Der 1. FC Union Berlin steht vielleicht für das letzte Stück Fußball-Romantik in der ersten Bundesliga, aber die kapitalistischen Gesetze der Branche machen auch vor dem Kultclub nicht Halt. Und genau deswegen wird der langjährige Stammtorwart und Publikumsliebling Rafal Gikiewicz die Eisernen nach der laufenden Saison verlassen – aus finanziellen Gründen. Schon seit Monaten waren die Gespräche rund um eine Vertragsverlängerung schwierig, jetzt sind die Verhandlungen endgültig geplatzt. Dem Vernehmen nach hatte der Keeper eine saftige Erhöhung seiner Bezüge gefordert, die Union-Bosse lehnten dies vehement ab. Nun muss sich der Hauptstadt-Club einen neuen Tothüter suchen, während es Gikiewicz wohl zum FC Schalke 04 zieht.
Wenn Vertragsverhandlungen zwischen einem beliebten Spieler und einem Verein scheitern, dann hat meistens der Club den Schwarzen Peter. Das ist auch im Fall von Rafal Gikiewicz und Union Berlin nicht anders. In den sozialen Medien tobten die Union-Fans, als die Trennung vom Torhüter offiziell bekannt wurde.
Union zieht Vertragsangebot zurück
Das liegt auch daran, dass eben der Verein und nicht Gikiewicz die Gespräche abgebrochen hat. Offenbar lagen die Forderungen des polnischen Keepers so weit über den Möglichkeiten der Berliner, das weitere Verhandlungen keinen Sinn mehr ergeben haben.
Unions Geschäftsführer Oliver Ruhnert verpackte all dies in einem nüchternen Statement: “Wir konnten uns in mehreren Gesprächsrunden wirtschaftlich nicht einigen. Ein neues Vertragsangebot wird es jetzt nicht mehr geben. Wir werden uns auf der Torwartposition neu orientieren.”
Gikiewicz hat zu hoch gepokert
Die Anhänger der Eisernen nannten dies bei Twitter und Facebook wahlweise “schäbig” und “skandalös”. Man könne einen so verdienten Spieler doch nicht einfach wegschicken, so der Tenor. Tatsächlich scheint es aber so zu sein, als wenn Gikiewicz sein Blatt schlichtweg überreizt hat.
Dass bei Union die Bäume finanziell nicht in den Himmel wachsen, ist bekannt. Trotzdem pochte der Torwart auf einen neuen Vertrag, der ihn Gerüchten zu Folge zum Top-Verdiener bei den Eisernen gemacht hätte. Gikiewicz soll ein offizielles Angebot von Schalke 04 auf dem Tisch haben. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, warum der Keeper in den Gesprächen mit Union so hoch gepokert hat.
Tor gegen Heidenheim bleibt unvergessen
Nun wird für Gikiewicz die Eisernen nach zwei überaus erfolgreichen Jahren also verlassen. “Wir haben schon 30 Punkte auf dem Konto und beste Chancen auf dem Klassenerhalt. Dieses Ziel will ich mit Union unbedingt noch erreichen. Und dann wird es einen neuen Verein in meinem Leben geben”, so der Torwart.
Unvergessen bleibt wohl vor allem eine Szene vom 7. Oktober 2018: Im Zweitligaspiel gegen den 1. FC Heidenheim lag Union bis in die letzte Spielminute mit 0:1 zurück. Gikiewicz ging bei einer Standardsituation mit nach vorne und erzielte per Kopf den Ausgleichstreffer. Es war vor allem auch dieser Treffer, der dem Keeper bei Union-Fans seinen Kultstatus bescherte.
Holt Union jetzt Jeroen Zoet?
Als Nachfolger für Gikiewicz soll Union Berlin bereits einen konkreten Kandidaten im Auge haben. Niederländische Medien berichten von großem Interesse an Jeroen Zoet, der momentan beim FC Utrecht unter Vertrag steht. Sollte der Deal scheitern, könnte Union auch auf eine interne Lösung setzen. Dann käme es wohl zum Wettstreit zwischen den drei relativ unerfahrenen Torhütern Moritz Nicolas, Jakob Busk und Lennart Moser.