Werder Bremen steht nur noch einen Schritt vom Abgrund entfernt. Wenn am Samstag nicht ein mittleres Fußball-Wunder geschieht, dann steigt der Traditionsclub erstmals seit 40 Jahren aus der Bundesliga ab. Die Gründe dafür sind sicher vielfältig, aber die maßgebliche Verantwortung für das Desaster trägt Trainer Florian Kohfeldt. Die sportliche Führung der Bremer – allen voran Geschäftsführer Frank Baumann – hielt an dem Coach trotzdem wahnhaft fest, obwohl der Werder-Niedergang sich schon seit Monaten abzeichnete. Sollte es jetzt runter in die zweite Liga gehen, müssen sich auch die Bosse hinterfragen. Dass Kohfeldt in der kommenden Saison noch Trainer in Bremen ist, gilt unter Insidern bereits als ausgeschlossen. Und es gibt nach übereinstimmenden Informationen verschiedener Medien auch schon einen Topkandidaten für die Nachfolge: Andreas Herzog.
Aus Sicht von Werder Bremen gleicht die Saison 2019/2020 einem Horrorfilm. Vor einem Jahr waren die Norddeutschen mit großen Plänen in die neue Spielzeit gestartet, die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb wurde vollmundig als Ziel ausgerufen. Dass am Ende der Abstieg stehen würde, konnte sich zum damaligen Zeitpunkt kaum jemand vorstellen.
Werders Bosse: Sehenden Auges ins Verderben
Selbst nach einer miserablen Hinrunde demonstrierte man in Bremen noch Gelassenheit. Dabei war Werder nach der ersten Saisonhälfte schon Vorletzter in der Tabelle, mit jämmerlichen 14 Punkten aus 17 Spielen. Rückblickend wäre da wohl der ideale Zeitpunkt zum Handeln gewesen. Aber die Werder-Bosse schätzten die Lage komplett falsch ein. Die Mannschaft sei ja eigentlich zu gut um abzusteigen, hörte man immer wieder. Und Florian Kohfeldt sei ein herausragender Trainer, der nicht mal ansatzweise zur Diskussion stünde.
Nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt
Ob das in Bremen heute immer noch so gesehen wird? In der Rückrunde wurde es kein bisschen besser. Zwischen dem 19. und dem 26. Spieltag holte Werder aus sieben Partien nur einen einzigen Punkt. Die sportliche Führung reagierte wieder nicht, der Trainer kokettierte inzwischen aber selbst mit Rücktrittsgedanken.
Stand jetzt ist Werder kaum noch zu retten. Es müssten am letzten Spieltag schon extrem viele Faktoren zusammenkommen, um zumindest noch in die Relegation zu rutschen. Dort stünden dann noch zwei Entscheidungsspiele gegen den 1. FC Heidenheim oder den Hamburger SV. Dies allerdings ist graue Theorie. Viel wahrscheinlicher ist, dass es in Bremen am nächsten Samstag ab 17:20 Uhr viele Tränen geben wird. Der Abstieg würde die gesamte Stadt hart treffen.
Trennung von Kohfeldt gilt als sicher
Die Rückkehr in die erste Liga ist kein Selbstläufer, das haben genügend Beispiele bewiesen – zuletzt der 1. FC Nürnberg, Hannover 96 oder auch der HSV. Andere Traditionsvereine wie der 1. FC Kaiserslautern oder 1860 München sind mittlerweile sogar in der 3. Bundesliga verschwunden.
Florian Kohfeldt gilt in der Branche trotz der katastrophalen Saison noch immer als begehrter Trainer. Der 37-Jährige wird im Sommer genügend Angebote auf dem Tisch haben. Es gilt als so gut wie sicher, dass Kohfeldt nicht mit Werder in die zweite Liga geht. Auch intern mehren sich bei den Grün-Weißen die Stimmen, die einen ganz klaren Schnitt bevorzugen.
Herzog heißer Kandidat auf die Nachfolge
Wie inzwischen mehrere Quellen ganz unabhängig voneinander berichten, steht eine echte Werder-Legende vor der Rückkehr – diesmal auf die Trainerbank. Die Rede ist von Andreas Herzog, der in den 1990er-Jahren mit Bremen die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann. Der Österreicher trug insgesamt acht Jahre lang das Werder-Trikot.
Herzog ist mittlerweile ein international anerkannter Coach, der seine ersten Schritte als Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft und beim Nationalteam der USA gemacht hat. Seit 2018 trainiert Herzog sehr erfolgreich die Nationalelf von Israel.
Kehrt der einstige Werder-Held zurück?
Der 51-Jährige soll schon erste Gespräche mit den Werder-Bossen geführt haben. Für den Job in Bremen soll Herzog bereit sein, seinen Vertrag in Israel sofort aufzulösen. Für Werder wäre die Rückkehr der einstigen Identifikationsfigur ein echter Coup, der im Umfeld neue Euphorie auslösen könnte. Einziger Haken: Herzog hat noch eine Vereinsmannschaft trainiert, auch die zweite Bundesliga wäre für ihn komplettes Neuland.