Bei Borussia Dortmund geht die nackte Angst um. Der BVB ist nach 18 Spieltagen in der Bundesliga aus den Champions-League-Plätzen gerutscht. Insgesamt hat die Borussia in der laufenden Saison schon sieben (!) Niederlagen kassiert. Das ist eine desaströse Bilanz, wenn man sich die Ansprüche des BVB vor Augen hält. Im letzten Sommer hatten viele in Dortmund noch von der Meisterschaft geträumt. Die Realität sieht jetzt ganz anders aus. Die Mannschaft von Trainer Edin Terzic droht die Königsklasse zu verpassen – und das hätte sportlich und wirtschaftlich verheerende Konsequenzen für den gesamten Club. Ab jetzt beginnt beim BVB das große Zittern. Das Team hat noch 16 Spiele, um den Super-GAU abzuwenden.
Viele Experten haben dem Ballspielverein 09 Borussia Dortmund im vergangenen Sommer den besten Kader seit vielen, vielen Jahren bescheinigt. Und tatsächlich schienen die Dortmunder auf dem Papier eine Mannschaft zu haben, die Titelträume wahr werden lassen könnte.
Marco Reus mit katastrophalen Auftritten
Rückblickend muss man sagen: Die Experten lagen daneben. Die jungen Top-Talente wie Jude Bellingham, Giovanni Reyna oder Youssoufa Moukoko sind zwar große Versprechen für die Zukunft – aber aktuell verkörpern sie noch nicht das Niveau für allerhöchste Anforderungen.
Das wäre aber auch nicht weiter tragisch, wenn wenigstens die erfahrenen Spieler ein verlässliches Gerüst bilden würden. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Was Kapitän Marco Reus seit Woche abliefert, grenzt an eine Frechheit. Manuel Akanji und Thomas Meunier erlauben sich beinahe in jeder Partie haarsträubende Blackouts.
Nur Hummels und Haaland als Lichtblicke
Dass der BVB schon seit Jahren ein Torwartproblem hat, wird in dieser Saison auch mal wieder ersichtlich. Roman Bürki dürfte sogar zu den schlechtesten Torhütern der gesamten Bundesliga gehören. Dortmund hat nach 17 Partien schon 26 Gegentreffer gefangen – fast die Hälfte davon nach gegnerischen Standardsituationen. Das hat nicht nur, aber vor allem auch mit Bürki zu tun.
Julian Brandt ist in seiner aktuellen Form – vor allem mit seinem kreisligahaften Defensivverhalten – nicht zu gebrauchen. Raphael Guerreiro steht völlig neben sich. Axel Witsel fällt verletzt bis zum Saisonende aus. Jadon Sancho wirkt völlig überspielt und verunsichert. Wirklich verlassen kann sich der BVB in dieser Saison eigentlich nur auf zwei Spieler: Mats Hummels und Erling Haaland.
Zuletzt 2015 die Champions League verpasst
Was taktische Ordnung, eine klare Spielidee, Laufbereitschaft, Athletik und Mentalität angeht, sind Mannschaften wie Union Berlin, der VfB Stuttgart, der VfL Wolfsburg, der SC Freiburg, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach dem BVB inzwischen voraus. Vom FC Bayern und von RB Leipzig mal ganz zu schweigen.
Und das lässt sich auch an der Tabelle ablesen. Wenn Borussia Dortmund nicht bald den Schalter umlegen kann, dann wird es nichts mit der Champions League. Das ist dem BVB zuletzt in der Saison 2014/2015 passiert. Und schon damals waren die wirtschaftlichen Folgen zu spüren.
Der wirtschaftliche Druck ist riesig
Jetzt kommt noch die Corona-Krise dazu. Die Borussia verliert bei jedem Heimspiel ohne Zuschauer rund vier Millionen Euro. Insgesamt hat der Verein im letzten Jahr einen Verlust von rund 80 Millionen Euro gemacht. Sollten für die kommende Spielzeit auch noch die Einnahmen aus der Königsklasse wegbrechen – man kann hier je nach sportlichem Abschneiden mindestens 30 bis 40 Millionen Euro einplanen – dann wird ganz eng.
Die Folge wäre klar: Der BVB müsste das Defizit durch Spielerverkäufe wieder ausgleichen. Und dann würde wohl der mit Abstand wichtigste Akteur die Borussia wohl schon im Sommer verlassen: Erling Haaland. Wie abhängig das Dortmunder Spiel von dem norwegischen Stürmer ist, das kann man in dieser Saison sehen.
Kriegt Terzic noch die Kurve?
Mit der Entlassung von Trainer Lucien Favre kurz vor Weihnachten sind die BVB-Bosse ein großes Risiko eingegangen. Ob es richtig war, mitten in der Saison dem jungen und unerfahrenen Edin Terzic das Vertrauen zu schenken, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die bisherige Bilanz des neuen Trainers ist miserabel: Nur zehn Punkte aus sieben Spielen. Mit diesem Schnitt dürfte der BVB die Champions League definitiv verpassen.