Volle Ränge und ausverkaufte Stadien? Das wird in der Fußball-Bundesliga wohl noch für längere Zeit ein Wunschtraum bleiben. Aber immerhin: Die Chancen stehen gut, dass es schon zum Start der kommenden Saison 2020/2021 keine kompletten Geisterspiele mehr geben wird. Die Schritte hin zur Normalität sind allerdings klein. Klar ist bereits, dass es keine einheitliche Lösung an allen Bundesliga-Standorten geben wird. Verantwortlich für die entsprechenden Konzepte sind die Vereine und die lokalen Gesundheitsbehörden in den jeweiligen Bundesländern. Und während man beim 1. FC Union Berlin weiterhin von einer vollen Hütte träumt, kalkuliert man bei Borussia Dortmund deutlich vorsichtiger. Der BVB gab jetzt bekannt, dass man bei zukünftigen Heimspielen mit maximal 15.000 Fans plant.
Der BVB hat das größte Stadion der Republik und den höchsten Zuschauerschnitt in der Bundesliga. Rund 81.365 Fans passen in den Signal Iduna Park – und der Dortmunder Fußball-Tempel ist bei so gut wie jedem Pflichtspiel ausverkauft. Egal ob Bundesliga, DFB-Pokal oder Champions League – wenn der BVB spielt, bleibt selten ein Platz frei.
Jedes Geisterspiel kostet den BVB vier Millionen Euro
Da liegt es auf der Hand, dass Borussia Dortmund von der Coronakrise rein wirtschaftlich besonders hart getroffen wird. Jedes Heimspiel ohne Zuschauer kostet den BVB etwa vier Millionen Euro. “Das ist schon heftig, wenn diese Einnahmen komplett wegbrechen”, so Carsten Cramer, der Marketing-Chef des BVB im Interview mit dem Tagesspiegel.
Nicht mehr als 15.000 Fans in Deutschlands größtem Fußballstadion
Auch die Borussia arbeitet derzeit fieberhaft an einem Hygienekonzept, durch das zumindest ein Teil der Fans zurückkehren kann. Cramer nannte nun erstmals eine konkrete Zahl: “Wir müssen die Abstandsregel zwingend einhalten. Deswegen können wir nach jetzigem Stand nur mit 12.000 bis 15.000 Zuschauern pro Heimspiel planen.”
Welche Zuschauer dürfen rein?
Wie das Ganze im Detail aussehen wird und nach welchem Verfahren die Fans ausgewählt werden, ist noch offen. Bei fast 50.000 Dauerkartern-Besitzern wird man um eine Art Losverfahren kaum herum kommen. Und dann sind da ja noch die Hospitality-Bereiche, die für den Verein besonders lukrativ sind. “Wir hoffen, dass wir in der neuen Saison zumindest einen Teil der VIP-Tickets wieder verkaufen können”, verdeutlicht Cramer.
Frankfurt hofft auf 24.000 Fans
Bei Eintracht Frankfurt kalkuliert man etwas großzügiger. Vorstandsboss Axel Hellmann hatte dem kicker in der Vorwoche gesagt, dass die Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden schon sehr weit fortgeschritten sei. “Wir sind aktuell in einer Planung mit 20.000 Zuschauern pro Partie. Das hängt ein bisschen von den Auflagen ab. Am Ende können es auch 24.000 sein – oder eben nur 15.000”, so Hellmann.
In Frankfurt sieht man vor allem die An- und Abreise der Fans als größten Knackpunkt. “Das ist eine Herausforderung, da brauchen wir auch ein entsprechendes Konzept im öffentlichen Personen-Nahverkehr. Aber auch diese Planungen laufen”, sagte Axel Hellmann.
Union Berlin: Massentests als Lösung?
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt man weiterhin bei Union Berlin. Die Köpenicker haben den Traum noch nicht aufgegeben, am ersten Spieltag in einem vollbesetzten Stadion an der Alten Försterei zu kicken. Die Idee: Jeder Fan muss beim Einlass einen negativen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 24 Stunden ist. Die Kosten für diese Massentests will der Verein tragen. Ob dieses Konzept wirklich realistisch ist, wird sich zeigen. Das letzte Wort hat dann das Berliner Gesundheitsamt.