Gewinn der Champions League im Jahr 1997. Danach folgte allerdings ein heftiger Ansturz. Für den BVB – aber vor allem auch für Niebaum persönlich. Was macht Dr. Gerd Niebaum heute? Wo und wie lebt er? Und sieht man ihn überhaupt nochmal im Dortmunder Stadion? Wir geben eine aktuelle Zusammenfassung.
Dr. Gerd Niebaum hat Borussia Dortmund geprägt, den Club anderseits aber auch fast in den Ruin geführt. Ehemalige Spieler aus der Niebaum-Zeit wie Matthias Sammer, Stefan Reuter und Heiko Herrlich wägen ihre Worte beim Blick zurück daher auch sehr sorgfältig ab.
Einhellig ist die Meinung, dass Borussia Dortmund ohne Gerd Niebaum heute wohl nicht zu internationalen Elite gehören würde. Anderseits ist Niebaum gegen Ende ein zu hohes Risiko eingegangen und hat falsche Entscheidungen getroffen.
„Niebaum hat viele sehr mutige Entscheidungen getroffen und zu Beginn seiner Zeit auch sehr viele richtige. Sonst hätte sich der BVB nicht so entwickeln können. Aber wenn du ein Macher bist und Entscheidungen triffst, besteht die Gefahr, dass du überziehst. In den letzten Jahren als Präsident hat er phasenweise ein zu hohes Risiko gewählt“, so Stefan Reuter kürzlich im Gespräch mit den “Ruhr Nachrichten”.
Die Zeit von Dr. Gerd Niebaum beim BVB
Dr. Gerd Niebaum hat im Münster Jura studiert und wurde als Rechtsanwalt 1984 vom Amtsgericht Dortmund als Vizepräsident im Notverstand von Borussia Dortmund berufen. Angeführt wurde der Notverstand des finanziell angeschlagenen Vereins damals von Reinhard Rauball.
1986 wurde Gerd Niebaum zum Präsident des BVB gewählt, in einer Zeit, in der der Club erneut vor dem finanziellen Ruin und dem sportlichen Abstieg stand. Unter Niebaum begannen in Dortmund im Anschluss glanzvolle Jahre.
1989 holte sich der Club den DFB-Pokal. Es folgten unter Niebaum drei Meistertitel (1995, 1996 und 2002), der Champions League- und der Weltpokalsieg 1997.
Niebaum führte Borussia Dortmund an die Börse
2000 war Gerd Niebaum für den Börsengang der Borussia verantwortlich. Die BVB-Aktie spülte 143 Millionen Euro in die Kassen, wovon aber bereits die Hälfe für aufgelaufene Schulden zu zahlen waren. Niebaum versuchte bis 2004 die finanzielle Situation zu verschleiern.
Das Lügengebilde des BVB-Chefs brauch dann aber vollständig zusammen, so dass Niebaum im November 2004 als Präsident und im Februar 2005 als Vorsitzender der Geschäftsführung zurücktrat. Neuer Präsident beim BVB wurde sein Vorgänger Reinhard Rauball. Niebaum übergab die Borussia Dortmund KGaA mit einem Schuldenberg von 120 Millionen Euro.
Der tiefe Fall: Verurteilung wegen Betrugs
Nach dem Rückzug aus dem Sport war Dr. Gerd Niebaum wieder als Anwalt und Notar tätig. Die Notarzulassung gab er bereits im Januar 2011 zurück. Wenige Monate später verlor Niebaum erstinstanzlich seine Anwaltszulassung wegen „Vermögensverfall“. Das Urteil wurde 2012 vom Bundesgerichtshof bestätigt. Niebaum soll in dieser Zeit über 17 Millionen Euro Schulden gehabt haben.
2015 wurde der ehemalige BVB-Präsident Untreue, Kreditbetrugs, des Betruges in zwei Fällen und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten auf Bewährung verurteilt. Er hatte sich unter anderem als Testamentsvollstrecker selbst ein Darlehen von 450.000 Euro gegeben.
Gerd Niebaum heute: Einsam und zurückgezogen
Im Dortmunder Signal Iduna Park ist Dr. Gerd Niebaum heute nicht mehr zu sehen. Der ehemalige BVB-Boss hatte im Juni auch eine Einladung seines Vereins zum Champions League Finale in Wembley ausgeschlagen. Was beim BVB intern überrascht haben soll. Immerhin war diese Einladung auch als Geste der Versöhnung gedacht.
In der Öffentlichkeit lässt sich Gerd Niebaum heute so gut wie gar nicht mehr blicken. Es gibt keine offiziellen Auftritte. Niebaum lebt zurückgezogen und komplett im Privaten.
Ab und an kann man Niebaum in Dortmunder Restaurants sehen – beispielsweise im „Jägerheim“, das von Willi Kühne (früherer Merchandising-Chef des BVB) betrieben wird.