Real Madrid hat sich eineinhalb Wochen vor dem Start der Primera Division den ersten Titel der neuen Saison gesichert. Im rein spanischen Finale um den UEFA-Supercup besiegten die Königlichen den FC Sevilla mit 2:0 und wurden dabei ihrer Favoritenrolle als Gewinner der Champions League gegen den Sieger der Europa League vollauf gerecht.
Mit den beiden Neuzugängen Toni Kroos und James Rodriguez in der Startelf lieferte Real Madrid eine für diesen Zeitpunkt der Saison schon überraschend starken Auftritt ab. Während James gemeinsam mit Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Karim Benzema in der Offensive für Furore sorgte, zog Kroos im Mittelfeld an der Seite von Luka Modric schon die Fäden und zeigte eine herausragende Leistung, obwohl der vom FC Bayern München gekommene Weltmeister nach dem WM-bedingt verlängerten Urlaub erst seit einer Woche wieder voll im Training ist.
Cristiano Ronaldo schnürt Doppelpack
Von Anfang an war Real Madrid vor 27.000 Zuschauern in Cardiff darum bemüht, das Kommando zu übernehmen und kam auch relativ schnell schon zu den ersten Gelegenheiten, bei denen aber der starke Beto im Tor des FC Sevilla noch auf dem Posten war. Nach einer halben Stunde war der portugiesische Schlussmann dann aber machtlos, als sein Landsmann Ronaldo eine Hereingabe von Bale aus kurzer Distanz über die Linie drückte und Real damit in Führung schoss.
Sevilla versteckte sich zwar weder vor noch nach dem Rückstand und kam durchaus auch zu Torgelegenheiten, leistete sich aber zugleich zu viele Ballverluste in der Offensivbewegung, die die reiferen Madrilenen gekonnt für sich nutzten. So auch vier Minuten nach der Pause, als die Königlichen einmal mehr schnell umschalteten, der Ball über Kroos sowie Benzema zu Ronaldo kam und der Superstar sich nicht lange bitten ließ. Mit einem scharfen Linksschuss erhöhte Ronaldo auf 2:0 und nährte damit die Hoffnung, die langwierigen Knie- und Muskelprobleme vom Ende der vergangenen Saison endgültig überwunden zu haben.
In der Folge ließ es Real Madrid etwas ruhiger angehen, was Sevilla mehr Spielanteile und auch einige Chancen bescherte. Dabei konnte sich Iker Casillas im Tor der Königlichen einige Male auszeichnen und so Pluspunkte im Duell mit einem neuen Rivalen Keylor Navas sammeln, der die 90 Minuten von der Bank aus verfolgte. Letztlich blieb es aber beim ungefährdeten 2:0-Erfolg der Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti, die damit gleich im ersten Pflichtspiel unterstrich, dass mit ihr auch in der neuen Saison wieder zu rechnen ist.
Gelingt die erste Titelverteidigung in der Königsklasse?
Seitdem der Europapokal der Landesmeister ab der Saison 1992/93 zur Champions League wurde, ist es keinem Verein gelungen, seinen Titel zu verteidigen. Zuletzt scheiterte der FC Bayern München 2013/14 als Titelverteidiger im Halbfinale an Real Madrid. Die Madrilenen wollen nun als erste das Kunststück schaffen, die Königsklasse zweimal in Serie zu gewinnen und ihren insgesamt elften Titel im wichtigsten Vereinswettbewerb Europas holen.
Die Voraussetzungen dafür stehen nicht schlecht. Die ohnehin schon beste Mannschaft der letzten Saison wurde mit Kroos, Rodriguez und auch Navas noch einmal klar verstärkt. Und den Eindrücken aus dem Supercup nach zu urteilen, wird die Integration der neuen Stars schnell vonstatten gehen, womit die Königlichen von Anfang an dazu in der Lage sein sollten, Ausrufezeichen zu setzen, zumal es keine nennenswerten Abgänge gab.
Allenfalls Sami Khedira, dessen 2015 auslaufender Vertrag noch nicht verlängert wurde, könnte den Verein in dieser Transferperiode noch verlassen. Weil der Weltmeister aber große Teile der letzten Saison verletzungsbedingt verpasst hat und Khedira hinter Kroos, Modric sowie Xabi Alonso ohnehin nur vierte Wahl im zentralen Mittelfeld wäre, hielte sich der Verlust in Grenzen.
Alles in allem kann es Real Madrid schaffen, als erstes Team die Champions League zu verteidigen. Bleiben die Leistungsträger wie Cristiano Ronaldo gesund und findet sich entweder mit Casillas oder Navas eine verlässliche Nummer eins,sind die Königlichen auf jeden Fall der Top-Favorit, noch vor dem FC Bayern München und dem FC Barcelona.