EM 2024 liefert Stoff für KI-Forscher

Die EM 2024 wird nicht nur von Fußballfans gespannt verfolgt. KI-Forscher ziehen Schlüsse aus den Datenmengen. Selbst der Ball besitzt einen Sensor.

Vier Wochen Fußball am Stück. 51 Spiele flimmern über den Bildschirm. Dabei entstehen riesige Datenmengen, die KI-Forschern wertvolle Hinweise liefern.

Wer gewinnt die EURO 2024? Es gibt Favoriten und Prognosen. Inwieweit kann KI dabei mitmischen? Forscher der TU München suchen nach Antworten und analysieren die Spieldaten. Dabei werden verschiedene Datenquellen, wie auch optische Verfahren genutzt.

KI entgeht nichts

Während der EURO 2024 fallen nicht nur Tore, es hagelt auch Datenmengen. Diese wollen Professor Daniel Link und sein Team nicht ungenutzt verpuffen lassen. Die Forscher der Technischen Universität München machen von Machine Learning Gebrauch.

Künstliche Intelligenz soll erkennen, welcher taktischen Finessen sich die Teams bedienen und zwischen Pressing und Gegenpressing Schlüsse ziehen, welche Situationen nach welcher Spieltaktik verlangen.

Das Team kann dabei aus drei unterschiedlichen Datenquellen schöpfen. Datenlogger erfassen blitzschnell Zweikämpfe, Pässe und Torschüsse. Neben der manuellen Erfassung wird sich auch optischer Methoden bedient. Mehrere Kameras haben das Spielfeld im Blick. Bei der EURO 2024 rollt zusätzlich der Ball mit einem Sensor versehen über den Rasen.

ChatGPT als EM-Orakel?

Die Forschungsgruppe aus München betont, dass es ihnen nicht darum geht, Spielergebnisse vorauszusagen. Wie Daniel Link deutlich macht, bleibt Fußball eine unberechenbare Größe und wird größtenteils vom Zufall bestimmt.

Durch die wissenschaftliche Analyse der Daten können Rückschlüsse auf die Statistik von Zweikämpfen, auf die Laufleistung oder die Passquoten gezogen werden. Die Daten helfen beim Verständnis der einzelnen Aspekte und der Einschätzung und Steuerung der Trainingsbelastung. „Die Nutzung dieser Daten steckt noch in den Kinderschuhen“, ist der Forscher überzeugt.

KI kann doch

Auch wenn es nicht im Fahrplan der wissenschaftlichen Untersuchung an der TU steht, Fachleute sind sich mittlerweile einig: Künstliche Intelligenz kann ihren Job als EM-Orakel ganz gut machen. Damit könnten diverse Tier-Orakel bald ein ähnliches Problem bekommen, wie so manche Fachkraft auf zwei Beinen, die ihren Job durch den Einsatz von KI gefährdet sieht.

Oliver Müller nimmt sich der KI-Daten an der Uni Paderborn an. Der Professor für Wirtschaftsinformatik und Datenanalyse ist überzeugt: „Fußballergebnisse können durch KI mittlerweile recht gut vorhergesagt werden.“ Der Wissenschaftler räumt aber auch ein, dass es mit Verletzungen und anderen Faktoren unvorhersehbare Störfälle gibt, die KI nicht schnell genug berücksichtigen kann.

KI sieht England auf dem Treppchen

Der Sammlung von Sportdaten hat sich auch Plaier verschrieben. Das Material wird mit einer eigens entwickelten KI-Software aufgearbeitet. Das Unternehmen hat ein Chat-Bot auf WhatsApp online gestellt. Dort lassen sich Fragen nach der Stärke und Gewinnwahrscheinlichkeit von Fußballmannschaften beantworten. „Das finden besonders Vereine interessant“, weiß Mitentwickler Maik Nöcker. Möglich sei es auch, die Belastung der Spieler vorauszusehen. Die Daten helfen bei verletzten Spielern die Belastungsgrenze zu definieren und Vorhersagen zu treffen, wann der Spieler eingesetzt werden kann und wieder ausgewechselt werden muss.

Aktuell sei das Chat-Bot vermehrt gefragt, um EM-Ergebnisse vorauszusagen. Nöcker findet dies beinahe schade. „KI kann so viel mehr.“ Gleichzeitig gab er zu, dass die bisherige EURO die Rechnung weitgehend ohne Künstliche Intelligenz gemacht hat. „Wir lagen erstaunlich oft daneben.“ Das von Plaier vorausgesagte Finalspiel könnte es allerdings tatsächlich geben. Deutschland gegen England, mit einem Sieg der Engländer.