Am Mittwoch (6. Mai) wird die Politik die endgültige Entscheidung verkünden, hinter den Kulissen sind die Würfel aber längst schon gefallen: Die Bundesliga bekommt grünes Licht für den Neustart, wohl schon am 15. Mai wird der Ball wieder rollen. Auf welch dünnem Eis der Profifußball allerdings steht, hat das Skandalvideo von Hertha-Stürmer Salomon Kalou gezeigt. Die Fortsetzung der Bundesliga wird von weiten Teilen der Öffentlichkeit jetzt noch kritischer gesehen. Sollte es zu weiteren Verfehlungen und in der Folge zu vielen positiven Corona-Tests innerhalb der Vereine kommen, droht weiterhin der Saisonabbruch. Bayern-Kapitän Manuel Neuer hat jetzt einen flammenden Appell an seine Kollegen gerichtet.
Es ist durchaus ungewöhnlich, dass ein Fußballer sich in einer überregionalen Tageszeitung öffentlich an die anderen Profis in der Bundesliga richtet. Aber offenbar hat Manuel Neuer jetzt die absolute Notwendigkeit für einen Weckruf gesehen. Denn die Zukunft der Liga hängt weiterhin an einem extrem dünnen Faden.
Das Virus als Damoklesschwert über der Bundesliga
Der Spielbetrieb wird wohl schon ab dem übernächsten Wochenende fortgesetzt. Die drängenden Fragen nach der Zukunft bleiben offen. Das Coronavirus wird weiterhin wie ein Damoklesschwert über der Bundesliga hängen. DFB-Chefarzt Meyer hat bereits sehr klar festgestellt: “Wenn es in den kommenden Wochen zu viele Fälle in den ersten beiden Ligen gibt, dann kann das gesamte System ins Wanken geraten.”
Salou-Video ein fatales Signal an die Öffentlichkeit
Bei den routinemäßigen Testungen gab es bei den 36 Proficlubs in der ersten und zweiten Bundesliga insgesamt zehn positive Fälle. Bei einem Gesamttestvolumen von über 1.700 ist das noch kein Problem. Viel schwerwiegener war da am Montag eher das Video, das Salomon Kalou live vom Trainingsgeländer der Hertha streamte.
Dort wurden die “Corona-Regeln” der DFL gleich mehrfach verletzt, der Stürmer besang das Virus höhnisch und wedelte mit seinem Gehaltsscheck herum. “Da hat die Bundesliga ein klassisches Eigentor geschossen”, stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fest. Immerhin: Hertha reagierte und schmiss den Ivorer noch am selben Abend raus.
Kann die Saison bis zum 30. Juni beendet werden?
Die politischen Entscheidungsträger werden sich von diesem peinlichen Vorkommnis von ihrer Meinung auch nicht mehr abbringen lassen. Das Konzept der DFL (Deutsche Fußball Liga) wurde von allen Stellen als schlüssig befunden. Ab dem 15. Mai sollen die geplanten Geisterspiele durchgeführt werden.
Die Bundesliga darf also hoffen, die aktuelle Saison tatsächlich bis zum 30. Juni zu beenden. Das wäre terminlich und vor allem wirtschaftlich enorm wichtig für die Clubs. Gelingen wird dies aber nur, wenn sich jeder einzelne Profi ab sofort zusammenreißt. Das macht Manuel Neuer in einem aktuellen Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung deutlich.
Neuer erinnert die Profis an ihre Verantwortung
“Wir haben eine große Verantwortung für den gesamten Berufsstand. Es kommt jetzt auf auf uns an! Jeder Einzelne von uns muss das Konzept der DFL diszipliniert mit Leben füllen. Falls das nicht gelingt, wäre ein Saisonabbruch die Folge – und dann wird es die Bundesliga in der jetzigen Form nicht mehr geben”, so Neuer.
Der Kapitän der Nationalmannschaft erinnerte auch noch einmal an den WM-Triumph von 2014: “Als wir damals in Rio den Janeiro Weltmeister wurden, waren wir die Lieblinge der gesamten Nation. Jetzt tragen wir ein anderes Trikot: das der gesellschaftlichen Vorbilder.”