Die DFB-Pokal-Achtelfinalrunde bescherte ein Favoritensterben. Erst kickte St. Pauli Titelverteidiger Dortmund aus dem Wettbewerb, am Mittwochabend schließlich zogen auch die Gladbacher, die in der zweiten Runde noch sensationell die Bayern aus dem Pokal warfen, gegen Zweitligist Hannover 96 den Kürzeren. Natürlich hat so eine Niederlage viel mit schlechter Tagesform zu tun, oder damit, dass man den Gegner unterschätzt, oder sogar mit Pech. Gladbachs Sportchef Max Eberl sah sich dieser Tage allerdings veranlasst, Probleme grundsätzlicherer Art anzusprechen. Die Corona-Pandemie habe insgesamt die Kräfteverhältnisse verändert. Immer mehr Vereine gingen kreativere Wege, um die Situation zu meistern. Auch Borussia Mönchengladbach könne ohne finanzstarke Investoren auf lange Sicht nicht bestehen, glaubt Eberl.
Ohne strategische Investitionspartner könne man unter den gegebenen Bedingungen seine Leistungsträger nicht halten oder neue hinzugewinnen. So könne man schließlich die Teilnahme an europäischen Wettbewerben auf lange Sicht abschreiben.
Gladbach erleidet bittere Pokalpleite in Hannover
In der zweiten Pokalrunde warfen die Fohlen noch den deutschen Rekordmeister mit einem 5:0-Kantersieg raus. Am Mittwochabend nun erlitt die Hütter-Elf eine ähnliche Blamage wie die Bayern im Oktober. Das 0:3 gegen den Zweitligisten Hannover 96 bedeuten das Ende von Gladbachs Pokalträumen, die vor dem Spiel als Mitfavorit auf den Gewinn des Titels galten.
Kapitän Lars Stindl übte nach dem Spiel harsche Kritik an seiner Mannschaft. Es fehle an Energie und Intensität, man nehme die Zweikämpfe nicht an, liefe ständig hinterher. Das ziehe sich durch das ganze Jahr von Woche zu Woche, kritisierte Stindl. Auf die Art und Weise würde es unabhängig vom Gegner „brutal schwer, da Struktur reinzubekommen“, so Gladbachs Kapitän.
Die Hängepartie um Ginter und Zakaria belastet den gesamten Verein
Möglicherweise ist Sportchef Max Eberl nicht ganz unschuldig an der verworrenen Lage und dem unsicheren Auftreten seiner Mannschaft auf dem Platz. So fühlte sich Eberl lange Zeit nicht in der Lage, Schlüsselspielern wie Matthias Ginter oder Denis Zakaria Angebote zur Vertragsverlängerung zu unterbreiten.
Das Angebot erfolgte erst, nachdem sich die Coronalage vorübergehend gebessert hatte. Im Dezember, als es pandemiebedingt erneut zu Einnahmeausfällen kam, wurden die Angebote wieder zurückgezogen.
Was glaubt man, was solch ein hin und her für ein Signal an die Spieler sendet? Das Ergebnis ist nun, dass Ginter und Zakaria den Verein im Sommer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ablösefrei verlassen werden.
Eberl: Ohne Investoren ist Europa kein realistisches Ziel mehr
Max Eberl hat nach diesen Erfahrungen die Einsicht gewonnen, dass man zukünftig finanzstarke Partner brauche, um im Wettbewerb mit den Topklubs der Bundesliga und denen Europas auf Dauer bestehen zu können.
Andere Vereine würden wie vor Corona agieren. Da müsse man sich auch Gedanken machen. Ohne die Unterstützung von Investoren sei der Europapokal kein realistisches Ziel mehr, glaubt Eberl.
Zunächst einmal an die Bundesliga denken: Samstag kommt Union Berlin
In der momentanen Situation kann man sich nicht einmal sicher sein, die Klasse zu halten. Die Fohlen stehen aktuell auf dem zwölften Tabellenplatz, mit gerade mal vier Punkten Abstand zu einem direkten Abstiegsplatz. Insofern sollte die Hütter-Elf die Pokalpleite schnellstens vergessen und sich auf ihr Samstagsspiel konzentrieren.
Denn da hat man Union Berlin im Borussia-Park zu Gast. Die Berliner haben ihr Achtelfinale mit Derbycharakter gegen Erzrivalen Hertha Berlin gewinnen können und stehen in der Tabelle da, wo die Gladbacher eigentlich hinwollen: auf dem fünften Platz. Sollten die Fohlen das Spiel verlieren, befänden sie sich bis auf Weiteres erst einmal im Abstiegskampf.
Die Buchmacher trauen den Gladbachern allerdings den Heimerfolg zu. Wettanbieter Betonic etwa offeriert für einen Sieg der Hütter-Elf eine Quote von 2.05, für einen Sieg der Gäste eine 3.20-Quote.