Die Spatzen an der Säbener Straße hatten es in den vergangenen Wochen bereits von den Dächern gepfiffen, jetzt wurde die Entscheidung auch offiziell verkündet: Hansi Flick bleibt langfristig der Cheftrainer beim FC Bayern München. Der Deutsche Meister hat den Coach mit einem langfristigen Vertrag bis ins Jahr 2023 ausgestattet – ein enormer Vertrauensbeweis. Damit setzen die Bayern-Bosse wie erwartet auf eine interne Lösung, statt einen internationalen Star-Trainer zu holen. Flick hatte die Mannschaft ursprünglich nur als Interimscoach übernommen, aber dann eine Erfolgsserie von 18 Siegen in 21 Pflichtspielen hingelegt.
Hansi Flick unterschreibt einen Dreijahresvertrag als Cheftrainer beim FC Bayern? Wer das vor einem Jahr vorausgesagt hätte, wäre wohl für geisteskrank erklärt worden. Aber so schnell ändern sich die Dinge manchmal im Fußball.
Flick zunächst nur Platzhalter
Erst im Sommer hatten die Bayern den ehemaligen Assistenten von Bundestrainer Joachim Löw aus der sportlichen Versenkung geholt – als Co-Trainer von Niko Kovac. Flick sollte wie in eigentlich in seiner gesamten Karriere im Schatten stehen, in der zweiten Reihe. Der “loyale Hansi” schien der perfekte Mann zu sein, um Kovac den Rücken frei zu halten.
Dann aber nahm die Saison für die Bayern einen negativen Verlauf, nach der peinlichen 1:5-Pleite gegen Eintracht Frankfurt war Kovac nicht mehr zu halten. Flick war die logische Wahl, als die Bayern kurzfristig einen Platzhalter suchten. Flick sollte das Team für ein, zwei Spiele betreuen.
Internationale Top-Trainer wurden gehandelt
Derweil wurde wild spekuliert: Arsene Wenger, Jose Mourinho, Mauricio Pochettino, Massimiliano Allegri, Erik ten Hag, Zinedine Zidane – welchen klangvollen Trainernamen würden die Bayern wohl nach München locken?
Mit Flick als langfristige Lösung rechnete da noch keiner. Aber die Leistung der Mannschaft sprach für sich: Die Profis sprühten plötzlich wieder vor Spielfreude, das Top-Spiel gegen den BVB (4:0) wurde zu einer Gala. Schnell bekam Flick eine Garantie bis zur Winterpause. Anfang des Jahres hieß es dann, er dürfe auf jeden Fall bis Saisonende bleiben.
Andeutung von Rummenigge
Die sportliche Bilanz wurde unterdessen immer besser. In der Bundesliga haben die Bayern die Tabellenführung zurück erobert, in der Champions League ist der Schritt ins Viertelfinale nur noch Formsache. Und auch im DFB-Pokal sind die Bayern noch dabei (Halbfinale) und der große Favorit auf die Titelverteidigung. Selbst das Triple ist also noch möglich.
Dass die Bayern sich nun endgültig für Flick entscheiden würden, kam daher nicht mehr ganz überraschend. Schon nach dem 3:0-Sieg beim FC Chelsea im Februar hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge dem Trainer ein vielsagendes Geschenk zum Geburtstag überreicht: “In dem roten Päckchen ist übrigens ein Stift. Und mit Stiften unterschreibt man in München ja manchmal auch Verträge.”
Flick war schon Spieler beim FC Bayern
Ungewöhnlich ist derzeit wohl nur der Zeitpunkt für die Vertragsverlängerung. Denn bei fast allen Proficlubs liegen die Personalplanungen wegen der Corona-Krise komplett auf Eis. Umso mehr macht dies deutlich, wie sehr die Bayern von Flick überzeugt sind.
“Für uns war wichtig, dass der Trainer auch die Philosophie des Clubs versteht. Hansi Flick war ja schon Spieler bei uns, dann zunächst Co-Trainer. Jetzt ist er unser Cheftrainer. Ich denke, das ist ein guter Weg mit viel Kontinuität”, so Oliver Kahn.