Derzeit gibt es im Weltsport fast nur ein einziges Thema: das Coronavirus. Die Pandemie hat für komplettes Chaos im Terminkalender gesorgt, fast alle Ligen und Wettbewerbe befinden sich in einer Zwangspause. Das Fatale an dieser Situation: Niemand weiß momentan, wann es weitergehen kann. Damit wachsen die Sorgen im Profifußball, denn hier ist der wirtschaftliche Druck enorm. Je länger der Ball nicht rollen kann, desto stärker werden diverse Vereine von der Insolvenz bedroht sein. Knackpunkt sind vor allem die überlebenswichtigen Einnahmen aus der TV-Vermarktung. Deswegen soll die laufende Saison auf jeden Fall zu Ende gespielt werden – vor leeren Rängen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) arbeitet hinter den Kulissen jetzt schon an einem Zeitplan. Ab Mitte Mai sollen die Geisterspiele in der Bundesliga stattfinden.
Wie lange müssen sich die Fußball-Fans in Deutschland noch gedulden? Die letzte Partie in der Bundesliga war das Nachholspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln (2:1) am 11. März. Seitdem ruht der Ball in der höchsten deutschen Spielklasse – und in allen anderen Ligen bis hinunter in die Kreisliga.
Geisterspiele – oder überhaupt kein Fußball
Schon das Rheinderby zwischen Gladbach und Köln fand vor leeren Rängen statt – und an dieses Szenario wird man sich wohl noch für viele Monate gewöhnen müssen. Wann wieder Großveranstaltungen mit 50.000 Zuschauern oder mehr in einem Stadion stattfinden können, das ist momentan nicht mal im Ansatz abzusehen.
Das ist inzwischen auch bei den Fans angekommen. Die allgemeine Meinung zu Geisterspielen hat sich zuletzt deutlich gedreht, die breiten Ablehnung ist inzwischen einem pragmatischen Realitätssinn gewichen. Denn die Wahl lautet ganz einfach: Entweder Spiele ohne Zuschauer – oder gar kein Fußball mehr für viele Monate.
Vereine sind auf TV-Gelder angewiesen
Für die Clubs ist vor allem der finanzielle Aspekt entscheidend. Wenn keine Partien stattfinden, dann fließen auch die TV-Gelder nicht. Und das würde viele Vereine schon sehr bald in arge Bedrängnis bringen. DFL-Chef Christian Seifert hat es auf den Punkt gebracht: “Die Bundesliga stellt ein Produkt für die Fernsehsender her. Das muss man in diesen Zeiten vielleicht mal so klar formulieren.”
Die Vertreter der Vereine und des Ligaverbands sind sich einig: Es soll so schnell wie möglich wieder gespielt werden, die laufende Saison soll in jedem Fall zu Ende gebracht werden. Nur wie? Und vor allem: wann?
Ab Mitte Mai soll der Ball wieder rollen
Offiziell hat die DFL den Spielbetrieb jetzt bis zum 30. April ausgesetzt, die Clubs müssen nur noch formal zustimmen. Bis dahin wird hinter den Kulissen fieberhaft an einem Modell gearbeitet, das die geplanten Geisterspiele möglich macht – und zwar ab Mitte Mai. Diesen Zeitrahmen hat man sich intern jetzt gesteckt, wie aus mehreren Quellen zu hören ist.
Die Bosse der DFL sind gewillt, zur Not auch juristisch für eine Genehmigung zu streiten. Das Argument lautet wie folgt: In Deutschland darf jeder Arbeitnehmer weiterhin seinen Beruf ausüben – sei es im Büro oder auf der Baustelle. Warum soll dies nicht für Profifußballer gelten?
Auch Fußballprofis haben ein Recht auf Berufsausübung
Während der Spiele sollen sich im Stadion ausnahmslos Menschen aufhalten, die dort ihrem Beruf nachgehen. Das gilt für die Spieler, wie für Schiedsrichter, Offizielle und Medienvertreter. Die Empfehlungen der Gesundheitsämter werden dabei bestmöglich befolgt, alles soll möglichst minimalistisch und effizient ablaufen.
Inzwischen mehren sich auch in der Politik die Stimmen, die auf die besondere Situation der Bundesliga aufmerksam machen. Immerhin hängen am Profifußball in Deutschland etwa 80.000 Arbeitsplätze. Allein ein Club wie Borussia Dortmund ist Arbeitgeber für knapp 900 Mitarbeiter.