Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus sind momentan noch nicht einmal im Ansatz einzuschätzen – das gilt auch für den Profifußball in Deutschland. Je länger der Ball nicht rollt, desto größer wird der finanzielle Schaden für die Clubs in den höchsten Ligen. Vor allem die Fernsehgelder sind für die meisten Vereine überlebenswichtig. Sollten die Einnahmen aus der TV-Vermarktung für mehrere Monate wegfallen, dann wird es schon sehr schnell um die Existenz gehen. Inzwischen gibt es keine Denkverbote mehr, wenn es um Lösungen für diese gefährliche Krise geht. Es mehren sich die Stimmen, die einen Gehaltsverzicht der Großverdiener in der Fußball-Branche fordern. In Dortmund geht jetzt einer mit gutem Beispiel voran.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war der erste, der es laut ausgesprochen hat: “Im Fußball werden viele Millionen verdient. Und jetzt ist Solidarität gefragt – nicht nur von den Vereinen, sondern auch von den Spielern. Ich fände es daher in Ordnung, wenn Profis mit den ganz großen Gehältern jetzt etwas zurückhaltender wären mit dem Geld. Es geht ja auch um die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs.”
Seifert hat Verständnis für Söder
Dafür hatte Söder teilweise scharfe Kritik geernet, unter anderem von Kölns Sportchef Horst Heldt. Der hatte den Vorstoß Söders als “populistische Scheißhausparole” und “Unverschämtheit” bezeichnet.
Anders äußerste sich der Boss der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christian Seifert: “Markus Söder hat nur das ausgesprochen, was viele Leute denken. Es wird eventuell darum gehen, den Kollaps der Bundesliga zu verhindern. Und da müssen viele einen Beitrag leisten – auch die Spieler. Und ich weiß auch, dass es in vielen Vereinen schon entsprechende Gespräche gibt.”
Löw und Bierhoff verzichten ebenfalls
Öffentlich sind die meisten Profis allerdings noch zurückhaltend, wenn es um einen möglichen Gehaltsverzicht geht. Stattdessen hört man weltweit von Spenden, etwa von der deutschen Nationalmannschaft oder von Liverpools Sadio Mané.
Es tut sich allerdings schon etwas auf der Ebene der Funktionäre. So bestätigte DFB-Präsident Fritz Keller auf einer Video-Pressekonferenz am Mittwoch, dass Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff von sich aus vorgeschlagen hätten, auf einen Teil ihrer Einkünfte zu verzichten.
Watzke-Gehalt wird um ein Drittel gekürzt
Ähnliches hört man nun aus Dortmund. Wie der kicker in seiner Ausgabe vom Donnerstag berichtet ist es dort Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der seine Bezüge freiwillig zurückschraubt. So lange die Bundesliga pausiert, wird das Gehalt von Watzke um rund ein Drittel gekürzt. Bei einem Jahresverdient von geschätzten zwei Millionen Euro sicherlich auch zu verschmerzen.
Wann ziehen die Profis nach?
Wann es ähnliche Initiativen bei den Spielern geben wird, scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Beim VfL Wolfsburg hat Geschäftsführer Jörg Schmadtke die Mannschaft offenbar bereits auf Einschnitte eingestimmt. Vom FC Bayern meldete sich Manuel Neuer zu Wort: “Natürlich macht man sich Gedanken, wie man mit dieser Situation am besten umgeht.”
Auch Sebastian Rode von Eintracht Frankfurt deutete Gesprächsbereitschaft an: “Wir haben als Fußballprofis eine soziale Verantwortung. Wenn es hart auf hart kommt, muss intern über alles diskutiert werden.”
Kurzarbeit in Meppen
Viele kleinere Vereine in der zweiten und dritten Liga haben bereits erste Maßnahmen ergriffen, um den finanziellen Schaden einzudämmen. Der SV Meppen hat bereits für seine Spieler und Mitarbeiter einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Stefan Gette – der Finanzchef des Drittligisten – sagte dazu: “Wir müssen radikal sparen, um eine Insolvenz zu vermeiden.”