In den vergangenen beiden Jahren gingen mit der SpVgg Greuther Fürth und Eintracht Braunschweig zwei Mannschaften in der Bundesliga an den Start, die noch nie bzw. erstmals nach 28 Jahren Abwesenheit wieder im deutschen Fußball-Oberhaus vertreten waren. Für beide, jeweils als Abstiegskandidat Nummer eins gestartet, reichte es am Ende nicht zum Klassenerhalt.
In der Saison 2014/15 versucht sich nun mit dem SC Paderborn ein absoluter Neuling daran, es seinen beiden Vorgängern als Überraschungsaufsteiger nicht gleich zu tun, sondern die Liga zu halten. Fraglos eine ambitionierte Aufgabe für die Ostwestfalen, die vor einem Jahr niemand als Bundesliga-Aufstiegskandidaten auf der Rechnung hatte. Doch Trainer Andre Breitenreiter und Manager Michael Born ist es mit einem Etat, der selbst in Liga zwei im unteren Mittelfeld anzusiedeln war, erstmals in die Bundesliga aufzusteigen, wo das Wunder nun eine Fortsetzung finden soll. Weil man in Paderborn aber keine verrückten Sachen machen und vor allem kein Risiko eingehen möchte, ist das oberste Ziel, am Ende der ersten Erstliga-Saison die aktuell noch gut vier Millionen Euro Schulden los zu sein und insgesamt als Verein zu wachsen.
Mit einem Anstieg der Mitgliederzahlen von 2.000 auf inzwischen mehr als 10.000 wurde abseits des Platzes bereits ein erster Schritt in eine rosige Zukunft getan. Auf dem Platz sollen neben der zusammengehaltenen Aufstiegself inklusive der letzte Saison nur ausgeliehenen und nun fest verpflichteten Marvin Bakalorz und Elias Kachunga, die sechs Neuzugänge Moritz Stoppelkamp (TSV 1860 München), Stefan Kutschke (VfL Wolfsburg), Idir Ouali (Dynamo Dresden), Marvin Ducksch (Borussia Dortmund II), Viktor Maier (SV Lippstadt) und Lukas Rupp (Borussia Mönchengladbach) dafür sorgen, dass der SCP konkurrenzfähig ist. Gesucht wird darüber hinaus noch nach einer Alternative für die Defensive. Aktuell laufen diesbezüglich Gespräche mit namentlich nicht bekannten Kandidaten aus dem Ausland.
Alban Meha fehlt zum Start
Zum Trumpf werden soll allerdings nicht die Qualität der Einzelspieler, die mit dem Großteil der neuen Ligarivalen ohnehin nicht mithalten kann, sondern abermals die mannschaftliche Geschlossenheit und die perfekte Umsetzung von Breitenreiters System mit einem schnellen Umschalten. Sehr wahrscheinlich ist, dass Paderborn in der Bundesliga nominell sehr defensiv und nur mit einer Spitze antritt. Gut möglich, dass Breitenreiter nun noch öfter im 4-1-4-1 agieren lässt, in dem Patrick Ziegler als echter Sechser die beiden zentralen Mittelfeldspieler Bakalorz und Mario Vrancic, die ansonsten als Doppelsechs fungieren, absichert und unterstützt.
Mit dieser Marschroute trat der SCP in der 2. Bundesliga zumeist gegen etwas stärkere Gegner an und feierte damit beachtliche Erfolge. So etwa zum Jahresauftakt 2014 beim späteren Meister 1. FC Köln, der mit 1:0 bezwungen werden konnte. Torschütze war damals der im Aufstiegsjahr überragende Alban Meha, der nun aber zum Start wegen einer Meniskus-OP wochenlang ausfällt und vor allem bei Standardsituationen eine nicht gleichwertig zu schließende Lücke hinterlässt. Schon während des engen Pokalspiels bei RB Leipzig, wo Paderborn am letzten Wochenende schließlich nach Verlängerung mit 1:2 das Aus ereilte, war das Fehlen Mehas ein Handicap, das nicht kompensiert werden konnte.
Doch auch ohne den Albaner wird sich Paderborn in den ersten Bundesliga-Wochen nicht verstecken, sondern versuchen, den Schwung des Aufstiegs mitzunehmen. Dass dies gelingt, wäre nicht unwichtig, warten doch an den ersten drei Spieltagen Heimspiele gegen den 1. FSV Mainz 05 und gegen den 1. FC Köln. Also zwei Partien, die gewonnen werden sollten, will man nicht von Beginn an im Tabellenkeller festsitzen und sich ein ähnliches Schicksal ersparen, wie es Fürth und Braunschweig erlitten haben.