Die Fans und Verantwortlichen bei Werder Bremen müssen sich derzeit vorkommen wie in einem Alptraum. In der Bundesliga taumelt der Traditionsverein dem Abstiegs in die zweite Bundesliga entgegen. Im DFB-Pokal flog die Mannschaft am Mittwoch nach einem 0:2 bei Eintracht Frankfurt im Viertelfinale raus. Und dann wird auch noch die Verletztenliste immer länger. Beim Pokalfight in Frankfurt verletzten sich Abwehrspieler Ömer Toprak und Torwart Jiri Pavlenka. Der Keeper hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen und wird Werder wochenlang fehlen. Trainer Florian Kohfeldt flüchtet sich vor dem Abstiegskracher gegen Hertha in Durchhalteparolen.
Wie viele Rückschläge kann ein Team verkraften, dem das Wasser ohnehin schon bis zum Hals steht? In Bremen gibt man sich weiter kämpferisch, obwohl die Mannschaft in der Liga zuletzt fünf Spiele in Folge verloren hat und auf dem vorletzten Tabellenplatz klebt. Es warten entscheidende Wochen – und ausgerechnet jetzt wird die Personaldecke immer dünner.
Toprak hatte Glück im Unglück
Übel erwischte es am Mittwoch in Frankfurt zunächst Ömer Toprak. Der Innenverteidiger wurde in der Nachspielzeit von Frankfurts Filip Kostic brutal gefoult und musste unter Schmerzen vom Platz getragen werden. Da musste man bereits das Schlimmste befürchten, einen Tag später gab es dann aber leichte Entwarnung.
Gebrochen ist bei Toprak nichts, der Deutsch-Türke hat sich “nur” eine heftige Risswunde in der Wade zugezogen. Das wichtige Auswärtsspiel bei Hertha BSC am jetzigen Samstag wird Toprak verpassen, aber in der kommenden Woche dürfte der Ex-Dortmunder wieder ins Training einsteigen können.
Pavlenka wird wochenlang fehlen
Nicht ganz so positiv ist die Diagnose bei Stammkeeper Jiri Pavlenka. Wie Werder am Donnerstag bestätigte, hat sich auch der Torwart beim Pokalspiel gegen die Eintracht verletzt. Pavlenka leidet unter einem Muskelfaserriss in den Adduktoren, er wird wohl mindestens drei Wochen ausfallen.
Kapino rückt zwischen die Pfosten
Die Nachricht traf alle in Bremen wie ein Schock, denn Pavlenka war in der laufenden Saison einer der wenigen Lichtblicke und stets ein souveräner Rückhalt. In den wohl vorentscheidenden Partien im Kampf um den Klassenerhalt muss Werder also jetzt seiner etatmäßigen Nummer zwei im Kasten vertrauen: Stefanos Kapino. Auch für den 25-Jährigen ist diese Situation eine Herausforderung, denn er hat in dieser Spielzeit noch kein einziges Pflichtspiel absolviert.
Coach Florian Kohfeldt versucht schon mal, seinem Ersatzkeeper den Rücken zu stärken: “Natürlich schächt uns der Ausfall von Jiri Pavlenka. Aber Stefanos Kapino hat in den Testspielen und im Training immer einen super Eindruck gemacht. Von daher mache ich mir da überhaupt keine Sorgen.”
Abstieg rückt immer näher
Und schließlich wäre es fatal, wenn auf Bremen in der aktuellen Lage auch noch ein Torwartproblem zukommen sollte. Denn Werder muss dringend die Wende schaffen, so langsam läuft die Zeit davon. Der Abstand zum rettenden Tabellenplatz 15 beträgt jetzt schon acht Punkte. Deswegen gibt es viele bei den Grün-Weißen, die einen direkten Klassenerhalt schon abgeschrieben haben. Notfalls muss es über die Relegation klappen. Aber auch dafür müsste Werder noch einen Tabellenplatz klettern, derzeit hat Fortuna Düsseldorf vier Zähler mehr auf dem Konto.
Die Partie bei Hertha BSC (Samstag, 15:30 Uhr) hat deshalb eine überragende Bedeutung, der Druck ist gigantisch. Werder darf sich eine Niederlage eigentlich nicht erlauben, sonst wird es zappenduster an der Weser.