Es war still geworden um Josip Ilicic. Psychische Probleme haben den 36-jährigen einstigen Atalanta-Star ausgebremst. Nach einer langen Auszeit sorgte der Kicker nun bei der EURO 2024 für bewegende Momente.
Die EM 2024 kann eine weitere berührende Story ihrer noch jungen Geschichte erzählen. Es war bereits mehr als überraschend, dass Josip Ilicic im vorläufigen Kader der Slowenen auftauchte. Nun hat sich der 36-Jährige zurückgemeldet und mit seiner Mannschaft EM-Geschichte geschrieben.
Ilicic: Danke für die Berufung
Große Worte sind nicht seine Art. So hat es Josip Ilicic auch bei der überraschenden Nominierung für den EM-Kader der Slowenen bei einem eher bescheidenen Kommentar belassen: „Danke für die Berufung!“ Gegenüber dem slowenischen Privatsender POP TV betonte Ilicic, wie viel es ihm bedeute, nach „einiger Zeit“ wieder zurück auf den Rasen zu sein.
Tatsächlich liegt das letzte Länderspiel des Kickers mehr als 2,5 Jahre zurück. Der Sport rückte für den Spieler in den letzten 955 Tagen in den Hintergrund. Viel mehr machten ihm psychische wie mentale Probleme zu schaffen.
Corona hinterließ Bilder im Kopf
Für Atalanta Bergamo konnte Josip Ilicic zwischen 2017 und 2022 in 173 Pflichtspielen überzeugen. Er erzielte 60 Tore. Doch mit der Corona-Pandemie begann der Abstieg. Die Region um Bergamo wurde schwer vom Virus getroffen. Ilicic bekam die Bilder von den Militärtransportern, die nachts unterwegs waren, um die Leichen abzutransportieren, nicht aus dem Kopf.
Ein weiterer Schicksalsschlag war der plötzliche Tod des ehemaligen Teamkollegen Davide Astori. Ilicic verriet Sky Sports Italia, große Angst zu haben, selbst plötzlich am Morgen nicht mehr aufzuwachen. Sein Klub gewährte ihm eine Auszeit. Doch Ilicic fiel immer wieder aus und schließlich wurde der Vertrag in Bergamo in beidseitigem Einvernehmen 2022 aufgelöst.
Ilicic von Ex-Klub Maribor aufgefangen
Etwa vier Wochen nach seinem Ausstieg in Bergamo und zurück in der Heimat, heuerte er bei NK Maribor an. Dort war ihm einst der Durchbruch gelungen und dort sollte er zu seiner alten Stärke zurückfinden.
Josip Ilicic wollte wieder lernen, das Spiel zu genießen. Dies ist ihm offenbar gelungen. Er absolvierte eine erfolgreiche Saison beim Vizemeister und schoss neun Tore. Damit hat Ilicic sich selbst den Beweis erbracht, dass mit ihm auf dem Rasen nach wie vor zu rechnen ist.
Jojo is back
In Slowenien trägt Josip Ilicic den Beinamen „Jojo“. Nachdem es seit Herbst 2021 keine Einsätze mehr für ihn im Team der National-Elf gegeben hatte, kam es Anfang dieses Jahres zu den ersten Verhandlungen und Ilicic diskutierte mit Trainer Matjaz Kek eine mögliche Rückkehr in die Nationalmannschaft.
Im Mai dann die große Überraschung: Ilicic wird in den vorläufigen EM-Kader Sloweniens berufen. Sein Comeback feierte der Kicker beim Freundschaftsspiel gegen Armenien. Ilicic brauchte nach seiner Einwechslung keine drei Minuten, um den Ball ins Netz zu versenken. Damit lieferte er die beste Vorlage, um in das endgültige 26-Mann starke EM-Aufgebot zu rutschen.
Im Spiel gegen England schenkte uns der Mann mit der Rückennummer 26 berührende Bilder. Am kommenden Montag tritt Slowenien im Achtelfinale gegen Portugal an. Drücken wir dem „letzten Mann“ im Team die Daumen, bei der EURO 2024 noch einen großen Treffer zu landen.